Hamburg – Sie ist absolut verrückt, die 2. Bundesliga in der Corona-Saison. Mannschaften präsentieren sich nach mehrwöchiger Quarantäne in Top-Form, andere wiederum brechen ein und zittern auf einmal und Ergebnisse werden erspielt, die man nicht für möglich hielt. Ein Beispiel ist dabei der 32. Spieltag, der am Montag mit der Begegnung zwischen dem Hamburger SV und 1. FC Nürnberg endet. Alles ist möglich.

Bochum und Kiel mit Matchbällen

Holstein Kiel hat nach dem Heimsieg gegen FC St. Pauli die besten Chancen auf den direkten Aufstieg. Den hat vor allem der VfL Bochum vor Augen. Der Spitzenreiter deklassierte am Sonntag Jahn Regensburg mit 5:1 und benötigt aus den verbleibenden beiden Runden nur noch zwei Punkte. Machen die „Störche“ so weiter und besiegen am Montag Hannover 96 im Nachholspiel, stehen sie auf Rang zwei und haben dann immer noch ein weiteres Heimspiel (kommenden Donnerstag gegen Regensburg). Was soll da noch schief gehen?

Neuer Chef glaubt an den Aufstieg…

Das hat man sich beim Hamburger SV Anfang des Jahres allerdings auch gefragt. Die Antwort war: alles! Naja, vielleicht nur fast. Die Rothosen tauschten ihren Chefcoach in der Vorwoche aus, setzten Club-Legende Horst Hrubesch auf den Trainerstuhl und der sieht noch alle Möglichkeiten, die Bundesliga noch zu erreichen – allerdings nur über Umwege.

Wenn eine Legende spricht hören alle zu: Horst Hrubesch schwört den HSV ein. Foto: Lobeca/Ralf Homburg

…und gibt die Richtung vor

Der 70-Jährige gab sich am Sonntag in der Pressekonferenz locker und gut gelaunt. Ihm macht es Spaß mit den Jung zu arbeiten, vor allem mit den Jungen, die er alle kennt. „Wir glauben alle bis zum letzten Tag daran. Wenn es geht, dann über die Relegation“, sagt das frühere „Kopfball-Ungeheuer“, der drei Meisterschaften im Volkspark feierte. „Wir müssen uns jetzt aus dem Mist, den wir uns eingebrockt haben, wieder herausarbeiten“, gibt er die Richtung klar vor und bezeichnet den Stand in der Mannschaft so: „Sie wusste nicht, wo sie stehen.“ Das hat der frühere Junioren-Nationaltrainer (mit mehreren Titeln) den Jungs wieder eingebläut. „Es ist eine reine Kopfsache“, ist er sich sicher. „Wir leben noch. Die Jungs haben eine Qualität, die gut ist und das müssen sie jetzt zeigen. Wir wollen fighten und kämpfen und die Punkte gegen Nürnberg hierbehalten. Die Mannschaft wird kratzen, beißen und Gas geben.“

Hrubesch im hier und jetzt

Das hatten die Fans in den vergangenen Wochen vermissen lassen. Hrubesch will das sehen und hat großes Vertrauen ins Team. Und zwar so viel, dass jeder schon weiß, ob er spielt oder nicht. Das stand nach seiner Aussage schon zwei Tage vor der Partie fest. Er ist der Meinung, dass man sich selbst dann ganz anders vorbereitet“. Eine Einstellung, die er von früher kennt und doch weiß er auch: „Alte Zeiten helfen uns nichts mehr.“

„Ich will Spiele gewinnen“

Mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit wird Youngster Robin Meißner neben Simon Terodde in der Startelf stehen. Viel wird er allerdings nicht über Haufen werfen. „Das macht nicht so viel Sinn“, sagt Hrubesch. Sein Drei-Punkte-Plan: „Das Team, die Mannschaft muss funktionieren. Das ist Punkt eins. Ich muss von dem was ich tu überzeugt sein. Das ist Punkt zwei. Und dann gehe ich auf den Platz und will Spiele gewinnen. Ich bin mir sicher, dass ich morgen ein Gesicht kriege, worauf ich mich draufverlassen kann.“

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Fans unterstützen beim Abschlusstraining: „Super Geschichte“

Unterstützung von den Anhängern gab es am Sonntag beim Abschlusstraining. Mehr als 50 waren zum Training gekommen. „Danke an die Fans, das war eine super Geschichte. Nicht nur die Fans glauben an ein Wunder, wir glauben auch noch dran. Wir kriegen nichts mehr geschenkt und werden morgen auch nichts geschenkt bekommen. Es war fantastisch, was beim Training passiert ist. Man hat in den Gesichtern gesehen, dass sie sich riesig gefreut haben. Das zeigt auch, was diesen HSV ausmacht. Dass wir trotzdem noch eine Familie sind und dass wir trotzdem bis zum letzten Tag noch daran glauben. Das ist auch das, was ich die ganze Woche versucht habe den Spielern mitzugeben: Wir müssen auf uns gucken, dass wir unsere Schularbeiten machen. Danke noch einmal an die Fans, das war eine super Sache. Das hat den Jungs auch geholfen.“ 

Torfestival sorgt für Raunen

Was in der 2. Liga möglich ist, hat der SC Paderborn gezeigt. Steffen Baumgart (Trainerkandidat an der Elbe) sah im Auswärtsspiel bei FC Erzgebirge Aue insgesamt elf Tore! Acht davon erzielte seine Mannschaft – nach 0:2-Rückstand. Endstand 8:3 für die Ostwestfalen.

Zurück nach Hamburg

Für den HSV zählen in den verbleibenden drei Spielen nur drei Siege. Gegen Nürnberg muss der erste eingefahren werden. Dann könnte es mit Hrubeschs Plan klappen…

Der 32. Spieltag (7. – 10.5.2021)

Hannover – Darmstadt 1:2
Kiel – St. Pauli 4:0
Düsseldorf – Braunschweig 2:2
Fürth – Karlsruhe 2:2
Würzburg – Osnabrück 1:3
Bochum – Regensburg 5:1
Aue – Paderborn 3:8
Heidenheim – Sandhausen 2:1
Hamburg – Nürnberg (Mo.)

Die Tabelle

1.VfL Bochum 18483262 : 3763
2.SpVgg Greuther Fürth3262 : 4058
3.Holstein Kiel3049 : 2756
4.Fortuna Düsseldorf3250 : 4353
5.Hamburger SV3160 : 3952
6.1. FC Heidenheim 18463247 : 4251
7.FC St. Pauli3250 : 5147
8.SC Paderborn 073250 : 4046
9.Karlsruher SC3246 : 4146
10.SV Darmstadt 983255 : 5245
11.FC Erzgebirge Aue3242 : 4941
12.1. FC Nürnberg3141 : 4440
13.Hannover 963150 : 4739
14.SSV Jahn Regensburg3132 : 4535
15.SV Sandhausen3238 : 5731
16.Eintracht Braunschweig3229 : 5331
17.VfL Osnabrück3231 : 5430
18.FC Würzburger Kickers3234 : 6721

Bildquellen

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  • Torwart Leo Oppermann und HSV-Trainer Horst Hrubesch auf dem Weg zum Training.: Lobeca/Norbert Gettschat
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