Fußball-Lockdown in Schleswig-Holstein: das sagen Vereinsvertreter dazu

Sportplatz gesperrt!
Foto: Lobeca/Kaben
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Przybyl MeisterMetall

Lübeck – Die Entscheidung durch Ministerpräsident Daniel Günther vom vergangenen Dienstag (wir berichteten) hat Schleswig-Holsteins Sport hart getroffen. Mannschaften dürfen bis Mitte November nur noch in einer Stärke von 10 Personen auf dem Platz oder in der Halle stehen. Das ist ein „schwerer Schlag“, wie es Uwe Döring, Präsident des Schleswig-Holsteinischen Fußballverbandes (SHFV) noch am Abend sagte. HL-SPORTS befragte einige Vereinsvertreter, wie sie die aktuelle Lage in der Corona-Pandemie sehen.

Stormarn steigt, Segeberg überschreitet 50er-Marke und Lübeck sinkt wieder

Die aktuellen Inzidenzwerte (Corona-Fälle pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen) in der Region sehen für den 28.10.2020 (Vortag in Klammern) wie folgt aus:

Stormarn 68,8 (57,7)
Lübeck 46,6 (50,8)
Ostholstein 22,4 (19,9)
Herzogtum Lauenburg 48,0 (35,9)
Segeberg 57,4 (44,4)
Nordwestmecklenburg 21,0 (20,3)
Hamburg 87,8

Wie reagieren die Fußballer?

„Ausgleich ist für jeden von zentraler Bedeutung“

Jens Hüttmann (Viktoria 08): „Ich bin rein persönlich als Vorstand und Trainer eines Herrenteams der Meinung, die Saison sollte unterbrochen werden. Aber dennoch möglichst lange oder unter höchsten Anstrengungen am Trainingsbetrieb festgehalten werden. Der körperliche und seelische Ausgleich, ist meiner Meinung für jeden von zentraler Bedeutung. Deshalb sollte alles unternommen werden, ob in kleineren Kohorten oder in ausgewählten Gruppen, um möglichst lange zusammen den Sport und den Ausgleich den Mitgliedern gewähren zu können.“

FCD passt Hygienekonzept nochmals an

Sebastian Hippel (FC Dornbreite): „Die steigenden Corona-Fallzahlen haben sich abgezeichnet. Insofern kommt die vorübergehende Einstellung des Spielbetriebs nicht überraschend. Wir werden nun unter Berücksichtigung der bestehenden Bestimmungen trainieren. Unser Hygienekonzept ist nochmals angepasst. Speziell für unsere Oberligatruppe ist der sportliche Lockdown zu diesem Zeitpunkt natürlich schade. Wir hatten alle das Gefühl, in der Liga in Tritt gekommen zu sein und blickten auf eine positive Entwicklung. Wenn der Sport durch die jetzigen Beschränkungen seinen Teil zur Eindämmung beitragen kann, müssen wir uns nun mal damit abfinden. Wir befürchten, dass wir die nächsten Monate keine Lockerungen mehr haben werden und stellen uns auf eine wochenlange Spielpause ein.“

Verständnis an der Guerickestraße

Hanifi Demir (Eichholzer SV): „Ich kann das absolut nachvollziehen, dass man in dem Moment alles herunterfahren möchte und ich finde auch die Politik in dem Moment richtig. Wo sollen sie anfangen und wo sollen sie aufhören und wer will das alles nachher kontrollieren? So viele Mechanismen hat man ja nicht. Wir selbst haben auch gemerkt, dass es sehr schwer ist, das Hygienekonzept umzusetzen. Dazu braucht man einfach Manpower.“

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Enttäuschung und Angst vor den Folgen am Kasernenbrink

Martin Armbruster (SC Rapid): „Ich bin sehr enttäuscht, die Gesundheit aber hat Vorrang. Ich denke dieses Jahr werden wir nicht mehr spielen. Weitere Sponsoren springen ab, Mitgliedsbeiträge werden teilweise ausgesetzt, Mitglieder kündigen. Finanziell auch für uns ein Desaster.“

Sportplatz Kalkbrenner in St. Jürgen. Foto: Heiko Benzin

„Frohe Weihnachten vom Kalkbrenner“

Thomas Hornberger (Fortuna St. Jürgen): „Auf Grundlage der von der Landesregierung erlassenen Richtlinien lag die Entscheidung am Ende nicht in den Händen des SHFV. Ich persönlich denke, dass der SHFV die Spielunterbrechung bis zum 31.12. verlängern sollte, alles andere wäre nach der nun anstehenden Pause Blödsinn. Die Teams können verfrüht in die Winterpause gehen und dann muss man zum Jahreswechsel schauen, wie sich die Corona-Problematik entwickelt hat. So wie zuletzt konnte es nicht weitergehen. Es muss am Ende gewährleistet sein, dass die Sportler nach Spiel- bzw. Trainingsende sofort Zugang zu warmen Kabinen und Duschen haben. Dies war zuletzt aufgrund der Vorgaben nicht der Fall, bei der herbstlichen Witterung waren Krankheitsfälle vorprogrammiert. Die Spielpause ist hinsichtlich der Einnahmen, mit denen viele Vereine kalkulieren, natürlich nicht optimal, Hallenturniere werden ebenfalls nicht stattfinden, hier fällt eine weitere Einnahmequelle weg. Diese monetären Gesichtspunkte sollten aber nicht im Vorderrund stehen, es geht momentan um andere Dinge. Frohe Weihnachten vom Kalkbrenner!“

„Es ist auf jeden Fall die richtige Entscheidung“

Andreas Brunner (Oldenburger SV): „Es ist auf jeden Fall die richtige Entscheidung, ansonsten könnte ein Kreis spielen, der andere nicht. Wenn es nach den drei Wochen nicht weitergehen kann, sollte man erst im neuen Jahr wieder starten – und zwar früher als angedacht, wenn dann das Wetter mitspielt. Ich hoffe, dass die Zahlen durch diese Maßnahme sinken und wir bald wieder spielen können.“

„Niemand weiß, wie es sich weiterentwickelt“

Sören Warnick (SC Rönnau): „Es ist natürlich sehr schade, dass wir nicht spielen können und die Saison unterbrochen wird. Für mich ist es die einzige und richtige Entscheidung. Jetzt gilt es noch mehr Verantwortung zu tragen und die Regeln einzuhalten. Es ist schon Wahnsinn wieviel Menschen leichtsinnig damit umgehen und es fehlen mir dazu einfach nur die Worte für dieses Verhalten. Für mich gibt es keine richtige Lösung, wann die Saison weitergeführt werden kann, da niemand weiß, wie es sich weiterentwickelt. Bei Betrachtung der aktuellen Zahlen scheint ein Aussetzen der Saison zunächst bis Ende des Jahres aus meiner Sicht sinnvoll.“

„Ich bin nicht damit einverstanden“

Gerd Dreller (Büchen-Siebeneichener SV): „Es hat sich bisher eine Menge getan und viele Personen haben sich geäußert, sei es nun Schiedsrichter, denen es freigestellt wird zu pfeifen oder Breitenfelde, die vorschnelle Konsequenzen zogen. Unter dem Strich ist es egal. Das Ganze demotiviert mich ein bisschen, aber wir müssen wohl in den sauren Apfel beißen, obwohl nachweislich auf dem Fußballfeld im elf gegen elf keine Infektion bekanntgeworden ist – bundesweit, weltweit. Das ist Problem ist wohl die Enge in den Kabinen. Da hat es wohl Disziplinlosigkeiten gegeben, das kann ich nicht beurteilen. Wir haben frischrestaurierte Kabinen mit Klimaanlage und hätten es theoretisch fortführen können, aber das ist ein Einzelfall. Es ist eine politische Entscheidung und ich bin nicht damit einverstanden. Das ist vielleicht auch eine Einzelmeinung. Man hätte einen Weg finden müssen, dem Amateursport laufen zu lassen. Nun gut, wir sind jetzt drei Wochen auf Eis und dann ist schon Mitte November und dann ist Dezember und Weihnachten. Vermutlich sind wir so fünf Monate aus dem Wettkampfmodus und da bin ich gespannt, wie da der Verband reagiert. Wir tragen dazu bei und wir haben schon eine Menge dazu beigetragen mit den Hygienevorschriften. Wir haben alles versucht und wenn man jetzt glaubt, dass man im Amateurfußball die Reißleine zu ziehen, dann bitte muss man es tun. Schade ist das, aber das ist ein anderes Feld und wenn ich mir ansehe, wie die Klassenräum der Schulen ausgestattet sind: keine Klimaanlage, keine Lüftungsmöglichkeit, Schüler mit Maske auf engem Raum… puuhh. Aber gut, es geht hier um Fußball und das ist nun leider nicht mehr möglich und das finde ich traurig.“

Daniel Günther (Ministerpräsident von Schleswig-Holstein). Foto: SH/Frank Peter

Länderkonferenz berät über Lockdown-„Light“

Die Meinung sind also durchaus verschieden, doch ist das nicht nachzuvollziehen? Die Politik entscheidet am heutigen Mittwoch in einer Länderkonferenz, wie es überhaupt weitergehen kann. Ein bundesweiter Lockdown-„Light“ ist im Gespräch, doch auf Lockerungen ist vermutlich nicht zu hoffen. Das SHFV-Präsidium mit den Kreisverbänden kommt am Donnerstagabend in einer Videokonferenz zusammen und berät über die derzeitige Situation. Bis zum 22. November wurden bereits alles Spiele in allen Altersklassen abgesagt.

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