Rostock – Als Dennis Klockmann 81 Sekunden vor dem Spielende beim Stand von 24:20 einen Siebenmeter von Rostocks Rene Gruszka mit der linken Fußspitze um den Pfosten lenkte, da kannte die Freude beim VfL Schwartau keine Grenzen mehr. „Auswärtssiege sind schön“ schallte es von den Rängen und auch den erfahrenen Recken wie Jan Schult und Daniel Pankofer glitt ein breites Grinsen über das Gesicht. Es war die Krönung von intensiven 60 Minuten, in denen der VfL die Oberhand behielt und das Ostseederby bei Empor Rostock mit 24:20 (13:7) für sich entscheiden konnte.
Der Reihe nach: In Bestbesetzung trat der VfL an, agierte aber zu Beginn nervös. Ein Fehlwurf von Schult und ein verworfener Siebenmeter von Pankofer ließen die Gastgeber in Führung gehen. Doch das 2:1 durch Spielmacher Kenji Hövels (4.) war die letzte Führung von Empor in diesem Spiel.
Angeführt von einer variablen und beweglichen 6:0-Abwehr mit einem bärenstarken Klockmann im Kasten bog sich der VfL die Partie zurecht. Marius Fuchs sorgte nach einem überragenden Anspiel von Schult für die erste Führung (3:2/7.), danach zog der VfL durch einfache Tore davon. Vor allem im Tempogegenstoß war man erfolgreich, meist abgeschlossen durch Thees Glabisch, der so mit dem 7:3 (14.) dafür sorgte, dass Rostocks Trainer Aaron Ziercke seine erste Auszeit nehmen musste.
Nach der Auszeit agierte Empor mit einer offensiven Verteidigungsformation, deckte Pankofer und den für Schult eingewechselten Oliver Milde kurz. So stellten die Rostocker den VfL in der Offensive vor eine schwierige Aufgabe und die Mecklenburger kamen wieder heran. 6:8 hieß es nach einem Tor von Marc Pechstein in der 18. Minute. Glabisch sorgte per Tempogegenstoß für das 9:6 (20.), ehe sich der VfL wieder selbst aus der Schwächephase befreite und durch zwei irre Tore aus dem Rückraum von Pankofer und Milde gar auf 11:6 davon zog (25.). Rostock fand in dieser Phase praktisch nicht statt, schoss in den letzten 12 Minuten ein mickriges Törchen. Der VfL baute den Vorsprung weiter aus, erneut Glabisch sorgte für den 13:7-Halbzeitstand.
Hinten schien Klockmann 1000 Hände zu haben. Egal von welcher Position, egal aus welchem Winkel: einfache Tore bekam Rostock nicht. Unfassbare 47 Prozent hielt „Klocki“ in der ersten Halbzeit. Es lief für den VfL, doch bange Blicke gingen immer wieder in Richtung Bank. Denn nach rund 20 Minuten musste Schult das Parkett in der Rostocker Stadthalle verlassen, wurde minutenlang behandelt und es schien, als wäre für Schwartaus wichtigen Allrounder das Derby frühzeitig beendet.
Doch Aufatmen beim Trainerteam und den rund 50 mitgereisten Fans in der Halle: Pünktlich zum Anpfiff von Halbzeit zwei war Schult wieder da und sorgte mit einem glänzenden Anspiel auf Fuchs sowie seinem eigenen, zweiten Treffer zum 15:8 (33.) für die erstmalige Sieben-Tore-Führung des VfL. In der Phase bis zur 40. Minute gelang der Mannschaft von Torge Greve einfach alles. Anspiele an den Kreis, verrückte Würfe aus dem Rückraum und hinten eine überragende Abwehr: es lief beim VfL, mit dem 20:11 durch den bärenstarken Fuchs schien die Partie in der 40. Minute frühzeitig gelaufen zu sein.
Es folgte aber mal wieder ein Bruch im Spiel des VfL. Auf einmal lief es im Angriff nicht und auch Klockmann bekam hinten kaum noch die Finger an den Ball, so dass Rostock Tor um Tor näher kam und so auch die Halle, mit 1600 Zuschauern nicht so gut gefüllt wie erhofft, wieder für Derbyatmosphäre sorgte. Paul Porath, welcher mittlerweile im Kasten stand, schien seinen Kasten zu vernageln und vorne traf vor allem Roman Becvar phasenweise fast nach Belieben. Nach einem Treffer von Gruszka war der HCE auf einmal wieder bis auf drei Tore dran (49.).
Fast zehn Minuten blieb der VfL ohne Tor, dann fand Fuchs eine Lücke und sorgte mit dem 21:17 wieder für Beruhigung und als Pankofer nach tollem Doppelpass mit Schult gar das 22:17 erzielte (51.), hellten sich die Mienen auf der Bank wieder auf. Schwartau hielt den Abstand konstant, Markus Hansen erzielte schließlich den letzten Treffer (24:20/57.). Schon da hielt es die Fans nicht mehr auf den Sitzen und spätestens mit Klockmanns Heldentat beim Siebenmeter war der Drops gelutscht.
Entsprechend zufrieden waren nach dem Spieler Trainer und Spieler, zu recht ließ sich die Mannschaft von den mitgereisten Fans mit einer „Humba" feiern.. Nun sind alle voller Vorfreude auf das kommende Heimspiel. Am Samstag (18.30 Uhr) geht es gegen Aufsteiger Eintracht Hagen.
Schwartau gewann mit: Mallwitz, Klockmann (12 Paraden) – Glabisch (6/2 Tore), Milde (1), Akerman (1), Hansen (1), Waschul, Schult (2), Pankofer (4), Fuchs (8), Wischniewski (1/1), Schlichting, Hanisch
Stimmen zum Spiel:
Marius Fuchs (bester Torschütze der Partie): „Ich bin momentan noch richtig sprachlos, ich bin stolz auf die Mannschaft, wie wir gekämpft und gefightet haben. Einfach geil, geiles Gefühl.“
Michael Friedrichs (Geschäftsführer VfL): „Derbysiege sind was besonderes, machen wir uns nichts vor. Vor allem, wenn sie so souverän durchgezogen werden von der Mannschaft. Meinen Respekt an die Truppe, das war toll. Waren zwei wichtige Punkte, das Wie war auch wichtig.“
Die Interviews mit beiden gibt es in voller Länge am Nachmittag.
