Sascha Knott von der Hanse Keeperacademy Lübeck
Foto: Lobeca/Raasch

Lübeck – Friede, Freude, Eierkuchen. So sieht man den Fußball überall. Mal hier ein kleines Gezeter und dann Mal da ein handfester Streit. Das ist nichts Ungewöhnliches, auch nicht in der Jugend. Da hat Sascha Knott in den vergangenen Jahren eine Menge mitbekommen. Der Torwarttrainer hat mit seiner eigenen Fußballschule eine andere Dimension geschaffen, in denen die Nachwuchskeeper eine Menge lernen können – und das nicht nur für das Spiel an sich. HL-SPORTS traf ihn zum Interview und hörte erstaunliche Dinge.

„Mir geht es rein um die Ausbildung von Torspielern“

HL-SPORTS: Hallo Sascha, du bist Torwart-Trainer und hast eine eigene Nachwuchstorwartschule. Wo trainierst du überall und wie läuft das ab?

Sascha Knott: Mein Hauptsitz ist in Krummesse. Dort habe ich alles was das Herz begehrt. Ein neuer Kunstrasen, Naturrasen und eine Halle. Auch einen eigenen Platz mit Flutlicht, nur für mein Torwarttraining werde ich dort bekommen. Dazu ein kompetentes Team im Vorstand und sportlicher Leitung. Besser geht es derzeit nicht. Aber ich trainiere auch auf dem Hansaplatz, wenn dieser Mal wieder zu benutzen ist. Dort hat die Stadt die Fußballabteilung des ESV Hansa unter der Leitung von Sylvia Raasch aus meiner Sicht im Regen stehen lassen. Dies ist für den Verein nicht so einfach, da dort viele Kinder nicht mobil sind und keine weiten Fahrten zum Training absolvieren können. Das ist sehr schade. Aber dafür wird auch dieser Platz mit einem Kunstrasen der neuen Generation ausgestattet und mit zu den Top-Plätzen in Lübeck gehören. Ich bin mit dem ESV Hansa eng verbunden, da es dort sehr familiär zugeht und nicht immer nur um Leistungsfußball geht. Aber ich trainiere auch auf anderen Plätzen, wie beispielsweise bei Phönix und in Zukunft auch in Eichholz. Vom Ablauf her trainiere ich meist in Fünfergruppen. Es gibt aber auch Einzeltraining oder in Kooperation mit den Vereinen auf deren Plätzen mit deren Keepern aus verschiedenen Mannschaften oder Jahrgängen. Zusammengefasst ist alles sehr flexibel gestaltet. Mir geht es rein um die Ausbildung von Torspielern. Egal von welchem Verein oder Leistung.

Willkommen ist wer „für die Position des Torwarts brennt“

HL-SPORTS: Kann jeder Spieler bei dir trainieren oder ist das eher wie bei einem Stützpunkt zu verstehen?

Sascha Knott: Es kann fast jeder Spieler zu mir kommen, wenn er für die Position des Torwarts brennt. Da knüpfe ich bewusst nicht am Stützpunkt an. Es geht mir um eine breite Ausbildung, vom Breitensport bis zum Leistungsbereich. Wir brauchen in allen Ligen Torhüter. Meist entwickeln sich die Jungs automatisch für den Leistungsbereich. Würde es unsere Torwartschule nicht geben, würden uns jetzt schon einige Talente im Leistungsbereich fehlen. Vielleicht nicht immer „Over the top“, aber wir konnten in den vergangenen Jahren einige Löcher stopfen. Fast jedes Jahr gehen zwei bis fünf Keeper in den Leistungsbereich hoch.

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„Die Ausbildung ist viel komplexer geworden“

HL-SPORTS: Du warst selbst aktiv und hast unter anderem in Ahrensbök, Buntekuh und beim VfB gespielt. Wie siehst du die Zeit von damals zu heute bei den Torhütern und was müssen die Jungs im Gegensatz von früher zu heute mitbringen?

Hanse Keeperacademy Lübeck beim Battle-Tag
Foto: Lobeca/Raasch

Sascha Knott: In Ahrensbök habe ich damals mit sechs Jahren angefangen im Tor zu spielen. Damals war die Zeit noch sorgenlos und es gab viele Kinder in den Vereinen. Als oberstes Gebot stand der Spaß und es wurde, mehr als heute, auf die Persönlichkeiten der Kinder eingegangen. Wir hatten damals auch mehr Bolzplatzspieler, die Individualisten waren. Allerdings finde ich die Torwartausbildung heutzutage besser. Der DFB unterstützt die Ausbildung der Torwarttrainer viel besser als damals. Als ich noch Kind und Jugendlicher war, gab es noch keinen „Leitfaden zur Torwart-Ausbildung“. Damals hat man mich mit Bleiweste und Medizinbällen über den Platz gejagt oder durch den Sandkasten. Das ist heute eher undenkbar. Es wird heute gezielter ausgebildet. Auch damals hat es geheißen, der Torwart der Zukunft muss mitspielen. Gezielt ausbilden tut man dies jedoch erst seit wenigen Jahren. Auch wird in der Torwartausbildung viel mehr auf die richtigen Bewegungen geachtet, denn wir haben im Tor wenig Zeit zu reagieren. Wenn wir dann zu viele Bewegungen ausführen, um an den Ball zu kommen, ist dieser meist schon im Netz. Da hat sich in der Ausbildung einiges ins Positive verändert. Die Ausbildung ist also viel komplexer geworden. Wir müssen heutzutage auch viel mehr im Bereich der Koordination tun, die durch ausfallenden Schulsport in den vergangenen Jahren immer mehr leidet. Auch dieses Defizit müssen wir im Training ausgleichen. Aber auch eine gewisse psychische Stabilität spielt eine Rolle. Sonst wird es zumindest im Leistungsbereich nichts. Es spielen sehr viele Faktoren in der Ausbildung von Torspielern eine Rolle. Für mich ist der Torspieler die komplexeste Position im Fußball.

„Ich bin mir bewusst, dass ich mir mit dieser Aussage viele Feinde machen werde“

HL-SPORTS: Du hast Einblicke in viele Vereine. Was findest du dort gut und was muss nach deiner Meinung besser laufen?

Sascha Knott: Oha, die Frage wäre einen eigenen Bericht wert. Sicherlich tragen heute die „Dattelkisten“ mit dazu bei, dass wir weniger Kinder in den Vereinen haben. Die langen Schulzeiten spielen mit eine Rolle. Aber ich behaupte auch, dass wir heutzutage weniger gute Trainer und Verantwortliche in den Vereinen haben, die Kinder für den Fußball begeistern können oder die Kids bei Laune halten. Es werden von Jahr zu Jahr weniger Kinder und man zerrt um Kinder, die im Leistungsbereich spielen können. Auch im Breitensport ist dies schon zu beobachten. Nur dieses Zerren ist eher kontraproduktiv. Auch dadurch verlieren wir immer mehr Kinder im Leistungsbereich, indem sie den Lübecker Raum verlassen oder sogar ganz aufhören. (weiterlesen auf der nächsten Seite)

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  • knott: Lobeca/Raasch
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1 Kommentar

  1. Ein sehr interessanter und aufschlussreicher Artikel. Bemerkenswert die offene Ansprache.
    Ich glaube allerdings nicht, dass Sie sich Feinde gemacht haben, im Gegenteil, Sie haben den Spiegel vorgehalten und motiviert. Zudem nicht um den heißen Brei herumgeredet. Kritiker wird es immer geben, aber damit können Sie leben.
    Dazu meine Hochachtung und bleiben Sie weiterhin so unbeschwert, denn Leute Ihres Formats gibt es leider nicht mehr viele Herr Knott !
    Mit sportlichem Gruß
    Jürgen Lau

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