Lübeck –  In exakt 27 Stunden ist es soweit, dann beginnen die ersten Spiele der neuen Saison in der Eishockey Oberliga Nord. Dann startet auch der EHC Timmendorfer Strand in das große Abenteuer und letztlich bleib die Frage: was kann der EHCT, was kann er nicht? Als letzte Station haben wir uns in der „Heimat“ umgesehen.

Verein: EHC Timmendorfer Strand 06
Gründung: 2006
Erfolge: Meisterschaft Oberliga Nord 2013
Letzte Saison: Oberliga Nord Rang sieben, Nord-Playoffs Viertelfinale
Halle: Eissport- und Tenniszentrum Timmendorfer Strand (1900 Plätze)

Abgelaufene Saison
Es war eine Seuchensaison für den EHCT im letzten Jahr. Die Mannschaft stand spät, der Trainer kam erst kurz vor Saisonbeginn und das anvisierte Ziel Platz vier wurde deutlich verpasst. Es stimmte absolut nicht bei den Beach Boys, haarsträubende Fehler in der Defensive und eine mangelhafte Chancenverwertung sorgten dafür, dass die Timmendorfer die schlechteste Saison seit langer Zeit spielten. Immer mal wieder konnte man Highlights setzen, auch insgesamt stimmte die Leistung eigentlich – wenn auch der Abstand zu den Top Teams der Liga über die Saison gesehen sehr deutlich war. Nun gibt es einen Neuanfang in Timmendorf, mit neuem Vorstand, neuem Trainer und einigen neuen Spielern.

Goalies
Es war so etwas wie die neuralgische Position beim EHCT, die Leistung zwischen den Pfosten war das Sinnbild der Saison. Sowohl Jan-Niklas Gebert wie auch Matthias Rieck hielten viel, wurden aber oft von den Vorderleuten allein gelassen und leisteten sich zahlreiche dicke Patzer. Nun hat man was geändert und mit Jordi Buchholz einen jungen Torhüter verpflichtet, der den abgewanderten Matthias Rieck ersetzt. Buchholz konnte in der Vorbereitung und im Training überzeugen und es sieht so aus, als hätten die Beach Boys endlich wieder einen Goalie, welcher auch mal Punkte im Alleingang gewinnen kann. Gebert bleibt die Nummer zwei im Timmendorfer Kasten – sofern nicht kurz vor Saisonbeginn doch noch Kevin Beech verpflichtet wird. Der Deutsch-Kanadier hinterließ im Tryout einen blendenden Eindruck und ist bereits seit Wochen in Timmendorf. Noch ist aber nicht klar, ob es was wird mit einem Vertrag für den 29-jährigen.

HLS-Bewertung: drei Sterne

Defensive
In der Verteidigung wird in diesem Jahr umgebaut. Die nicht sattelfeste Defensive erhält nach den Abgängen von Lukas Turek und Vojtech Suchomer sowie einer Auszeit von Tibor Uglar eine neuen Anstrich. Gesetzt ist aber weiterhin einer: Marcus Klupp, fast 37 Jahre alt, wird die Abwehr führen und will mit Sicherheit an die starken Leistungen der letzten Saison, in welcher er als einer von wenigen Timmendorfern überzeugen konnte, anknüpfen. Führungsaufgaben dürfte auch Jesper Delfs übernehmen, der nach zahlreichen Verletzungen in den letzten beiden Saisons fit in die Saison geht. Neu dabei sind mit Marius Nägele und Iven Rösch zwei junge Spieler. Wobei der Eindruck bei Ersterem täuscht, schließlich hat Nägele bereits über 100 Spiele in der Oberliga auf dem Buckel. Rösch hingegen geht als Allrounder in sein zweites Oberliga-Jahr, hat aber in der Vorbereitung angedeutet, welches Potential in ihm steckt. Komplettiert wird die Defensive mit den Routiniers Dennis Overbeck, Robert Busche und Christian Herrmann sowie Youngster Tjalf Caesar.
Zusammenfassend sei gesagt, dass definitiv eine Aufwertung in der Defensive stattgefunden hat, überzeugend war das Defensivverhalten in den Vorbereitungsspielen aber nicht.

HLS-Bewertung: zwei Sterne

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Offensive
Die blöde Kiste vorne war phasenweise wie vernagelt, die Beach Boys trafen in vielen Spielen alles, aber nicht ins Netz traf. Den Weggang von Torjäger André Gerartz, aber auch an der Tatsache, dass Spieler wie Patrick Saggau oder Kenneth Schnabel selten Normalform erreichten. Abhilfe wurde geschaffen, mit Pierre Kracht kommt ein Spieler, der in der letzten Saison in Nordhorn offensiv überzeugen konnte. Hoffnung macht auch der Kanadier Jared Wynia, der vom College kommt. Im Training zeigte er sich technisch stark, schnell und torgefährlich, in den Testspielen harmonierte Wynia mit Kracht und dem Tschechen Michal Chvostek fast blind. Diese drei Spieler sollen vor allem Saggau und den aktuell verletzten Schnabel entlasten. Dazu kommt auch Thorben Saggau, der zumindest so lange im Kader bleibt, bis Stiefbruder Kenneth wieder fit ist. Ansonsten setzten die Beach Boys auf „alte“ Bekannte wie die Meyer-Brüder, den letzte Saison ganz starken Jason Horst und den schon genannten Christian Herrmann als Allrounder, dazu sind auch Rino Schroeder und wahrscheinlich auch Tauno Zobel, der gestern erneut beim Training dabei war, wieder mit an Bord.
Wenn alle Spieler fit sind und auch alle bei den Spielen dabei sind, dann haben die Beach Boys drei richtig gute Reihen, die so manches Team vor Probleme stellen können. Bei Ausfällen oder kleinem Kader wird es aber sehr schwierig.

HLS-Bewertung: drei Sterne

Der Trainer
Auch in Timmendorf holte man sich nach dem Weggang von Henry Thom einen Trainer, der das Umfeld aus seiner Vergangenheit kennt. Martin „OJ“ Williams war als Spieler beim ETC Timmendorfer Strand aktiv und hat sich seine Lorbeeren in der Nachwuchsarbeit beim EC Bau Nauheim verdient, wo er auch als Spielertrainer der zweiten Mannschaft aktiv war. Er achtet viel auf die Grundlagen im Training und will vor allem körperbetontes, offensives Eishockey spielen lassen. Ob das gelingt, bleibt abzuwarten, einen ersten guten Eindruck hat der 39-Jährige aber bereits hinterlassen. Zumal Williams etwas ganz wichtiges tut: er verbreitet Optimismus. Auf Grund seiner Unerfahrenheit auf Oberliga-Level gibt es aber erst einmal wenige Sterne.

HLS-Bewertung: zwei Sterne

Zusammenfassung: 10 von 20 HL-SPORTS-Sternen
Es wird ein schwieriges Jahr für die Beach Boys, es ist ein Neuanfang mit Hindernissen. Zwar hat man den Kader nominell verstärkt, vor allem, wenn Beech wirklich noch unterschreiben sollte, aber auf Grund der kurzen Vorbereitung und auch des fehlenden, heimischen Eises fehlt es an den Feinheiten. Dazu komm das bockschwere Auftaktprogramm mit Spielen in Hannover, Leipzig und Halle sowie gegen Tilburg. Wenn man sich von den (wahrscheinlichen) Negativerlebnissen nicht verrückt machen lässt und gut arbeitet, dann sollten die Beach Boys rechtzeitig zu den direkten Konkurrenten in einer Form sein, in der sie Punkte holen können. Es geht gegen den Abstieg und wenn der direkte Klassenerhalt (mindestens Platz 13) geschafft wird, dann ist das schon ein guter Erfolg.

Neuzugänge   
Name alter Verein 
Jordi BuchholzEV Ravensburg II
Kevin Beech*ERC Sonthofen
Marius NägeleVER Selb
Pierre KrachtMoskitos Essen
Jared WyniaSUNY-Fredonia
Viktor Engert*Timmendorf Storm
Martin WilliamsEC Bad Nauheim II
    
Abgänge   
Name Neuer Verein 
Björn ReinkeZiel unbekannt
Matthias RieckCrocodiles Hamburg
Vojtech SuchomerMoskitos Essen
Lukas TurekCrocodiles Hamburg
Tibor UglarAuszeit
Niklas KühnZiel unbekannt
Finn-Luca ZornTimmendorf Storm
    
Testspiele   
GegnerSpielortSpielortErgebnis/Anstoß
Hamburger SVHamburg0:4
Crocodiles HamburgHamburg1:3
Weserstars BremenBremen8:4

*Beech und Engert sind bzw. waren im Tryout beim EHCT. Ob sie einen Vertrag bekommen, ist aktuell noch nicht bekannt.

Alle Vorschauen auf einen Blick  und das getippte Ranking
1. Füchse Duisburg 18 Sterne
2. Hannover Scorpions 18 Sterne
3. Saale Bulls Halle 17 Sterne
4. Icefighters Leipzig 17 Sterne
5. Hannover Indians 15 Sterne
6. Herner EV 14 Sterne
7. EC Harzer Falken 14 Sterne
8. EHC Neuwied 14 Sterne
9. Moskitos Essen 14 Sterne
10. Rostock Piranhas 13 Sterne
11. Tilburg Trappers 11 Sterne
12. Hamburger SV 11 Sterne
13. EHC Black Dragons Erfurt 11 Sterne
14. EHC Timmendorfer Strand 06 10 Sterne
15. Crocodiles Hamburg 10 Sterne
16. Wedemark Scorpions 9 Sterne
17. ECC Preussen Berlin 8 Sterne
18. FASS Berlin 7 Sterne

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