Lübeck – Die zweite Herrenmannschaft des VfB Lübeck Tischtennis machte einen Tag vor Wechselschluss (31. Mai) den Aufstieg in die Landesliga Süd mit einem dramatischen 9:7 in der Relegation gegen den TSV Ellerbek nahe Hamburg perfekt. Dabei waren die Mannen um Kapitän Philipp Schulz schon vor dem Start dezimiert: Stefan Otte konnte wegen eines beruflichen Termins nicht antreten und der dauerverletzte Finn Penderak fehlte ebenfalls. Dafür kamen Haudegen Mario Groß („Bums“) und Youngster Jan Freiberg zum Einsatz.
Schon der Weg zur Relegation war kurios, die Mannschaft startete in der Hinserie als hochgehandelter Mitfavorit denkbar schlecht mit 1:5 Punkten aus den ersten 3 Spielen und schloss mit einer Bilanz von 34:6, wobei gegen den späteren Meister VfL Bad Schwartau ein 9:5 und 8:8 zu Buche stand.
Im Vorfeld versuchten die Lübecker den anderthalb Stunden Weg nach Ellerbek noch zu vermeiden, weil sich Gerüchte auftaten, dass in der 1. Mannschaft der Ellerbeker die Nummer 1 und 2 zur nächsten Saison fehlen würden und dadurch die 2. Mannschaft durch ein Aufrücken der Spieler sehr geschwächt wäre und alle damit auf das Spiel verzichten könnten.
Zumindest in der telefonischen Terminabsprache war die Motivation zum Duell noch groß, welche aber aus Lübecker Sicht beim eigentlichen Spiel bei den jugendlichen Spielern völlig fehlte. Schon die Hallenöffnung kam 20 Minuten zu spät und das Aufbauen durften auch zum großen Teil die Gäste aus Lübeck übernehmen. Dieser Auftakt wirkte damit nicht nur unwillig, sondern auch unfreundlich auf die Grün-Weißen.
Doch der Auftakt in die Relegation lief verheißungsvoll: 3:0 Eingangsdoppel. Eine etwas eigenwillige Doppelaufstellung irritierte die zahlreichen mitgereisten, Fahnen wehenden Zuschauer, die übrigens klar in der Mehrheit gegenüber den Ellerbekern waren und auch besser vorbereitet!
Doppel 1 bildeten der mit großem Trainingsrückstand angetretene Tim von Burgsdorff und der nicht unbedingt als Doppelspezialist bekannte Marco Grage. Während das stärker eingeschätzte Doppel mit „Dancer“ Mario und dem gelernten Goalgetter „Philipp“ an Zwei platzierte. Dafür wurde den Youngstern Oliver Seeger (13) und Jan (19) die Aufgabe zugemutet, gegen die Abwehrspezialisten, und auf deutschen Meisterschaften erfolgreichen Senioren Pätzel und Volmer, anzutreten.
Die beiden ersten Doppel verliefen nach den ersten beiden Sätzen noch ausgeglichen, doch dann setzten sich die Lübecker ab und gewann im Gleichschritt mit 3:1. Im Duell Jung gegen Alt konnten sowohl Jan als auch Olli eine ausgezeichnete Leistung bringen und mit überlegten Topspin Tempowechseln den Abwehrrecken sensationell den Zahn ziehen.
Die Ellerbeker egalisierten durch zwei überlegene Siege im oberen Paarkreuz die Führung von 3:0 fast und kamen auf 3:2 heran. Wobei Philipp nach einer 2:0-Satzführung seine Lockerheit und sein Spinvermögen an der Platte verlor und Vater Marcel Schütt die Hand zur Gratulation schüttelte.
Tim verlor auch aufgrund seines riesigen Trainingsrückstands klar gegen Sohn Vincent.
Marco, konnte sein Einzel souverän mit 3:0 in Sätzen gewinnen und ein zwischenzeitliches 4:2 herausspielen. Olli war gegen Seniorenmeister Pätzel trotz sehr guter Ansätze mental überfordert und wurde von ihm oft mit Attacken gegen seine allzu hohen Schupfablagen überrascht, wobei die Bälle keinem klaren automatisierten Winkel folgten, sondern mit hoher Geschwindigkeit in die Ecken „eierten“. Mario schupfte sich daraufhin zu einem sehr klaren 3:0 Sieg gegen Youngster Mack.
Jan kämpfte gegen Hartmut Volmer bei seinem wohlbemerkt ersten Einsatz in der 2. Mannschaft mit der Quote seiner schnellen Topspins, lies sich aber leider nicht zu einem Spiel mit Tempowechseln hinreißen und verlor dadurch klar mit 0:3.
Beim Zwischenstand von 5:4 konnte Philipp gegen Sohn Vincent Schütt brillieren, wobei der Widerstand schon nach dem ersten Satz gebrochen war, den Philipp nach anfänglichem großem negativem Punktabstand noch für sich entscheiden konnte.
Tim konnte seine kämpferische Leistung leider nicht in Satzgewinne ummünzen und verlor sang- und klanglos mit 0:3. Beim Zwischenstand von 6:5 scheiterte Marco nun auch an dem unangenehm aufspielenden über 70 jährigen Pätzel, der ihm mit seinen Noppenbelägen und dem Schnittbällen aus seiner Vorhand zusehend entnervte.
Olli zeigte hingegen eine Glanzleistung gegen Floris Hasse mit 3:0 Sätzen lochte er zum Zwischenergebnis von 7:6 ein, welches Mario mit einem nie gefährdeten 3:1 zum 8:6 noch steigerte. Marco ging derweil zum Spielbericht und rechnete ad hoc die Satzdifferenz zwischen und tönte, dass die Differenz schon für den Gewinn der Relegation ausreichte und die Hansestädter den Aufstieg in die Landesliga Süd bereits erreicht hätten.
Leider stellte es sich jedoch als Fehlkalkulation heraus. Jan verlor sein Spiel nach mentalen Einbrüchen aber mit einer Superleistung mit 2:3 in Sätzen. Damit wurden die Rechnereien am Ende noch einmal aufgetan und die sechs brauchten im letzten Doppel nur noch einen Satzgewinn um den Aufstieg zu sichern. Zu dem Entsetzen der Lübecker war schnell ein 0:4 Zwischenstand erreicht, aber das war nur ein letztes Aufblitzen der Ellerbeker!
Alle Lübecker stimmten nach dem ersten Satzgewinn einen Jubelgesang an und das endgültige 9:7 durch den 3:1-Sieg des Schlussdoppels von Marco und Tim wurde nur noch zur Nebensache. So begannen die ausgelassene Feier der „Helden von Ellerbek“ und eine sittsame Rückfahrt nach Lübeck.