Ein Kommentar von Karl-Heinz Tiedemann:
Für den VfB Lübeck wird die Luft in Liga drei immer dünner. Natürlich war das 1:3 bei Dynamo Dresden nicht wirklich eine Überraschung, aber auch beim Spitzenreiter war mehr drin. Altbekannte Schwächen traten wieder auf und waren für die Niederlage verantwortlich.
Zu einfach, zu oft
Das Dilemma begann in der Abwehr, die insbesondere bei Standardsituationen immer wieder „alt“ aussah. So bei Dresdens 1:0, als eine Ecke an Freund und Feind vorbei durch den Strafraum segelte, so dass Daferner unbedrängt einschießen durfte. In 22 Spielen stand nur fünfmal die Null, dafür kassierten die VfBer dreimal (bei 1860, bei Türkgücü und in Wiesbaden) jeweils vier Gegentreffer und dreimal (Halle, Duisburg, Dresden) drei Gegentore. Das ist einfach zu viel. Wenn sich das nicht schleunigst ändert, wird es ganz, ganz schwer.
Ihr könnt ja mal ausrechnen…
Und wie gesagt – selbst in Dresden war mehr drin. Es zog sich mit Deichmanns verschossenem Elfmeter weiter fort. Ein 1:2 zur Pause hätte noch alle Chancen zumindest auf einen Punkt gelassen. Was besonders bedenklich stimmt: Es war nach Röser (bei Türkgücü), Benyamina und Riedel (beide gegen Magdeburg) und jetzt Deichmann schon der vierte Fehlschuss vom Punkt. Könnt Ihr ja mal in (möglichen) Punkten ausrechnen! Nur Ersin Zehir war beide Male erfolgreich. Ob sich die Grün-Weißen diesen Luxus erlauben können?
Zu harmlos
Zudem fehlt in der Spitze einfach die Durchschlagskraft. Und wenn man dann auch „Hundertprozentige“ wie Deters bei Dynamo auslässt, gibt es eben keine Punkte. Dabei wäre ein Dreier aus einer Außenseiterrolle heraus in der jetzigen Situation als Zugabe auch für die treuen Fans so wichtig gewesen!
Nur zwei Siege gegen mitgefährdete Klubs
Bedenklich stimmt zudem die Tatsache, dass bisher nur zweimal (jeweils 1:0 gegen Unterhaching und Uerdingen) gegen mitgefährdete Klubs gewonnen wurde. Die Niederlagen gegen Duisburg, Meppen, Kaiserslautern und Zwickau taten besonders weh. Duisburg, Kaiserslautern und Zwickau (vermutlich hatte Joe Enochs seine Koffer schon gepackt!) waren fast schon tot, ehe sie vom VfB ins Leben zurückgeholt wurden. Haben die Grün-Weißen diese Chance nicht erkannt? Wenn nicht, gehören sie eigentlich auf die Couch.
Nur sechs Zähler
Aus den letzten elf Spielen holten die Landerl-Schützlinge bei einem Sieg, drei Unentschieden und sieben Niederlagen gerade mal sechs Punkte. Das ist – so hart es klingt – die Bilanz eines wahrscheinlichen Absteigers. Selbst die Tatsache, dass nur noch sieben Auswärts- und dafür neun Heimspiele auf dem Programm stehen, ist ohne Zuschauer ein schwacher Trost. Mit den Fans im Rücken könnte man optimistischer sein.
Die Kogge ist auf Kurs
Ganz anders ist die Situation bei Hansa Rostock. Zwar riss die Siegesserie (fünfmal nacheinander) beim 0:0 beim TSV 1860 München, doch damit kann die Kogge gut leben. „Wir müssen mit dem Punkt zufrieden sein“, räumte Trainer Jens Härtel ein, mit der Leistung seiner Jungs war er es sicherlich nicht. Mann des Tages war zweifellos Torhüter Markus Kolke, der insbesondere Sascha Mölders schier zur Verzweiflung brachte.
Löhmannsröben und der Tritt in den Hintern
Neuzugang Jan Löhmannsröben, der von Preußen Münster an die Ostsee gekommen war, brachte es hinterher auf den Punkt. „An der Spitze ist es in der 3. Liga geisteskrank eng“, sagte der Mittelfeldspieler, der zugab, von Jens Härtel – sicherlich spaßeshalber – schon manchmal einen Tritt in den Hintern zu bekommen. „So ruhig, wie unser Trainer nach außen hinwirkt, ist er gar nicht“, gab Löhmannsröben zum Besten.
Ein Denkmal für Jens Härtel
Hansa hat beste Chancen auf den Aufstieg – und Härtel hat daran ganz zweifellos großen Anteil. Wenn er es tatsächlich schafft, die Rostocker wieder in die 2. Liga zu führen, werden sie ihm wohl an Denkmal bauen! Dann fangt schon mal an, denn eine Überraschung wäre Hansas Rückkehr in Liga 2 nicht mehr.
Und nun?
Während Hansa am kommenden Sonnabend den SV Waldhof Mannheim empfängt, soll der VfB gegen Türkgücü München (heute Abend mit einem knappen 2:1-Sieger gegen Magdeburg) auf der Lohmühle antreten. Wenn denn gespielt werden kann…
Der 24. Spieltag (12. – 15.2.)
Köln – Meppen abgesetzt
Verl – Ingolstadt abgesetzt
Kaiserslautern – Bayern II 1:1
Uerdingen – Zwickau abgesetzt
Halle – Duisburg abgesetzt
1860 – Rostock 0:0
Mannheim – Wiesbaden 0:1
Unterhaching – Saarbrücken 0:1
Dresden – Lübeck 3:1
Türkgücü – Magdeburg (Mo.)
Die Tabelle
1. | SG Dynamo Dresden | 22 | 38 : 21 | 44 |
2. | FC Ingolstadt | 22 | 31 : 23 | 41 |
3. | F.C. Hansa Rostock | 22 | 34 : 23 | 39 |
4. | TSV 1860 München | 23 | 42 : 21 | 38 |
5. | SV Wehen Wiesbaden | 23 | 40 : 33 | 38 |
6. | SC Verl | 22 | 42 : 33 | 34 |
7. | 1. FC Saarbrücken | 22 | 35 : 30 | 34 |
8. | Türkgücü München | 24 | 30 : 30 | 33 |
9. | SV Waldhof Mannheim | 24 | 35 : 36 | 33 |
10. | Hallescher FC | 23 | 29 : 35 | 32 |
11. | FSV Zwickau | 22 | 27 : 29 | 29 |
12. | FC Bayern München II | 22 | 30 : 30 | 28 |
13. | KFC Uerdingen | 20 | 17 : 19 | 27 |
14. | SV Meppen | 22 | 25 : 33 | 26 |
15. | 1. FC Kaiserslautern | 24 | 23 : 29 | 25 |
16. | 1. FC Magdeburg | 23 | 21 : 31 | 24 |
17. | Viktoria Köln | 22 | 26 : 37 | 24 |
18. | MSV Duisburg | 22 | 27 : 38 | 21 |
19. | SpVgg Unterhaching | 24 | 24 : 35 | 21 |
20. | VfB Lübeck | 22 | 24 : 34 | 20 |
Bildquellen
- yannick-deichmann-ist-enttauscht-foto-raasch: Foto: Lobeca/Michael Raasch
Gefällt Dir unsere journalistische Arbeit?
Dann unterstütze uns hier mit einem kleinen Beitrag. Danke.
Beim Ausrechnen der möglichen Punktverluste durch verschossene Elfmeter aber bitte berücksichtigen, dass einmal der Nachschuss erfolgreich war! Trotzdem natürlich unfassbar, dass bis auf einen alle Schützen vergeigt haben.