Ein Jahr Corona: „wie nach einem Spiel…“ – Wann kommt die nächste Eiszeit?

Leif Krause im Interview bei HL-SPORTS

Leif Krause als Schiedsrichter. Foto: oH
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Timmendorfer Strand – Am fünften Tag unserer Reihe „Ein Jahr Corona“ geht es aufs Eis. Der Timmendorfer Eissportverein (TESV) ist einer der jüngsten Clubs in der Region. Erst vor zweieinhalb Jahren schlossen sich Eltern des insolventen EHCT zusammen und gründeten einen reinen Verein für ihren Nachwuchs. Sie legten einen guten Start hin und dann kam im vergangenen Jahr Corona und das Eis schmolz für die Kids. HL-SPORTS sprach mit Leif Krause, Sportlicher Leiter bei den Ostholsteinern, nebenbei Fußball-Jugendtrainer beim JFV Hanse und selbständiger Malermeister über die vergangenen zwölf Monate.

HL-SPORTS: Moin Leif, wir leben jetzt ein Jahr mit Corona und Sport ist so weit in den Hintergrund gerückt. Du engagierst dich im Eishockey und beim Fußball – beides im Jugendsektor. Wie viele Erklärungen musstest du gegenüber den Spielerinnen und Spielern abgeben?

Leif Krause: Wir führten viele Gespräche zum Anfang, auch auf Elternabenden, wo wir viel erklärten. Da war viel Bedarf von Seiten der Eltern, die aber sehr viel Verständnis zeigten. Dabei war aber vor allem sehr viel Traurigkeit zu spüren, ganz besonders natürlich bei den Kids.

HL-SPORTS: Gerade im TESV, wo du Sportlicher Leiter bist und ihr noch recht jung am Start seid, hat das sicherlich für Schwierigkeiten gesorgt. Welche waren und sind das?

Leif Krause: Es raubte einfach viel Kraft und Arbeit. In etlichen Sitzungen haben wir mit anderen Vereinen in ganz Deutschland überlegt, wie wir einen Spielmodus gestalten können. Dabei gab es zusammen mit dem Verband ganz tolle Lösungen – und dann durften wir nicht spielen. Da war die Enttäuschung riesig, denn gerade im U7-, U9- und U11-Bereich gibt es so gut wie gar keinen Körperkontakt. Das konnten auch Eltern gar nicht nachvollziehen. Ich kann sie verstehen. Es war schon traurig, dass man mit den nötigen Hygienemaßnahmen gar nicht dagegen steuern konnte.

HL-SPORTS: Wie immens ist der Schaden in der Ausbildung der Jugend dabei aus deiner Sicht?

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Leif Krause: Ich kann mir vorstellen, dass nicht einmal der Schaden für den Sport im Mittelpunkt steht, obwohl der natürlich da ist, sondern noch viel schlimmer könnte der schulische Werdegang einen immensen Schaden mit sich bringen. Da wird uns diese Corona-Zeit noch sehr lange beschäftigen. Speziell im Sport ist aber natürlich klar, dass wir ein Jahr verloren haben, vielleicht sogar noch länger. Das wird sich zeigen, wenn der Seniorenbereich die Nachrücker aufnimmt. Dabei ist es egal, ob es Profi- oder Breitensport ist, denn die Jugend muss irgendwann nachrücken und da fehlt nun ein großer Teil der Ausbildung. National und International werden wir nicht mehr so stark aufgestellt sein. Andere Länder haben das vermutlich besser gemacht, wo Jugendsport mit den gewissen Maßnahmen aufrechterhalten wurde. Das wird womöglich auch im Ausbildungsbereich Arbeitgeber sagen: „du bist doch ein Corona-Kind?“ Das finde ich sehr schade. Wer weiß denn vor allem, was alles noch kommt und vielleicht sind wir noch gar nicht am Ende.

HL-SPORTS: Was hätte man anders machen können?

Leif Krause: Hinterher ist es sicherlich immer einfach zu sagen, was man hätte besser machen können. Es ist wie nach einem Spiel, wo man in die Analyse geht und Fehler erkennt. Niemanden war bewusst, was da auf uns zukommt. Meine persönliche Meinung ist aber auch, dass man vielleicht mit der ganzen Sache falsch umgegangen ist. Man hat die Situation gar nicht angenommen. Im Leben ist es doch oftmals so, dass man sich auf Neuerungen einstellen muss. Das haben wir aus meiner Sicht nicht überall gemacht. Wir leben jetzt seit über einem Jahr mit Corona und Professor Streeck sagte, dass wir lernen müssen damit weiter zu leben. Wir müssen Maßnahmen treffen, damit wir keine Beeinträchtigungen haben und ich finde da haben wir großen Fehler gemacht. Stattdessen haben wir uns auf einen Impfstoff und Maßnahmen verlassen, die aus meiner Sicht gar nicht gegriffen haben. Ich bin aber auch kein Arzt oder Virologe, das ist einfach nur mein Gefühlsempfinden, was ich aus dieser Epidemie bisher mitgenommen habe. Die Panik war nicht gut und vielleicht hätte man beispielsweise eher den Schutz unserer älteren Mitmenschen besser vorantreiben sollen, mit Schnelltests, so dass sie ihre Angehörigen treffen können. Ihre Isolation war und ist erschreckend. In manchen Bereichen sind wir nach wie vor ahnungslos. Wir wollen alle ein gemeinschaftliches und soziales Leben führen. Aktuell ist das schwer befriedigend für uns alle.

HL-SPORTS: Was erhoffst du dir für die Zukunft?

Leif Krause: Gerade für das Eishockey hoffe ich auf vernünftige Hygienemaßnahmen. Ich kann mir derzeit schwer vorstellen, dass die Situation im Oktober, wenn es wieder Eis gibt, vorbei ist. Jetzt müssen wir die Weichen dafür stellen, wenn das Virus dann noch da ist. Es kann eine dritte Welle kommen und die Infektionszahlen könnten wieder steigen. Wir können aber auch nicht immer weglaufen und alles einstellen und herunterfahren. Ich bin dagegen den Kindern ihren Ausgleich mit dem Sport zu nehmen. Ein Plan, dass es irgendwie weitergeht, wäre schön und den wünsche ich mir. Beim JFV Hanse fangen wir jetzt wieder mit dem Fußballtraining an. Da hoffe ich, dass wir bald wieder richtig starten können und die Saison zu Ende spielen dürfen.

HL-SPORTS: Vielen Dank Leif und alles Gute für die Zukunft.

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