Ein Kommentar von Karl-Heinz Tiedemann:
„16 Jahre unser Traum – wollt ihr uns das jetzt versau‘n?“ Die Fans hatten diesen Spruch an der Bande vor der „Alten Holze“ vor dem Türkgücü-Spiel in Lübeck deutlich sichtbar angebracht – geholfen hat es nichts oder sich zumindest nicht in Punkten ausgezahlt. Doch wenn man jetzt die aktuellen Auseinandersetzungen beim VfB Lübeck verfolgt, dann muss man sich fragen: Wer ist eigentlich ihr? Mannschaft, Trainer, Sportliche Leitung, Vorstand? Diese Frage müssen alle Beteiligten für sich beantworten.
Angestellter vs. Vorgesetzter!
Es allein mit der Auseinandersetzung zwischen Florian Riedel und Rocco Leeser beantworten zu wollen greift zu kurz. Natürlich hätte Riedel seinen Unmut intern äußern müssen – ein „Angestellter“ darf sich in dieser Form über (s)einen „Vorgesetzten“ in der Öffentlichkeit nicht äußern. Dem muss eine Sanktion folgen – und die wird so sicher wie das Amen in der Kirche kommen. Dem Vorstand wäre allerdings zu wünschen, dass er – um im Bild zu bleiben – dabei „die Kirche im Dorf lässt.“
Riedel sollte beim VfB bleiben (können)
Soll heißen: Eine (eher kleinere) Geldstrafe wäre angemessen, weil sich meines Wissens Florian Riedel bisher immer tadellos im Sinne des VfB verhalten hat und sportlich seit seinem Wechsel zu Grün-Weiß durchweg zu den Leistungsträgern gehörte. Egal, wie diese Saison auch enden mag: Riedel sollte auch in Zukunft seine Heimat beim VfB haben. Eine vereinsinterne Sperre – egal wie lange sie auch ausfallen mag – würde bedeuten, über das Ziel hinaus zu schießen. Dabei wollen wir gar nicht erst davon sprechen (schreiben), dass man die Mannschaft damit schwächen würde. Das ist für mich nicht der entscheidende Punkt!
Fehler bei den Neuzugängen
Sicherlich sind bei der Neuaufstellung der Mannschaft Fehler gemacht worden. Klar war, dass sich der VfB hinsichtlich seiner Neuzugänge nicht aus dem oberen Regal bedienen konnte. Viel gravierender war aus meiner Sicht der Abgang von Ahmet Arslan zum Erzrivalen Holstein Kiel. Doch da muss man die VfB-Verantwortlichen in Schutz nehmen. Mit dem Kieler Angebot (wir kennen die Summe) konnte der VfB einfach nicht mithalten – das wäre unverantwortlich gewesen. Nein, Arslan war nicht zu halten. Diesen Vorwurf darf man den Klub-Bossen nicht machen. Andere vielleicht schon.
Bei allen dunklen Wolken, die momentan über die Lohmühle ziehen: Noch gibt es keinen Grund die Flinte ins Korn zu schmeißen. Die mitbedrohten Klubs punkten auch nicht gerade wie die Weltmeister (der KFC Uerdingen, der Einspruch gegen den Drei-Punkte-Abzug eingelegt hat, unterlag am Montagabend mit 1:3 bei Wehen Wiesbaden). Der VfB muss nun aber schleunigst damit anfangen Punkte (am besten dreifach) zu sammeln. Ob das in Halle möglich sein wird? HFC-Sportchef Ralf Heskamp hat nach dem 1:2 in Meppen bereits verkündigt: „Ab sofort geht es nur noch gegen den Abstieg!“ Dabei hat Halle 32 Punkte auf dem Konto, der VfB gerade einmal 20…
Nur Träumer rechnen was aus…
Ja, und danach kommt (am Mittwoch, 3. März schon um 17 Uhr!) das Nachholspiel gegen Hansa Rostock. Unter „normalen“ Bedingungen hätte man Lübeck an einem guten Tag vielleicht ein Pünktchen zugetraut, aber so? Nur Träumer können sich etwas ausrechnen, Realisten sicher nicht. Dresden, Ingolstadt, Rostock, Türkgücü und 1860 München – sie alle sind für Grün-Weiß (mindestens) eine Nummer zu groß.
Für Hansa ist niemand zu groß
Für die Rostocker ist dagegen momentan keine Mannschaft zu groß. Der 1:0-Sieg gegen Waldhof Mannheim riss zwar keinen Fan von den Sitzen, doch darauf kommt es momentan auch nicht an. „Ein Tor geschossen, keinen Treffer kassiert – alles in Ordnung“, meinte Keeper Markus Kolke.
Wichtig ist nur, dass die Punkte bei Hansa bleiben, denn verschenken darf man bei dieser engen Konstellation an der Tabellenspitze nichts. Immerhin müssen die Rostocker noch bei den Konkurrenten Türkgücü München und Dynamo Dresden antreten. Auf eigenem Platz geht es aus der Spitzengruppe nur noch gegen den FC Ingolstadt. Am kommenden Sonnabend muss Hansa zunächst bei Viktoria Köln antreten.
Nachdem der Vertrag mit Trainer Jens Härtel inzwischen bis 2022 verlängert wurde, sollen demnächst auch Ronny Thielemann, Björn Bornholdt und Dirk Orlishausen sich weiter an die Mecklenburger binden, damit Härtels erfolgreiches Gespann bestehen bleibt. Das ist nur noch eine Formalie.
Bildquellen
- vfb_hansa: Lobeca
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