Jonathan Bondombe-Simba (TuS Komet Arsten) ist im Strafraum vor Torhüter Nico Hayden (JFV Hanse Lübeck)
Foto: Lobeca/Kaben

Lübeck – Die Zukunft des Jugendfußballs in der Hansestadt soll auf breitere Schultern verteilt werden. Dazu gibt es einen Konsens, der zumindest erst einmal die beiden jüngeren Jugendfördervereine Hanse und Phönix/Eichholz am Leben erhält. Der VfB Lübeck kommt als Partner dazu. Es soll eine enge Kooperation zwischen den beiden Jugendfördervereinen und den Grün-Weißen entstehen. Dabei lösen diese beiden Vereine im zweiten Jahr auf und verschmelzen zu einem JFV. Der VfB Lübeck bleibt allerdings eigenständig und wird diesem neuen Verein nicht beitreten.

„Der Grundgedanke ist, für jedes Spielniveau und jedes Talent das richtige Angebot für die Jungs in Lübeck zu haben. Die Spieler stehen im Mittelpunkt, nicht der jeweilige Verein“, sagt Rocco Leeser, beim VfB Lübeck Sportdirektor und Nachwuchskoordinator in Personalunion.

„Das gibt einem schon zu denken“

Vorweggenommen ein paar Fakten: Der Deutsche Fußballbund hat 2019 im Vergleich zum Vorjahr rund 3.500 Juniorenmannschaften verloren. In der Zeit von 2009 bis 2019 hat man innerhalb von zehn Jahren insgesamt 18 Prozent seiner Juniorenmannschaften verloren. „Das gibt einem schon zu denken“, sagt Leeser. „Kinder und Jugendliche verlieren ab der B- und C-Jugend verstärkt das Interesse am Fußball. Die Ursachen sind mit den Ganztagsschulen, einem insgesamt vielfältigen Freizeitangebot und generell anderen Lebensplanungen sehr vielschichtig. Das hat dazu geführt, dass im Fußball vermehrt Jugendfördervereine und Spielgemeinschaften die Zukunft sind und wir in Lübeck große Probleme haben, leistungsorientierten Fußball anzubieten und zu gewährleisten.“

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Mindestens Regionalliga an der Lohmühle bleibt

In der Praxis soll die Kooperation künftig wie folgt gelebt werden: Der JFV will in den Altersklassen der A-, B- und C-Junioren Fußball in der Landes- und Oberliga anbieten. „Wir versuchen, in den Jahrgängen weiterhin und kontinuierlich mindestens Regionalliga anbieten zu können“, so Leeser. Bei Transfers vom VfB zum JFV und umgekehrt werden weder Vereinen noch Spielern zukünftig Steine in den Weg gelegt. „Auf diese Art und Weise können wir Kindern in Lübeck gewährleisten, Leistungsfußball zu spielen. Die Wege sind kurz und sie müssen weder das familiäre noch das schulische Umfeld verlassen. Wir haben so größere Möglichkeiten, Talente in Lübeck zu behalten“, führt Leeser aus, der zudem auch einen kurzen Schwenk in die Vergangenheit wagt. „Da war es in Lübeck eher ein gegeneinander statt ein miteinander. Ich bin sehr froh, dass wir hier nun so weit sind, dass alle gemeinsam die Erkenntnis gewonnen haben, dass wir die Situation nur gemeinsam verbessern können und wir nur gemeinsam dafür sorgen können, dass Kinder auf einem gewissen Niveau Leistungsfußball spielen können.“

VfB steckt zurück

Eine Konsequenz aus der Kooperation zieht Leeser vereinsintern. „Wir hatten die Überlegung, eine U18 zu gründen. Davon nehmen wir nun Abstand. Unseren Talenten aus der U17 bietet sich jetzt die Möglichkeit, im JFV in der Oberliga zu spielen. Wir werden dann ihre Entwicklung verfolgen, werden mit ihnen und den Trainern im Austausch bleiben. Zudem werden die Spieler in regelmäßigen Abständen bei uns trainieren. Bei einer guten Entwicklung bleibt die Tür offen, im Folgejahr wieder bei uns in der U19 in der Regionalliga zu spielen.“ (PM/rk)

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