Polizei-Einsatz beim Spiel zwischen FC St. Pauli und Dynamo Dresden
Foto: Lobeca/Raasch

Hamburg – Die Fanlager der beiden Hamburger Zweitligisten haben sich am vergangenen Wochenende nicht mit Ruhm bekleckert. Während einige Anhänger des FC St. Pauli gegen Dynamo Dresden geschmacklos agierten und die Bomben-Opfer des 2. Weltkriegs verhöhnten, stachen HSV-Fans auf der Zugfahrt vor und nach dem Auswärtsspiel bei Hannover 96 gewalttätig heraus.

HSV-Fans randalieren im Zug

Mehrere Körperverletzungen, zahlreiche Sachbeschädigungen im Metronom und gezündete Pyrotechnik in der Bahnhofshalle sind das Ergebnis der Auswärtsfahrt der Hamburger Risikofans nach Hannover.
Rund 2.000 Fans des Hamburger Sportvereins reisten gestern direkt aus Hamburg mit der Bahn nach Hannover, darunter 220 Risikofans. Immer wieder kam es zu verlängerten Haltezeiten an den Bahnhöfen, weil die Fans rauchten oder auf dem Bahnsteig urinierten und Türen blockierten. Der „Metronom“ kam 45 Minuten später in Hannover an. Bundespolizisten stellten anschließend zahlreiche eingetretene Deckenverkleidungen, Farbschmierereien und Aufkleber in den völlig verunreinigten Wagen fest. In der Haupthalle des Bahnhofs zündeten Unbekannte Pyrotechnik.

Sachbeschädigung im Zug: HSV-Aufkleber und Schmierereien. Foto: Bundespolizeiinspektion Hannover

Fan verletzt

Nach dem Spiel wurde ein Metronom mit rund 1.000 Hamburger Fans, darunter 130 Risikopersonen, in Langenhagen durch die Bundespolizei gestoppt. Grund war eine gefährliche Körperverletzung. Ein HSV-Fan (25) aus Neumünster wurde aus der Risikofan-Szene körperlich attackiert. Dabei verlor er kurzfristig das Bewusstsein und wurde von Bundespolizisten erstversorgt und anschließend ins Krankenhaus eingeliefert. Auch ein Normalreisender wurde von einem HSV-Fan mit der Faust ins Gesicht geschlagen.
Bundespolizisten sperrten den Wagen mit den Risikofans ab und stellte von 97 Personen die Personalien fest. Während des Einsatzes wurde eine Polizistin angegriffen und es kam zu Auseinandersetzungen der Risikofans mit der Polizei.

Polizei setzt Pfefferspray ein

Bei der Weiterreise mit Polizeibegleitung kam es in Uelzen erneut zu Auseinandersetzungen und dem Einsatz von Pfefferspray. Rund 125 Bundespolizisten waren im Einsatz, darunter fünf Diensthundeführer. Mehrere Ermittlungsverfahren wegen gefährlicher Körperverletzung, Beleidigung, tätlichen Angriffs, Sachbeschädigung und Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz wurden eingeleitet.

13.2.45 Wir feiern 72 Jahre Alliierte Landschaftsplanung. Dieses und ähnliche Banner gossen Öl ins Feuer im Konflikt zwischen St. Pauli- und Dresden-Fans. Foto: Fishing4

St. Paulis Ruf beschädigt

Der FC St. Pauli muss dagegen mit einem Imageschaden rechnen. Seine Anhänger provozierten zum Spiel gegen Dynamo Dresden mit geschmacklosen Aufklebern, die Dresdner Weltkriegsopfer verhöhnten. Abgebildet war ein Dynamo-Wappen, das statt des „D“ in der Mitte eine Bombe zeigten. Schon 2017 gab es ein Spruchband im St. Pauli-Block: „Schon eure Großeltern haben für Dresden gebrannt“. Damals verurteilte der FC St. Pauli das. Dieses Mal hielten die Fans vom Kiez ebenfalls ein Banner hoch. Darauf stand: „Sowas kommt von sowas. Gegen den deutschen Opfermythos.“

Fans des FC St. Pauli zeigen im Februar 2017 bei der Partie gegen Dynamo Dresden ein Banner mit der Aufschrift: Schon eure Großeltern haben für Dresden gebrannt – Gegen den deutschen Opfermythos! Foto: Fotostand

Dynamo-Fans wurden provoziert

Nach dem Spiel kam es zu Ausschreitungen. Dresdner versuchten den Block der Heimfans zu stürmen. Die Polizei musste einschreiten. Mehrere Personen wurden verletzt. Zuvor sollen Bierbecher, auch gefüllt mit Urin aus dem Hamburger Block Richtung Gästefans geflogen sein.

Anzeige
Anzeige

FC St. Pauli nimmt Stellung:

Die Hamburger Club nahm Stellung dazu: „Der FC St. Pauli verurteilt die Ereignisse rund um das gestrige Heimspiel gegen Dynamo Dresden (14.2.), bei dem seitens der Gästefans beim Eindringen in den Heimbereich nach Spielende insgesamt 13 Ordner verletzt wurden und davon 4 im Krankenhaus behandelt werden mussten. Diesen Ereignissen gingen Provokationen beider Seiten während des Spiels voraus. Die durch die Medien aufgegriffenen Aufkleber mit verhöhnender Darstellung von Bombenangriffen sind mit den humanitären Grundsätzen des Vereins nicht vereinbar. Keine dieser Provokationen rechtfertigt jedoch die Anwendung körperlicher Gewalt und die Inkaufnahme von Verletzten. Der FC St. Pauli bedankt sich für das konsequente Einschreiten der Ordnungskräfte und wünscht allen Verletzten gute und baldige Besserung!“

22 Festnahmen – Dresden will Fans befragen

Die Polizei nahm an diesem Abend 22 Personen fest. Dynamo Dresden hat sich noch nicht zu den Vorfällen geäußert, will erst Fragebögen an die eigenen Fans einholen und die Auswertung abwarten.

Östigard feuert Hetze an

„Die kommen her, spielen Scheißfußball und tun das unseren Fans an nach dem Spiel. Ich bin so wütend. Das ist ein Scheißverein mit Scheißfans.“ So kommentierte Pauli-Kicker Leo Östigard den Abend im „Abendblatt“, heizte so das Thema weiter an.

Nachspiel für Kiez-Club?

FC St. Pauli, sowas duldet ihr also? Schämt euch, aber gewaltig! Diese Aufkleber werden grade fleißig am #Millerntor…Posted by Dynamo Dresden on Friday, February 14, 2020

Der FC St. Pauli muss nun ein Nachspiel durch den Verband befürchten. Zum wiederholten Male sind seine Anhänger aufgefallen. Die Spruchbänder und Aufkleber geben zumindest Anlass dazu.

Derby wirft Schatten voraus

Am kommenden Sonnabend kommt es in der 2. Bundesliga zum Stadtderby zwischen HSV und St. Pauli. Bei vergangenen Aufeinandertreffen ging es rund um das Stadion und auch während der Partie hoch her. Hier muss man wieder mit diversen Aktionen und Angriffen rechnen, die Polizei und Verband auf Trab hält.

Gefällt Dir unsere journalistische Arbeit?

Dann unterstütze uns hier mit einem kleinen Beitrag. Danke.

- Anzeige -

1 Kommentar

  1. Das man diese Typen als Fans bezeichnet werde ich nie verstehen. Das sind keine Fußballfans. Punkt und Ende der Diskussion. Ich freue mich auf das Derby und die Anhänger des FC St. Pauli. Die Randalierer beider Lager dürfen gerne zu Hause bleiben.

Kommentarfunktion ist geschlossen.