Jena – Nein, nein, und nochmals nein – so prophetisch war die Titelzeile zum HL-SPORTS-Bericht über das HSV-Spiel in Thüringen gestern nicht gedacht: „Der HSV kommt – und ganz Jena ist aus dem Häuschen“ hieß es in unserer Vorschau. Und tatsächlich kam der HSV und ganz Jena ist tatsächlich aus dem Häuschen – und der Bundesliga-Dino nach der 1. Pokalrunde schon am Boden. Ausgeknockt, blamiert: 2:3 nach Verlängerung beim Viertligisten FC Carl Zeiss Jena! Und schon am Freitag Abend droht das nächste Debakel – zum Punktspiel-Start beim FC Bayern München.
Steht der HSV nach zwei katastrophalen Spielzeiten vor der nächsten Zittersaison? Wenn es im Stil der „Schmach von Jena“ weitergeht, ganz gewiss. Da stehen die Rothosen ratlos beim Freistoß für Jena vor dem eigenen Strafraum – Mauer ja, Mauer nein, was machen wir? Sakai links, Sakai rechts – Justin Gerlach schießt aus 34 Metern und trifft direkt zum 1:0. Fatal – es sind gerade mal 15 Minuten gespielt. Doch mit dieser Führung der Gastgeber geht es in die Pause!
Der Ausgleich kurz nach dem Seitenwechsel ein Geschenk des Schiedsrichters: Ivo Ilicevic flankt von links – der Ball ist klar im Tor-Aus – Ivica Olic (Foto) hält den Fuß hin, Ausgleich! Wütende Proteste der Jenaer, vergeblich.
Doch die Moral des Viertligisten ist ungebrochen, jetzt erst recht! Und es gelingt ihnen, zum zweiten Mal in dieser Partie in Führung zu gehen: Hereingabe von links, Velimir Jovanovic ist zur Stelle – 2:1 nach 58 Minuten. Die Fans des Gastgebers unter den fast 14.000 Zuschauern sind aus dem Häuschen. Bahnt sich tatsächlich eine Pokal-Sensation an?
Das Team von Trainer Vulkan Uluc steht, hält dagegen – der große Favorit wankt, fällt indes (noch) nicht, die Glücksgöttin Fortuna reicht in letzter Sekunde, in der vierten Minute der Nachspielzeit, die Hand zum Bunde: Der eingewechselte Michael Gregoritsch gleicht aus. Es geht in die Verlängerung.
Jetzt aber muss der HSV dem Regionalligisten doch die Grenzen aufzeigen! Mitnichten! Und die Gunst Fortunas endet jäh: In der 106. Minute trifft Johannes Pieles per Kopfball für Jena – zum dritten Mal(!) geraten die Rothosen in diesem Spiel in Rückstand. Von diesem Rückschlag sollten sie sich bis zum Abpfiff nicht mehr erholen.
Ganz Jena ist aus dem Häuschen, der HSV ist blamiert. Ein Pokal-Aus – peinlich wie 1974 das 1:2 in Eppingen oder 1984 das 0:2 in Geislingen. Und jetzt Jena!
Die Gründe für die Schmach von Jena? Allein der Ausfall von Kapitän Johan Djourou, der sich beim Aufwärmen verletzte, kann als Begründung nicht reichen. Viele Fehler, zu kurz gespielte Bälle, Unsicherheiten in der Abwehr wie vor dem 1:0 für Jena – da gilt es für Trainer Bruno Labbadia, noch einiges zu sortieren und zu richten. Stellen wir den Willen nicht in Abrede, doch eine Menge von dem, was man sich vorgenommen hatte, wurde einfach nicht umgesetzt oder abgerufen. Geradezu blockiert schien Cléber.
In der Pressekonferenz nach dem Spiel sagte Bruno Labbadia unter anderem: „Das ist eine große Enttäuschung, die wir hier heute mitnehmen. Das hat sich im Vorfeld nicht so abgezeichnet, weil die Vorbereitung gut war und wir immer wieder über Grenzen hinausgegangen sind. Das haben wir heute leider nicht geschafft. Wir hatten zu viele Spieler auf dem Platz, die nach dem 2:2 nicht die Körpersprache zeigten, die man normalerweise hat. Es ist nicht dieser Pusch rübergekommen, den wir uns in den letzten Wochen der abgelaufenen Saison erarbeitet haben."
Jenas Cheftrainer Volkan Uluc: „Manche Dinge sind schwer erklärbar. Man träumt zwar von diesem Fußballmärchen, aber dass es am Ende so kommt, ist natürlich wunderschön. Ich freue mich für meine Spieler und diesen Verein. Wir haben einen guten Tag erwischt. Und das bei ganz schweren Bedingungen. Es ist nicht normal, dass man als unterklassige Mannschaft so viel läuft und ackert. Meine Spieler sind um ihr Leben gelaufen. Dazu die umstrittenen Szenen, die natürlich richtige Nackenschläge waren. Aber das Team hatte den absoluten Willen und hat alles rausgehauen."
So spielten sie:
FC Carl Zeiss Jena: Koczor – Eismann, Klingbeil, Gerlach, Krstic – Krauße, Eckhardt – Bär (68. Vojvoda), Schlegel (90. + 2 Wolfram) – Starke, Jovanovic (88. Pieles)
Hamburger SV: Adler – Sakai, Spahic, Cleber, Ostrzolek – Ekdal (61. Schipplock), Diaz, Holtby (70. Jung) – Olic, Lasogga (77. Gregoritsch), Ilicevic
Tore: 1:0 Gerlach (15.), 1:1 Olic (48.), 2:1 Jovanovic (58.), 2:2 Gregoritsch (90+4), 3:2 Pieles (106.)
Zuschauer: 13.800 (ausverkauft)
Schiedsrichter: Frank Willenborg Osnabrück)
Gelbe Karten: Krstic, Bär, Koczor, Wolfram / Spahic
Mit dem Hamburger SV, Aufsteiger FC Ingolstadt und der TSG Hoffenheim sind in der 1. Runde des DFB-Pokals drei Bundesliga-Klubs ausgeschieden.
Die Sonntagsspiele in der Übersicht:
Energie Cottbus – 1. FSV MAINZ 0:3
0:1 Frei (30.), 0:2 Jairo (33.), 0:3 Clemens (62.)
FC Hansa Rostock – 1. FC KAISERSLAUTERN 4:5 (0:0) n.E.
Hessen Kassel – HANNOVER 96 0:2
0:1 Sané (16.) 0:2 Karaman (92.)
Rot-Weiss Essen – FORTUNA DÜSSELDORF 1:3 (0:0) n.E.
Gelb-Rot: Schmitz (83.)
FK Pirmasens – 1. FC HEIDENHEIM 1:4
0:1 Halloran (29.), 0:2 Morabit (32.), 0:3 Leipertz (51.), 0:4 Leipertz (80.), 1:4 Schmieder (82.)
SPVGG UNTERHACHING – FC Ingolstadt 04 2:1
1:0 Einsiedler (30.) 2:0 Einsiedler (47.), 2:1 Hartmann (83.)
FC Nöttingen – BAYERN MÜNCHEN 1:3
0:1 Vidal (5., HE), 1:1 Schürg (16.), 1:2 Götze (17.), 1:3 Lewandowski (26.)
VfB Lübeck – SC PADERBORN 1:2
1:0 Richter (43.), 1:1 Knechtel (54., ET), 1:2 Saglik (59, FE)
Bahlinger SC – SV SANDHAUSEN 3:5 n.E.
Gelb-Rot: Kulovits (54.)
FC CARL ZEISS JENA – Hamburger SV 3:2 n.V.
1:0 Gerlach (15.), 1:1 Olic (49.), 2:1 Jovanovic (58.), 2:2 Gregoritsch (94.), 3:2 Pieles (106.)
Chemnitzer FC – BORUSSIA DORTMUND 0:2
0:1 Aubameyang (25.) 0:2 Mkhitaryan (82.)
HSV Barmbek-Uhlenhorst – SC FREIBURG 0:5
0:1 Petersen (2.), 0:2 Petersen (45.), 0:3 Petersen (61.), 0:4 Petersen (63.), 0:5 Schuster (71.)
FSV Salmrohr – VFL BOCHUM 0:5
0:1 Terodde (40.), 0:2 Terodde (48.), 0:3 Terodde (58.), 0:4 Terrazzino (64.) 0:5 Terrazzino (91.)