Lübeck – Fußballer wollen Fußballspielen. Am liebsten jeden Tag und wenn „Mann“ selbst nicht kickt, läuft irgendwo ein Ticker oder ein Partie im Fernsehen. Und sei es die achte Wiederholung der Bundesliga oder des WM-Finals. In der Zeit zwischen Mitte Dezember und Mitte Februar ist ansonsten nichts los auf den Plätzen und in den Stadien. HL-SPORTS hat sich dazu Gedanken gemacht und einige Meinungen eingeholt.
Die Frage, die sich stellt, lautet: Muss es überhaupt eine Winterpause geben?
Die sogenannte „Winterpause“ hat den Hintergrund, dass während der kalten Monate der Ball ruht. Spielausfälle waren früher der Grund für diese Zwangspause. Doch schaut man sich die Gegenwart an, ist von Kälte nichts zu spüren. Zumindest nicht im Dezember und Anfang Januar. Bis zu 16 Grad lassen die Kicker inzwischen am Heiligabend grillen. T-Shirts und kurze Hosen werden nicht auf dem Platz angezogen, dafür aber im Garten spazieren getragen.
Dann, wenn es wieder losgehen soll, kommt er – der Winter. Schnee – und vereiste Plätze machen einen regulären Spielbetrieb dann nicht möglich. Macht es da nicht Sinn, die Pause nach hinten zu verschieben oder gleich ganz zu streichen? Andere europäische Länder machen es vor. In England, dem Mutterland des Fußballs, schaut man verdutzt auf den Kontinent. Auf der Insel gibt es keine lange Pause. In England wird so gut wie durchgespielt. Nur einen kleinen 14-tägigen Urlaub gönnt man sich rund um London. Genauso sieht es in Spanien, Frankreich oder anderen Ländern aus.
Warum geht das nicht auch in Deutschland und was sagt die Basis dazu?
HL-SPORTS hat sich in Lübeck einmal umgehört. Hier die Antworten:
Jan Sebastian Berr (Co-Trainer bei Verbandsligist Eintracht Groß Grönau): „Ich persönlich bin für eine Umstrukturierung und denke, dass man das gesellschaftlicher betrachten sollte. Meiner Meinung nach sollte man die Saison nach hinten raus etwas verlängern. Warum muss man inklusive Relegationsrunden Mitte Juni durch sein? Die Mannschaften werden zumeist oft jünger, haben viele Schüler und Studenten, die ab Ende Juli bis zum Teil Mitte September irgendwo Urlaub machen. Warum startet man also nicht Ende August, so wie früher? Dann bräuchte man, wenn man durchspielen würde, was ich durchaus befürworte, auch nicht diese drei (inklusive Pokalrunde), vier englischen Wochen im August, wo es aufgrund von Urlauben Immer wieder zu Engpässen personeller Art kommt. Denn immerhin gibt es ja auch noch Leute die keine geregelten Arbeitszeiten haben oder Schichtdienst machen, so dass ich Wochenspiele hier nicht optimal finde. Ich sehe diese drei geplanten englischen Wochen zu Saisonbeginn als versteckte Wettbewerbsverzerrung an. Mannschaften, die finanzielle Möglichkeiten stellen, werden immer stets mehr Personal in solchen Saisonabschnitten abstellen können oder mehr Motivation bei den Spielern erkennen, sich die Zeit zu holen, da es sonst an die Geldbörse geht.
Kambiz Tafazoli (Trainer der SG Siems-Dänischburg und Spieler beim TSV Siems): „Die Winterpause ist zwar zeitgemäß, aber sie ist viel zu lang.“
Klaus Alves (Abteilungsleiter beim VfL Bad Schwartau): „Die letzten Jahre haben gezeigt, dass wenn es im Februar oder März wieder losgehen sollte, die Platzverhältnisse so schlecht waren, dass Ausfälle an der Tagesordnung waren. Ich plädiere dafür, dass man im alten Jahr so lange wie möglich spielt und die obligatorische Winterpause wegfallen lassen sollte.“
Wolf Müller (Sportvorstand beim VfB Lübeck): „Ich finde die Pause insbesondere wegen der zumeist unvorhersehbaren Witterungsbedingungen sinnvoll. Die Spiele wären zu dieser Zeit ohnehin regelmäßig abzusagen. Viel interessanter finde ich die Frage, ob man nicht die Sommerpause abschaffen sollte, um das gute Wetter dieser Zeit zu nutzen. Die Winterpause wäre dann entsprechend länger.“
Boris Hoffmann (2. Vorsitzender KFV Lübeck): Das ist ein schwieriges Thema. Es gibt für beides Vor – und- Nachteile. Das größte Problem sehe ich darin, wenn tatsächlich der Winter kommt, wird hier nix mehr gehen. Auch auf Kunstrasenplätzen darf bei einer bestimmten Temperatur nicht gespielt werden. Und sofern nach Saisonende gleich die Relegationsspiele anfangen, bricht hier das Chaos aus. Bedenklich finde ich auch, dass es keine echte Sommerpause mehr gibt. Die Saison ist beendet und kurz danach fängt die Vorbereitung an. Ein Beispiel ist der traditionelle MuM Cup. Aber es ist ja so gewünscht.“
Hanifi Demir (Abteilungsleiter und Frauen-Trainer beim Eichholzer SV): „Ich finde, eine Winterpause angebracht. Über die Länge lässt sich sicherlich streiten. Der Dezember könnte zum Beispiel voll ausgenutzt werden, wenn es wettertechnisch geht. Viel wichtiger finde ich, dass die Saison länger gespielt werden kann und dadurch später beginnt. Einige Teams sind teilweise Mitte Mai durch in den unteren Klassen. Im Juni hätten Abendspiele meiner Meinung etwas, da findet auch keine WM oder EM statt. Der Saisonstart sollte Ende August sein, da sind „alle“ aus dem Urlaub zurück.“
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