Lübeck – Als der Timmendorfer Storm am 13. März die Meisterschaft in der Eishockey Landesliga perfekt machte, da gönnte er sich „nur“ ein Bierchen und ließ seine Jungs feiern. Dabei hatte Marc Vorderbrüggen fast schon historisches geschafft, denn mit 22 Jahren Meistertrainer einer Herrenmannschaft zu werden dürfte in Deutschland einmalig sein. In Timmendorf ist es das auf jeden Fall! Doch vor diesem Triumph liegt eine lange Leidenszeit und eine fast schon tragische Geschichte, denn vor nicht allzu langer Zeit galt Vorderbrüggen als großes Talent im deutschen Eishockey.

In seiner Junioren-Zeit war Vorderbrüggen auf dem Eishockeyinternat der Eisbären Berlin zu Hause und spielte für die Eisbären Juniors in der höchsten deutschen Spielklasse; nicht wenige Scouts und Trainer trauten ihm auf Grund seiner starken körperlichen Präsenz eine Profikarriere zu. Davon zeugen auch vier Länderspiele für die U18-Nationalmannschaft, in einem durchaus starken 93er Jahrgang. Doch im Gegensatz zu Spielern wie Tobias Rieder (Phoenix Coyotes/NHL), Daniel Fischbuch (Düsseldorfer EG) oder Leo Pföderl (Nürnberg Ice Tigers) blieb Vorderbrüggen die Profi-Karriere versagt. Der Traum zerschellte sprichwörtlich auf einer Bundesstraße in Bayern.

Im Sommer 2011 war Vorderbrüggen auf dem Weg zu einem Fototermin seines damaligen Clubs EC Peiting, als er mit einem LKW zusammenstieß und schwerst verletzt wurde. Zahlreiche Knochenbrüche, innere Verletzungen und mehrere Tage im Koma waren die Folge; nicht nur der Traum der Profikarriere war vorbei, auch das Leben hing am seidenen Faden. Doch der damals 18jährige kämpfte sich ins Leben zurück und schließlich auch auf das Eis. Nach über einem Jahr Pause gab er im DEB-Pokal 2012/13 sein Comeback auf dem Eis, auch wenn Vorderbrüggen nicht mehr ganz der Alte war. Mit Verbitterung blickt er aber nicht zurück: „Natürlich ist der Traum vom Profi mit dem Unfall gestorben, aber unter dem Strich kann ich dem Unfall sogar Gutes abgehen. Ich konnte mein Leben neu ordnen und es nun auch mehr genießen.“

Der Stürmer verließ Peiting und kam über Schweinfurt im Jahr 2013 zu den Beach Boys. „Es war ein absoluter Neuanfang für mich, denn nach einem weiteren Seuchenjahr (in Schweinfurt brach er sich erneut den Oberschenkel, Anm. d. Red.) war klar, dass es mit Eishockey allein nicht gehen wird und ich auch auf meine berufliche Zukunft achten muss. Das konnte und kann ich hier“, beschreibt Vorderbrüggen die Gründe für seinen Wechsel an die Ostsee. Doch auch in Timmendorf lief es zunächst nicht optimal, eine Verletzung in der zweiten Trainingswoche sorgte dafür, dass er zwei Monate nur zuschauen konnte. Als Vorderbrüggen dann wieder fit war, waren die Plätze in den ersten beiden Reihen vergeben. Aber auch im dritten Block brachte er sich ein und konnte nach drei harten Jahren endlich wieder Tore schießen. Viermal trug er sich bis Saisonende 2014 in die Timmendorfer Torschützenliste ein.

Doch eine erneute Oberschenkelverletzung kurz vor Saisonende ließ bei Vorderbrüggen die Erkenntnis reifen, dass es Zeit war, die Spielerkarriere zu beenden. „Es gibt ein Leben nach dem Sport und daran muss ich denken. Da mein Körper seit dem Unfall anfälliger, auch für schwerere Verletzungen, ist, war es der logische Schritt“, so Vorderbrüggen. Klar war aber auch, dass er dem Eishockey erhalten bleiben wollte und daher direkt hinter die Bande wechselte. So trainiert Vorderbrüggen seit Saisonbeginn die Junioren und seit Jahresbeginn die 1b (im Bild rechts im Landesliga-Finale). Eine Aufgabe, die ihm sehr viel Freude bereitet: „Es macht unglaublich viel Spaß und ich kann sowohl von Sven Gösch wie auch von Henry Thom viel lernen. Jetzt steht im Sommer der C-Lizenzlehrgang an.“ Und dann soll parallel zu seiner beruflichen Laufbahn auch die Trainer-Laufbahn voran kommen: „Irgendwann soll auch die A-Lizenz kommen und wer weiß, vielleicht trainiere  ich dann auch mal einen Oberligisten oder arbeite bei einem DEL-Club.“  Der Traum lebt also weiter!

Doch was hat den 22jährigen im letzten Sommer bewogen in Timmendorf zu bleiben? Schließlich wäre es ja naheliegend in diesen jungen Jahren in die Heimat nach Kaufbeuren zurückzukehren. Doch Vorderbrüggen hat auf diese Frage sogleich die passende Antwort parat: „Ich fühl mich einfach sauwohl hier im Norden und das ist das Wichtigste. Dazu habe ich meinen Ausbildungsplatz hier und meine Freundin kommt von hier. Also warum soll ich hier weggehen?“

Ansonsten ist Marc Vorderbrüggen ganz anders als junge Männer in seinem Alter. Ernsthaft, zurückhaltend, fast introvertiert wirkt er, wenn man ihm begegnet, dabei keineswegs unfreundlich. Dennoch war er für viele Fans schwer zu greifen, anders als beispielsweise seine Altersgenossen Kenneth Schnabel und Ex-Teamkollege André Gerartz, die deutlich extrovertierter und lockerer daher kommen. „Ich bin halt wie ich bin“, meint Vorderbrüggen: „Dadurch, dass ich mit 15 ins Internat nach Berlin gegangen bin, war ich früh auf mich allein gestellt. So bin ich vielleicht etwas früher erwachsen geworden als andere. Der Unfall und die Zeit danach haben den Rest dann dazu getan. Aber mit mir kann man auch viel Spaß haben.“

Woran Vorderbrüggen seinen Spaß findet, dass erfahrt im HL-SPORTS Fragebogen, den er natürlich ausfüllen musste.

Portrait:

Name: Vorderbrüggen Marc
 
Geburtstag: 26.01.1993

Geburtsort: Kaufbeuren

Größe: 1,88 m

Gewicht: 90 kg

Position: Trainer

Trikotnummer:

Verein: EHC Timmendorfer Strand 06 / Beach Boys, Storm

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Frühere Vereine: Tölz (Laufschule), ESV Kaufbeuren und EV Füssen (Nachwuchs), Eisbären Juniors Berlin (DNL), EC Peiting, ERV Schweinfurt und EHC Timmendorfer Strand (Seniorenbereich)

Privat mache/ bin ich gerne: was mit meiner Freundin, Fitnessstudio, mit Freunden PS4 spielen, durch Lübeck schlendern, etc

Lieblingsgericht: Reisauflauf von meiner Oma

Lieblingsgetränk: Cola

Lieblingsmusik: von allem etwas, aber eigtl viel Country

Lieblingsfilm: The Rock – Der Fels in der Brandung

Lieblingsort: Meine "Heimat" Berlin 🙂    

Haustier: Hase Spickey

Meine Vorbilder in der Jugend: Stefan Ustorf und mein Vater

Mein schönstes Erlebnis im Sport: Gibt mehrere, aber auf jeden Fall der dritte Platz mit den Eisbären Berlin, 2011 Meister mit Peiting und 2015 Meister mit Timmendorf Storm

Das Besondere in einem Spiel für mich war: etwas besonderes war es 2011 vor meinem Autounfall, bei der Meisterschaft mit Peiting in Kaufbeuren 3 Tore und 2 Vorlagen zu machen und somit meinen Teil dazu beitragen konnte (6:3-Sieg)

Ich möchte mit meinem Team und auch persönlich in Zukunft folgendes erreichen: Jeden Spieler kontinuirlich verbessern und somit immer mehr versuchen, die jungen Spieler in Richtung Oberliganiveau zu bringen . Ziel dieser Saison: So viel Spieler wie möglich bei Ihren Fortschritten zu beobachten und weiterhin zu verbessern und mit Storm versuchen den Pokal zu verteidigen

Ich spiele am liebsten in und warum: "Welli", denn es ist ein wahnsinnig cooles und altes Stadion, in dem ich meinen Start zur Profikarriere hatte und das beste Eis vorhanden ist, auf dem ich je war gestanden war.

Trainingsmotto: 110% geben, denn es gibt immer einen, der besser ist als du

Wo ich gerne einmal spielen möchte: Boston Bruins / TD Garden

Ich habe eine(n) Freund(in) (Ja oder Nein): JA

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