Timmendorfer Strand – Henry Thom hat es aktuell wahrlich nicht leicht. Der Trainer von Eishockey-Oberligist EHC Timmendorfer Strand hat mit seiner Mannschaft das Saisonziel deutlich verfehlt und nach den letzten Darbietungen gegen Wedemark und Langenhagen wurde sogar von Einzelnen öffentlich die Trainerfrage gestellt. Dazu werden immer wieder einzelne Spieler und auch Neuzugänge hart kritisiert. Keine leichte Situation für den durchaus erfolgsverwöhnten Trainer; immerhin bereitet ihm die aktuelle Jugendarbeit viel Freude. Die aktuelle Hallensituation erweist sich allerdings als weiteres Problemfeld.

Es war nicht schön anzuschauen, was die Timmendorfer Beach Boys vor zehn Tagen aufs Eis brachten. Mutlos, ohne Biss, ohne Einsatz und mit völlig falscher Körpersprache ergaben sich die Timmendorfer Kufencracks in ihr Schicksal und kamen letztlich verdient unter die Räder. Dass nach der großen Ergebniskrise zum Ende des letzten Jahres nun auch noch eine Spielerische kommt, hatte niemand so wirklich erwartet.  Dass jetzt der Trainer in der Kritik steht, sei verständlich meint HL-SPORTS-Redakteur Christian Schülling, der die Beach Boys begleitet. Er sagt aber auch: „Es bringt wenig, wenn man so kurz vor Saisonende den Trainer anzählt. Zumal die Mannschaft den Großteil der Saison ganz gut gespielt hat, nur die Ergebnisse blieben häufig aus. Und für eine verfehlte Kaderplanung kann ein Trainer, der praktisch kommt, wenn der Drops gelutscht ist, auch nichts.“

So musste Thom mit den Spielern arbeiten, die er hatte. Viele Spieler bringen ihr Leistungsvermögen nicht aufs Eis, wobei neben den Torhütern besonders die dritte Reihe um Tauno Zobel und Rino Schroeder im Zentrum der Kritik viele Fans steht. Vor allem Zobel konnte die Vorschusslorbeeren des letzten Sommers nicht bestätigen.
In Zeiten knapper Kassen waren auch lange keine Nachverpflichtungen und Spielertausche möglich; nun scheint es zu spät zu sein, zumal einzelne Transfers nicht klappten. Henry Thom sagt dazu: „Wir sind nur bereit, Spieler zu verpflichten, wenn sie uns auch in der nächsten Saison zur Verfügung stehen. Dies hat aus diversen Gründen bisher nicht geklappt.“
Gleichzeitig kündigte er aber auch an, dass es Veränderungen in der Mannschaft geben wird.

Ein, schon seit einigen Wochen, häufig geäußerter Kritikpunkt ist die fehlende Eiszeit für die ganz jungen Spieler. Vor allem Felix Dettmer und Tjalf Caesar, aber auch Niklas Kühn und Finn-Luka Zorn gelten als Spieler mit Perspektive und saßen schon öfters bei den Beach Boys auf der Bank. Gespielt haben sie aber nur sehr selten. Nicht wenige hätten sie gerne öfters auf dem Eis gesehen, doch hier hat Henry Thom eine klare Meinung: „Sie haben noch Defizite im taktischen Bereich, daher bringt es nichts, sie zu verheizen. Folglich trainieren sie „nur“ mit und bekommen ihre Eiszeit vor allem bei der 1b und in der Jugend-Mannschaft.“
Dennoch sieht der Trainer bei den Spielern eine positive Entwicklung und ist sich sicher, dass man den Einen oder Anderen in der ersten Mannschaft sehen wird: „Zwei bis drei Spieler werden ihre feste Eiszeit bekommen.“

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Ein gutes Zeugnis stellt Thom, der auch Jugendkoordinator ist, dem Jugendbereich aus. Der EHCT bringt in jeder Altersklasse eine Mannschaft an den Start, wenn auch oft nur durch Spielgemeinschaften. Dennoch lobt Thom sowohl den Einsatz wie auch die Trainingsbeteiligung des Timmendorfer Nachwuchses. Mit Nils Apel, Goalie der Knabenmannschaft, hat es sogar ein Spieler auf die Zettel des Verbandes gebracht und wird zu den U13-Lehrgängen des LEV eingeladen.
Aber auch bei den ganz Kleinen ist eine sehr positive Entwicklung abzusehen. Mehr als 40 Spieler stehen in den Kadern von Klein- und Kleinstschülern, ferner konnten zehn Kinder gebunden werden, welche in der Laufschule das Schlittschuh-ABC gelernt haben. „Wir schaffen es dazu immer, dass wir mindestens zwei Trainer auf dem Eis“, sagt Thom, der voll des Lobes für seine Trainer ist: „Der Dank gilt Sven Gösch, Marc Vorderbrüggen, Vojtech Suchomer und allen anderen Trainern und Betreuern, die dies ermöglichen.“

Die Zukunft scheint also gemacht  zu sein für die Timmendorfer, auch wenn „Sir Henry“ betont, dass man den Einsatz speziell im Jugendbereich und der Nachwuchsgewinnung nicht vermindern darf. Einzig die Eiszeiten machen dem Jugendkoordinator sorgen, einen Seitenhieb gegen die Betreibergesellschaft des ETC kann er sich dabei nicht verkneifen: „Wir könnten noch mehr Eiszeiten, speziell für die Mannschaften mit vielen Spielern oder ein gesondertes Torwarttraining, gebrauchen. Leider ist dies mit dem Betreiber nicht machbar, außer wir bezahlen es…“

Apropos ETC: der in die Jahre gekommene Kult-Eistempel wird immer mehr zum Ärgernis für alle Beteiligten. Lange Zeit waren kalte Duschen und eher mittelprächtige sanitäre Anlagen ein Problem, nun kommen auch noch Probleme mit der Kühlanlage sowie daraus resultierendes, schlechtes Eis und die Abschaltung der Heizung hinzu.
Wenig hilfreich ist dabei, dass die Stimmung zwischen der Gemeinde als Verpächter und dem Betreiber als Pächter vergiftet ist. Man traf sich dazu auch schon vor Gericht. Wie es weitergehen wird mit dem ETC ist ungewiss, dafür kocht die Gerüchteküche praktisch über. Von einer neuen Betreibergesellschaft, die schon im Frühjahr das Zepter übernimmt, ist hier und da die Rede, aber auch von einem Hallenneubau oder einer Schließung des ETC ohne Ersatz ist zu hören.
Eine klare Positionierung der Politik steht dabei aber auch aus, trotz aller Bekundungen, den Eissport in Timmendorf zu erhalten.

Keine einfache Situation für den EHC Timmendorfer Strand und seinen Trainer, man wird sich wohl wieder auf einen langen Sommer einstellen müssen.

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