Hamburg – Nach einer guten ersten Halbzeit finden die Hamburg Towers in der zweiten Hälfte zu wenig Mittel gegen die Telekom Baskets Bonn und verlieren die dritte Partie innerhalb von sieben Tagen mit 71:78.
Wer auf einen Schnellstart in die Bundesliga-Rückrunde hoffte, der hoffte zunächst vergebens. Denn die Hamburg Towers brauchten ihre Minuten, um im Duell mit den Telekom Baskets Bonn auf Betriebstemperatur zu kommen. Die Gäste taten sich indes leichter, gingen zunächst in Front (6:2, 4.). Ein erster Highlight-Dunk der Baskets rüttelte die Towers indes wach und ließ das Team von Pedro Calles zum Ende des ersten Viertels die Führung übernehmen (16:12, 8.). Die Hanseaten begannen das zweite Viertel druckvoll in der Verteidigung. Bis zur Pause zwangen die Towers ihre Kontrahenten in 12 Ballverluste. Angetrieben von einem sehr energisch agierenden Justus Hollatz – der mit 15 Punkten in den ersten zwanzig Minuten eine neue persönliche BBL-Bestleistung erzielte – bauten die Towers ihre Führung aus (25:19, 12.). Auch ein Lauf der Gäste sowie ein damit verbundener Führungswechsel (31:28, 16. für Bonn) brachte die Towers nicht aus dem Konzept. Angetrieben von einem erfolgreichen Alley-Oop-Spielzug holten sich die Hanseaten die Führung zurück und brachten den 40:35-Vorsprung in die Halbzeitpause.
Nach der Pause zogen beide Teams die defensiven Stellschrauben noch fester. Gehörten die ersten Minuten der zweiten Halbzeit dem Center-Duell zwischen Maik Kotsar und Leon Kratzer (43:37, 23.), übernahm Chris Babb mit zunehmender Spielzeit die Zügel. Ein Dreier des Scharfschützen aus neun Metern krönte einen Run der Gäste und ließ die Führung auf Bonner Seite wechseln (49:47, 27.). Nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich durch Jordan Swing war es abermals Chris Babb, der den Schlusspunkt im dritten Abschnitt setzte (58:53, 30.). In den letzten zehn Minuten mühten sich die Towers redlich, fanden offensiv aber keinen Zugriff mehr auf die Partie. Nach weiteren Punkten von Chris Babb, der in der zweiten Halbzeit nicht zu stoppen war, wuchs der Rückstand weiter an (58:72, 38.). Ein letzter offensiver Ansturm der Hamburger kam zu spät und konnte die 71:78 nicht verhindern.
Kurzer Schnack nach dem Spiel:
Pedro Calles: „Wir haben heute in den ersten zwanzig Minuten gut verteidigt. Auch in der zweiten Halbzeit haben wir eine gute Defensive gespielt, dafür aber eine wirkliche schlechte Offensive. Diese letzten zwanzig Minuten haben uns das Spiel gekostet. Wenn man den Gegner zu 24 Ballverlusten zwingt, hat man eine ziemlich gute Chance, das Spiel zu gewinnen. Aber heute hat Bonn gewonnen, weil sie auch offensiv eine gute zweite Halbzeit gespielt haben.“
Justus Hollatz: „„In der zweiten Halbzeit haben wir unseren Rhythmus einfach nicht gefunden, offene Würfe nicht mehr getroffen, wie wir das noch in der ersten Halbzeit gemacht haben. Durch die Bonner Verteidigung konnten wir unseren Gameplan einfach nicht mehr umsetzen.“
Jordan Swing: „Ich bin sauer über die heutige Niederlage. Es ist gut, dass wir so schnell das nächste Spiel vor uns haben. So können wir nicht zu lange über dieses Spiel nachdenken. Heute sind wir enttäuscht, morgen sind wir motiviert und starten mit neuer Energie in das Spiel gegen Gießen am Sonntag. Dort müssen wir unseren Rhythmus finden, uns für unsere harte Arbeit belohnen und Ballbesitze effizient in Korberfolge umwandeln.“
Das Spiel im Detail:
Wie bereits im Hinspiel gehörte die erste Szene des Spiels den DiLeo-Brüdern – wieder war es Bonns TJ, der sich gegen Hamburgs Max DiLeo durchsetzte. Die Rheinländer waren das wachere Team, gingen begünstigt durch zahlreiche vergebene Towers-Chancen direkt in Führung (6:2, 4.). Zwei Dreier von Terry Allen und Justus Hollatz rüttelten die Hamburger langsam wach. Nachdem Maik Kotsar die Chance zur ersten Führung verpasst hatte, rüttelte Thompson IV auf der Gegenseite mit einem gewaltigen Dunk am Hamburger Korb. Anscheinend der dringend benötigte Weck-Ruf – mit einer 8:0-Serie, die TJ Shorts mit einem Dreier krönte, brachten sich die Towers in Führung (16:12, 8.). Trotz Anschlusstreffern von Babb und Pollard zum Viertelende gingen die Hamburger mit einem Vorsprung in die Viertelpause (21:19, 10.).
Mit starker Defensive – gleich zu Beginn des zweiten Abschnitts provozierten die Towers eine Acht-Sekunden-Überschreitung – vereitelte das Team von Pedro Calles die ersten drei Bonner Angriffsversuche. Justus Hollatz, der nach neun Einsatzminuten bereits 12 Zähler auf seinem Konto hatte, kurbelte mit vier Punkten in Folge indes den Hamburger Angriff an (25:19, 12.). Sieben Punkte in Folge von Philmore, der Ausgleich durch Kratzer – ein Dreier von Micovic finalisierte einen 12:3-Lauf der Baskets. Den Führungswechsel quittierten die Hamburger mit einer Auszeit (28:31, 16.). Ob Pedro Calles den folgenden Spielzug in der 60-sekündigen Unterbrechung auf sein Taktikboard zeichnete, ist nicht überliefert – Justus Hollatz sah Kameron Taylor im Rücken der Bonner Verteidigung, der katapultierte sich in den dritten Stock und vollendete das lupenreine Alley-Oop-Anspiel mustergültig. Weitere vier Punkte von Kameron Taylor brachten die Towers wieder in Front (34:33, 18.). Drei Punkte von Bryce Taylor und ein And One vom stark aufspielenden Justus Hollatz führten die Towers mit sieben Punkten – ein Tip-In von Kratzer markierte den 40:35-Halbzeitstand.
Das von Magenta Sport im Vorlauf der TV-Übertragung thematisierte Big Men-Duell zwischen Hamburgs Maik Kotsar und Bonns Kratzer stand zu Beginn der zweiten Hälfte im Mittelpunkt des Spielgeschehens. Während Kratzer – acht Punkte in den ersten zwanzig Minuten – mit einem Foul und Schrittfehler unglücklich agierte, sicherte Maik Kotsar – nur drei Punkte in Halbzeit eins – mit starken Aktionen die Towers-Führung (43:37, 23.). Ebenso hart wie die zwei Center unter den Körben arbeiteten beide Teams in der Verteidigung – Punkte wurden zur Mangelware. Ein Dreier aus neun Metern von Chris Babb beendete einen über fünf Minuten gezogenen 12:4-Lauf der Baskets – und ließ die Führung wieder wechseln (49:47, 27.). Fünf hart erarbeitete Punkte durch Jordan Swing glichen die Partie abermals aus. Nach einem Dreier von Philmore rannte sich der US-Amerikaner gegen die Bonner Verteidigung fest – die verbleibenden vier Sekunden im dritten Viertel nutzte Chris Babb zum Buzzerbeater (53:58, 30.).
Die Gäste setzten zum Start des Schlussabschnitts ihre Drangphase fort und sorgten für eine Neun-Punkte-Hypothek (53:62, 31.). Die Towers mühten sich im Angriff redlich, brachten mit Ausnahme eines Freiwurfs von TJ Shorts aber über vier Minuten keinen Ball im Korb unter. Ein Bonner Goaltending bei ablaufender Angriffszeit markierte bezeichnend den ersten Hamburger Feldkorb im Schlussabschnitt (56:64, 35.). Der Korb blieb für die Towers weiterhin wie vernagelt, Bonn tat sich ebenfalls sichtlich schwer, arbeitete den Ball aber durch die Reuse – ein Dreier von Scharfschütze Chris Babb ließ den Rückstand weiter anwachsen (58:72, 38.). Nach einem Mitteldistanztreffer von TJ Shorts versuchten es die Towers mit einer Ganzfeld-Presse. Dabei ließen die Hausherren jedoch Leon Kratzer aus den Augen, der mit einem Dunk die nächsten Bonner Punkte erzielte und für die Vorentscheidung sorgte (60:74, 39.). Ein Hamburger Schlussspurt kam zu spät und konnte die 71:78-Niederlage gegen Bonn nicht verhindern.
Towers-Statistiken: Shorts (9 Punkte), Swing (15), DiLeo, Taylor K. (10, 4 Reb.), Kotsar (10, 8 Reb.), Hollatz (15, 3 Stl.), Allen (3), Ogunsipe, Cuthbertson, Taylor B. (9) – (PM Towers)
Zum Foto: Leon Kratzer (#21, Bonn), Maik Kotsar (#11, Towers), Josh Hagins (#5, Bonn) – Foto: Lobeca/Roberto Seidel