Lübeck – Euphorisch feierten am vergangenen Mittwoch die Grün-Weißen Anhänger den Landespokalerfolg über Holstein Kiel. Der VfB Lübeck ist damit Rekordsieger in diesem Wettbewerb, steht zu Recht im DFB-Pokal und geht einer positiven Zukunft entgegen. Spielerisch sieht das schon ganz gut aus, was die Mannschaft von Cheftrainer Denny Skwierczynski auf den Rasen brachte. Jetzt geht es in die Liga und da soll so einiges passieren.

Das 100-jährige Jubiläum soll 2019 mit der 3. Liga gekrönt werden. Daraus macht man auf der Lohmühle keinen Hehl. Aber es gehört eine Menge mehr dazu, als das was bisher lief.

Alleine die Lizenzbeantragung würde momentan 20.000 Euro kosten. Eine schöne Stange Geld für den Club, der gerade einmal das erste Jahr nach der Insolvenz eine grandiose Aufstiegssaison spielte. Doch dabei würde es nicht bleiben. In der Infrastruktur müsste sich einiges ändern und auch das Stadion einen Feinschliff bekommen, das Flutlicht und die Lautsprecheranlage ausgebaut werden. Alleine die geforderte Rasenheizung ist nicht unter 500.000 Euro zu haben. Dafür hätte man aber ein Jahr in der 3. Liga Zeit. Dieser Betrag ist trotzdem mehr als die Hälfte des momentanen Etats. Der liegt bei den derzeitigen Drittliga-Clubs durchschnittlich bei acht bis zehn Millionen Euro. Rund 300.000 Euro haben die Grün-Weißen in der Regionalliga auf dem Zettel. Es scheint ein Traum und trotzdem träumt man ihn beim VfB.

Nach dem Motto „Nichts ist unmöglich“ arbeitet man akribisch an dem Thema im Hintergrund. Für das Marketing wurde Ex-Spieler Sven Theißen dazu geholt. Der Aufsichtsrat soll sich verändern. Zuschauer müssen auf die Lohmühle kommen und eine Menge muss umgemodelt werden.

Lübeck hat bewiesen, dass man 5.000 Fans zu ausgewählten Spielen (Aufstiegsrunde gegen FT Braunschweig, Pokalfinale gegen Holstein Kiel) locken kann. Beim Testspiel zwischen Lazio Rom und dem HSV waren es rund 10.000 und etwa die gleiche Anzahl kam zum Retterspiel zwischen dem VfB und dem Hamburger Bundesligisten. In der abgelaufenen Drittliga-Saison war Dynamo Dresden mit fast 23.000 Fans pro Heimspiel der Krösus. Teams wie Fortuna Köln kamen gerade mal auf 2.200 im Schnitt. Schaut man zum Landesrivalen nach Kiel, schafften es die Störche im Höchstfall auf 9.100 Zuschauern, lagen im Schnitt jedoch bei 6.200 – Machbar ist das also und man könnte mindesten im Liga 3-Mittelfeld mitschwimmen.

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Eine entscheidende Änderung im Bereich der wirtschaftlichen Möglichkeiten soll im September gefällt werden. Dann soll ein neuer Aufsichtsrat gewählt werden.
Dr. Hanno Hagemann, Oliver Bruss, Ralf Dümmel und Dr. Christian Flach sind für mehr Belebung im Bereich der Finanzen eingeplant.
Der bisherige Aufsichtsrat macht zu diesem Zeitpunkt den Weg frei. Diesem gehören Dietmar Scholze (Vorsitz), Peter Behncke (Stellvertreter), Eckhard Evers, Willi Meier (Vertreter der Abteilungen), Timo Neumann, Rolf Oberbeck und Dennis Tensfeldt (Vertreter der Fans) zur Zeit an. Sicher ist, dass Scholze als „Integrationsfigur des VfB“ an der Spitze bleiben soll. Tensfeldt dürfte als Fan-Vertreter ebenfalls dabei bleiben. Ein Vertreter der Abteilungen ist ein weiterer wichtiger Posten in dem Gremium. So dürften Behncke, Neumann und Oberbeck ihren Rückzug bekanntgeben um die vier neuen ins Boot zu setzen.

Doch nur weil vier interessante Persönlichkeiten, die dem VfB teilweise durch die Insolvenz halfen, zukünftig am professionellen Traditionsclub werkeln, ist ein Aufstieg noch lange nicht sicher. Sportlich bewegt man sich aber in die richtige Richtung. Die Neuverpflichtungen scheinen in diesem Jahr sorgfältiger ausgewählt zu sein. Von den neun Spielern, die in der vergangenen Saison von Sportvorstand Wolf Müller geholt wurden, „überlebten“ jedoch nur zwei. Marvin Thiel und Marcello Meyer. Und Müller, der vermutlich in seinem ersten Jahr viel dazugelernt hat, ist mit seiner diesjährigen Kaderplanung anscheinend noch nicht am Ende. „Wir werden unseren hanseatisch kaufmännischen Weg weitergehen und keine Experimente machen. Wenn uns noch ein Spieler vor die Füße fällt, der in unser Konzept passt, werden wir ihn allerdings nicht vom Hof jagen“, sagte er noch vor dem Landespokalfinale gegenüber HL-SPORTS. Es könnte also noch etwas passieren bis zum 31. August, denn dann schließt das Sommer-Transferfenster. Müller hat noch 41 Tage Zeit, sich auf dem Spielermarkt zu bedienen.

Trainer Skwierczynski möchte sich mit seinem Team verbessern. Heißt also im Klartext: Besser als Platz 7, den man in der abgelaufenen Saison belegte. Der Knackpunkt wird der Sturm sein, denn bei 14 Unentschieden war man zusammen mit dem BSV Rehden die Remis-Könige der Liga. Acht Niederlagen stellen die Lübecker sogar zusammen mit dem VfL Wolfsburg II auf Rang 2 der Regionalliga Nord. Ein Anklopfen an der Spitzengruppe ist möglich. Der 41-jährige Chefcoach sieht die 3. Liga in diesem Jahr noch nicht für realistisch. „Wir sind im vergangenen Jahr aufgestiegen, haben eine sehr gute Saison gespielt und müssen nun schauen, wo wir wirklich stehen. Von der 3. Liga sind wir noch weit weg, aber ein sportliches Ziel darf und soll es schon sein. Aber das Thema kommt noch viel zu früh.“

Dem 41-Jährige ist allerdings bewusst, dass die Zuschauererwartungen mit jedem Jahr steigen und er fügt hinzu: „Unsere Fans wissen, wie es ist, die 2. Liga zu erleben und sicherlich muss das unser Anspruch sein, aber davon hängen sehr viele Faktoren ab und man muss auch etwas Glück dabei haben. Das Stadion und die Infrastruktur geben es bei uns natürlich her, doch was dazu gehört ist auch der Etat und da können wir momentan nicht mithalten.“
Mit einem 1:0-Sieg gegen einen Fast-Zweitligisten im Rücken ist man allerdings schon mal ein Stück weiter…

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