Lübeck – Das Handballjahr 2019/20 hätte für die weibliche Jugend des VfL Bad Schwartau bisher kaum besser laufen können. Die A-Jugend steht im Viertelfinale um die Deutsche Meisterschaft und hat das Ticket für die kommende Bundesliga-Saison damit sicher. Die B-Jugend hat sich verlustpunktfrei für das Achtelfinale um die DM in dieser Altersklasse qualifiziert. Doch Corona hat auch die Handballgirls ausgebremst. Die Endrundenspiele, die bei der A-Jugend am letzten Wochenende starten sollten, sind auf unbestimmte Zeit verschoben. Ob die Saison überhaupt zu Ende gespielt wird, weiß niemand. Die Handballgirls um Trainer Olaf Schimpf machen auf jeden Fall das Beste aus der aktuellen Situation und blicken optimistisch in die nahe Zukunft.
Training per Smartphone
„Im Endeffekt ist die Situation so ähnlich wie in und nach den Sommerferien. Nur halt mitten in der Saison und nicht am Anfang“, schätzt Schimpf die aktuelle Lage ein. so gut es geht betreut der Trainer seine Mannschaften per Smartphone. Über dieses verteilt der 51-Jährige Trainingsratschläge, werden kleine Wettbewerbe zwischen den verschiedenen Altersklassen gestartet und man bleibt so gut es geht in Kontakt. Den Ball versucht man dabei so gut es geht zu integrieren. Einen konkreten Trainingsplan haben die Spielerinnen allerdings nicht an die Hand bekommen: „Meine Spielerinnen halten sich auch in den Sommerferien allein fit. Sie sind alle professionell genug, um auch diese Phase zu überstehen.“ Dennoch hofft Schimpf darauf, dass -sofern die Situation es zulässt- die Hallen wieder für den Trainingsbetrieb öffnen können.
Nachwuchs ohne großen Termindruck
Die Entscheidung des DHB, die Saison erst einmal nur auszusetzen, begrüßt Olaf Schimpf ebenfalls ausdrücklich: „An Handball ist aktuell natürlich nicht zu denken. Aber wir haben zumindest die Option, die Saison ordentlich zu Ende zu führen, wenn es die Situation zulässt.“ Denn der ganz große Termindruck ist beim weiblichen Nachwuchs noch nicht gegeben. Das Final Four bei der A-Jugend ist für Pfingsten angesetzt, bei der B-Jugend für das erste Juni-Wochende. Ausreichend Zeitpuffer für die vorherigen KO-Runden wäre also vorhanden. Auch bei einer Verschiebung wäre ein Final Four bis zum offiziellen Saisonende am 30. Juni im Rahmen des Möglichen. Oder wird sogar darüber hinaus gespielt? Darüber will Schimpf nicht mutmaßen: „Bis dahin kann noch viel passieren.“
Schimpf hat den Breitensport im Blick
Vor allem muss das Alltagsleben erstmal wieder in Schwung kommen – und dies möglichst schnell, mahnt Schimpf. Denn der Sport, auch außerhalb der großen Profiligen, ist für die Gesellschaft und die Wirtschaft enorm wichtig. „Wenn wir eine Auswärtsfahrt machen, dann verdient der Busunternehmer sein Geld. Dann kommt eventuell noch das Hotel dazu und nach dem Spiel die wohlverdiente Pizza“, meint Schimpf. Gleichzeitig verweist er darauf, dass auch der Breitensport von der Wirtschaft abhängig ist: „Wenn die kleinen Sponsoren kein Geld verdienen und die Mitglieder ihre Beiträge nicht mehr zahlen können oder auch wollen, weil der Verein seine Leistung nicht erbringt, dann gehen bei den ganzen kleineren Vereinen schnell die Lichter aus.“ Daher mahnt Olaf Schimpf, dass die Politik tätig werden muss: „Die kleinen Vereine brauchen finanzielle Unterstützung, nicht nur warme Worte. Denn sie sind gesellschaftlich unglaublich wichtig!“
Der Traum lebt weiter
Dennoch: die Hoffnung, dass die Handball-Saison zumindest im Senioren- und Leistungsbereich, zu Ende gespielt werden kann, lebt beim VfL-Trainer. Für den VfL Bad Schwartau wäre dies auf jeden Fall sehr wichtig, zumal die große Chance besteht historisches zu leisten. Denn zwei Teams im Viertelfinale oder im Final Four hat es beim VfL noch nicht gegeben. Die Aufgaben für A- (gegen den VfL Oldenburg) und B-Jugend (Gegner noch nicht bekannt) sind zwar schwierig, aber nicht unlösbar. Der Traum lebt also weiter – und Optimismus tut sicherlich allen gut.