Hamburg – Die Hamburg Towers gewinnen 80:74 gegen die EWE Baskets Oldenburg und machen mit dem neunten Sieg in Serie die erste Playoff-Teilnahme der Klubgeschichte perfekt.
Den Grundstein des Start-Ziel-Sieges legten die Hamburger bereits in den Anfangsminuten. Begünstigt durch die starke Towers-Defensive setzte Oldenburg die ersten vier Versuche daneben – Max DiLeo und Maik Kotsar krönten einen Start nach Maß. Die Unzufriedenheit über das 12:0 sprudelte lautstark aus Mladen Drijencic heraus, seine Oldenburger beruhigten die Nerven des Head Coaches mit einem 9:0-Lauf. In der folgenden Auszeit von Pedro Calles ging es deutlich ruhiger zu, die Antwort – ein Hamburger 7:0-Run – war aber vergleichbar. Weil die beste Offensive der Liga vor allem aus der Distanz gefährlich war, verkürzten die Niedersachsen zum Ende des ersten Viertels auf 23:19. Mit zwei weiteren Dreiern meldeten die Baskets aus Oldenburg ihr Interesse an einem Führungswechsel – der auch in der Folge kein einziges Mal gelingen sollte –, doch die Hamburger hielten entschlossen dagegen.
Das Team von Pedro Calles zog die defensiven Zügel noch einmal an, spielte in der Offensive geduldig, mit dem Auge für den freien Mitspieler und holte sich die zweistellige Führung zurück. Die Anstrengung hinterließ jedoch Spuren. Für die Gäste boten sich Lücken, die – wie sollte es auch anders sein – BBL-Legende Rickey Paulding zu nutzen wusste. Mit neun Punkten schulterte der Oldenburger Kapitän sein Team fast im Alleingang zum 39:37-Anschluss zur Halbzeit.
Im zweiten Abschnitt sollten dem Oldenburger Routinier, nach 13 Punkten in den ersten 20 Minuten, aber keine weiteren Zähler gelingen. Stattdessen schulterte Rasid Mahalbasic in der Offensive das Oldenburger Spiel – seine 16 Punkte erzielte er ausschließlich nach dem Seitenwechsel – das Gros im Schlussabschnitt.
Das dritte Viertel war stattdessen von Verteidigungsarbeit. Lediglich acht Zähler erlaubten die Towers in den zehn Minuten nach der Pause. Offensivrebounds und starke Nerven an der Freiwurflinie ließen die Hamburger ihr Punktepolster langsam aber sicher erneut anwachsen. Den Neun-Punkte-Vorsprung (54:45) vor dem Schlussabschnitt hielten allerdings nicht lang. Auch zwei Punkte von TJ Shorts konnten Oldenburg nicht davon abhalten, auf 56:53 zu verkürzen. Mit 13 seiner 22 Punkte gelang es TJ Shorts, Mal um Mal offensive Nadelstiche zu setzen. Doch auch defensiv war der Hamburger Floor General im Schlussabschnitt zur Stelle. Shorts` Steal ermöglichte es Justus Hollatz, mit einem Layup zu erhöhen, ehe Maik Kotsar von der Freiwurflinie einen erneuten zweistelligen Vorsprung auflegen konnte. Es war die Vorentscheidung – der 80:74-Heimsieg bedeutete letztendlich nicht nur den neunten Erfolg in Serie, sondern auch den erstmaligen Playoff-Einzug der Hamburg Towers.
Kurzer Schnack nach dem Spiel:
Pedro Calles: „Der Sieg ist nicht nur durch einen Faktor zu erklären. Der 12:0-Run zu Beginn des Spiels war sehr wichtig. Die Defensive während des gesamten Spiels war sehr stabil, obwohl Oldenburg in der ersten Hälfte über fünfzig Prozent von der Dreierlinie getroffen hat. Gegen das beste Offensivteam der Liga dann im dritten Viertel nur acht Punkte zuzulassen, war ebenfalls sehr wertvoll. Ich freue mich für den Klub, die Stadt und meine Jungs, dass wir zum ersten Mal die Playoffs erreicht haben. Allerdings ist die Reise noch nicht vorbei, wir spielen am Montag in Chemnitz – da geht es weiter.“
Justus Hollatz: „Ich hatte heute ein gutes Händchen, aber meine Punkte sind genauso wichtig, wie die meiner Mitspieler. Kompliment auch an Oldenburg, die Jungs sind ein starkes defensives Team. Ich bin sehr happy, dass wir den Sieg heute holen konnten.“
TJ Shorts: „Über den ersten Einzug in die BBL-Playoffs der Vereinsgeschichte freuen wir uns natürlich sehr. Das war heute ein harter Kampf, zum Ende jedes Viertels waren wir sehr geschlaucht. Das hat man vielleicht am Ende des zweiten Viertels besonders sehen können. Da sind die Oldenburger nochmal auf zwei Punkte herangekommen. Wir haben heute alle alles gegeben, um den Sieg zu holen.“
Das Spiel im Detail:
Beide Teams begannen die Partie mit viel Intensität, Punkte fielen zunächst aber nur aufseiten der Towers. Erst Max DiLeo aus der Distanz, dann Maik Kotsar mit einem Tip-In krönten einen Hamburger Start nach Maß (12:0, 4.). Nach einer lautstarken Auszeit-Ansprache von Gäste-Coach Drijencic meldete sich das beste Offensivteam der Liga mit einem 9:0-Lauf eindrucksvoll zurück (12:9, 5.). Da Basketball aber bekanntlich ein Spiel der Läufe ist, gehörte die nächste Punkteserie wieder den Towers. Der Abschluss des 7:0-Runs gebührte Johannes Richter, der sich mit einem freien Lay-Up aus über zweimonatiger Verletzungspause nahtlos in die Drangphase eingliederte (19:9, 8.). Trotz des erneut zweistelligen Rückstandes fanden die Oldenburger, wie im Vorfeld von Pedro Calles angekündigt, Wege, um zum Abschluss des ersten Viertels erneut zu verkürzen (23:19).
Mit zwei Dreiern zu Beginn des zweiten Abschnittes versuchten die niedersächsischen Gäste die Partie zu ihren Gunsten zu drehen. Doch die Towers meldeten Einwände an, zwangen die Baskets zu Fehlern und blieben in der Offensive effektiv. Erst verschaffte Maik Kotsar Teamkollege TJ Shorts Platz für einen Mitteldistanzwurf, der Hamburger Floor General fand im Folgeangriff Justus Hollatz, der mit einem kaltschnäuzigen Dreier die zweistellige Führung erneuerte (35:25, 14.). Nachdem sich beide Teams bis hierhin offensiv in starker Form präsentiert hatten, zogen die Kontrahenten defensiv nun an und hielten über zwei Minuten ihre Körbe sauber. Erneut aus der Mitteldistanz durchbrach TJ Shorts die Punktepause. Die Anstrengungen, die beste Offensive in Schach zu halten, machte sich vor der Halbzeitpause aber bemerkbar. Mit sechs Punkten brachte Paulding sein Team erst wieder ins Spiel (37:31, 18.). Nach einem Hobbs-Dreier war es dann erneut der Oldenburger Kapitän, der mit seinem dritten Distanztreffer die Partie in die Halbzeit (39:37) beförderte.
Zunächst schien es so, als würden die Teams die fünfzehnminütige Pause nach Wiederbeginn verlängern. Doch es war erneut die starke Defensive auf beiden Seiten, die nach dem Seitenwechsel tonangebend war. Mit einem Dreier brachte Kameron Taylor nach über zwei Minuten die ersten Zähler der zweiten Halbzeit auf die Anzeigetafel (42:37, 23.). Eine kurze Phase, in der beide Kontrahenten Lücken in Korbnähe fanden, ließ den Spielstand nur marginal in die Höhe schnellen (44:41, 25.). Das Spielgeschehen bestimmte weiterhin die Verteidigungsarbeit. Und davon profitierten vornehmlich die Towers. Über fünf Minuten gestattete das Team von Pedro Calles ihren Gegenübern lediglich einen erfolgreichen Abschluss. Gleichzeitig schafften es die Towers, sich entweder in Korbnähe – wie Terry Allen nach starkem Offensivrebound – oder an der Freiwurflinie Punkt für Punkt ein erneutes Polster zu erarbeiten. Lediglich acht Zähler erlaubten die Hamburger den Gästen im dritten Viertel, mit den letzten beiden stellte Gabric den Score zum Ende des Abschnittes auf 54:45.
Mit fünf schnellen Zählern erhöhten die Oldenburger die Taktfrequenz zu Beginn des Schlussabschnittes. Trotz zwischenzeitlichen zwei Punkten von TJ Shorts brachte Gabric die Niedersachsen zurück in die Partie (56:53, 32.). Nach einem Shorts-Dreier verschaffte Pedro Calles seinem Team mit einer Auszeit eine wichtige Verschnaufpause – erst Kameron Taylor, dann TJ Shorts stemmten sich scharf schießenden Oldenburgern entgegen (63:56, 34.). Dann ging erneut das Tempo deutlich herunter, die Towers fanden defensiv wieder mehr Zugriff und hielten Oldenburg nach einem Freiwurf von Maik Kotsar auf Distanz. Unterbrochen von einem Hobbs-Dreier setzte TJ Shorts zwei offensive Nadelstiche und zwang Oldenburg zur Auszeit (68:63, 37.). Dank eines Dreiers von Terry Allen und zwei erfolgreichen Freiwürfen von TJ Shorts schafften es die Towers den Vorsprung über weitere zwei Minuten zu verteidigen (73:67, 39.). Mit schnellen Händen provozierte TJ Shorts einen Oldenburger Ballverlust, auf der Gegenseite behielt Justus Hollatz beim Drive die Kontrolle und erhöhte (75:67, 39.). Zwei weitere Zähler von Maik Kotsar sorgten 50 Sekunden vor dem Ende der regulären Spielzeit für einen zweistelligen Vorsprung – und die Vorentscheidung. Nach zwei Freiwürfen des Centers war denn endgültig Schluss, der 80:74-Heimsieg, der neunte Erfolg in Serie und der Playoff-Einzug perfekt.
Towers-Statistiken: Shorts (22 Punkte, 4 Reb.), Swing (8), DiLeo (3), K. Taylor (8, 9 Reb., 6 Ass.), Kotsar (15, 8 Reb.), Richter (4), Hollatz (9), Allen (9, 8 Reb.), Cuthbertson (2) (PM Towers)
Zum Foto: Max DiLeo betrachtet glücklich seine Play-Offs-Cap, als er nach dem Abklatschen das Spielfeld verlässt (Foto: Lobeca/Roberto Seidel)