„Totgesagte leben länger“
So lautet eine alte Weisheit. Nach der ernüchternden 0:3-Heimpleite des VfB Lübeck gegen den SV Wehen Wiesbaden in der vergangenen Woche wollte selbst an einen Strohhalm niemand mehr glauben. Man muss seine Fans schon sehr verärgert haben, wenn dem so ist.
Doch es war nicht nur das Wehen-Spiel, das zu dieser Anti-Stimmung gesorgt hatte. Viele weitere merkwürdige Geschehnisse kamen bei vielen Getreuen wie ein K.o.-Schlag an. Vier Spieltage vor Schluss wurde anscheinend einigen Spielern mitgeteilt, dass man auf deren Hilfe in der neuen Saison an der Lohmühle keinen Wert mehr legt. Daraus konnte man nur den Schluss ziehen: Der Club gibt auf, schreibt den Klassenerhalt in der 3.Liga ab.
Über die Auswahl der Spieler, die gehen sollen, kann man trefflich streiten. Nachdenklich werden kann man bei Sebastian Hertner (wurde in den vergangenen Wochen immer stärker!) – gänzlich unverständlich ist für mich die Sache bei Morten Rüdiger, einem waschechten Lübecker Jung‘. Schade, dass auch Lucas Wolf gehen muss, doch dafür kann niemand etwas, weil Wolf von Holstein Kiel nur ausgeliehen war und zurück muss. Die Kritik an der Auswahl des Vereins hat aber natürlich einen Haken, denn es kann natürlich sein, dass Spieler – aus welchen Gründen auch immer – von sich aus gehen wollen. Dann wäre der VfB in diesen Fällen natürlich „aus dem Schneider“.
Doch eine weitere Meldung sorgte bei mir für Unverständnis. Ziemlich lapidar wurde in den Medien vermeldet, dass Nachwuchsstürmer Vico Dombrowski weg ist. Wer erklärt mir das? Natürlich rächt es sich, dass mit Denny Skwierczynski (Eichede) und Serkan Rinal (Todesfelde) zwei langjährige Grün-Weiße jetzt bei der Konkurrenz im Umkreis tätig sind. Da ist der Weg zu den VfB-Talenten (man kennt sich!) nicht weit. Aber Dombrowski? Das der VfB diesen veranlagten Stürmer gehen ließ, wird er (Wetten?) noch bedauern. Für einen angekündigten Neuaufbau hätte Dombrowski “wie die Faust aufs Auge“ gepasst…!
All diese Gegebenheiten haben die VfB-Fangemeinde zumindest in Teilen stark erschüttert. Man versteht manche Dinge nicht mehr – und man gewinnt mehr und mehr den Eindruck, das ist Teilen der Vereinsführung ziemlich egal. Naja – vielleicht ist da ja der Fußball neu erfunden worden und wir kommen nicht mehr mit? Sollte es so sein, wünsche ich auf dem Weg alles Gute und viel Erfolg. Denn wie heißt es doch so schön? Einmal VfBer, immer VfBer. Hannes Wader, der alte Barde, würde singen: Trotz alledem…
Ach ja, beim SV Meppen wurde am Sonntag verdient mit 2:0 gewonnen. 3:0 oder 4:0 war am Ende bei vielen klaren Chancen möglich, aber immerhin. Und nun?
Nach wie vor muss man leider vom Abstieg ausgehen. Kommt es so, wäre der Niedergang so überflüssig wie ein Kropf. Was wurden da für Punkte liegen gelassen, denken wir unter anderem nur an Riedels verschossenen Elfmeter gegen Magdeburg.
Zwei Spiele gibt‘s noch, die der VfB beide gewinnen muss. Am kommenden Montag (!) kommt der FSV Zwickau ins Dietmar-Scholze-Stadion, ehe es zum Abschluss nach Rostock geht. Schade, dass Hansa da wohl noch Punkte brauchen wird, was die Aufgabe zusätzlich erschwert. Doch zuvor muss Zwickau bezwungen werden, was schwer genug wird.
Doch wenn es ganz dumm kommt, ist der VfB am Montag ohnehin schon abgestiegen. Wenn der SV Meppen schon am Freitagabend beim 1. FC Saarbrücken gewinnt, ist alles aus. Die Emsländer hätten dann 41 Punkte – die können die Lübecker nicht mehr erreichen. Wenn hingegen der KFC Uerdingen gegen Magdeburg siegen sollte, wäre das zwar nicht schön, aber noch nicht so schlimm. Denn Uerdingen könnte man über die Tordifferenz noch überflügeln.
Motor der Kogge stottert etwas
Und Hansa Rostock? Leider reichte es gegen Zwickau nur zu einem torlosen Unentschieden. Die Kogge ist zwar immer noch Tabellenzweiter, aber 1860 München (zum Glück auch nur 1:1 in Wiesbaden) und Ingolstadt (nur 0:0 gegen Saarbrücken) liegen in Reichweite.
Schön wäre es, wenn die Schanzer in Duisburg verlieren würden. Schwieriger ist die Situation da schon bei 1860. Die Köllner-Schützlinge haben das Lokalderby gegen den Nachwuchs der Bayern vor sich. Aus Hansas Sicht wäre ein Bayern-Sieg Gold wert, während die Lübecker Fans natürlich auf die Löwen hoffen. Da beißt sich die Katze in den Schwanz!
Hansa selbst muss zum Absteiger nach Unterhaching. Ein Selbstgänger? Vorsicht! Haching hat gerade 2:1 bei den Bayern gewonnen. Damit hatte ernsthaft niemand gerechnet. Arie van Lent hatte es schon immer gewusst, was seine Mannschaft drauf hatte – zu spät!
Also Hansa: Volle Konzentration und mit drei Punkten im Gepäck die Rückreise antreten. Wenn dann die anderen mitspielen, könnte Rostock schon am nächsten Sonntag die Rückkehr in die 2. Liga feiern.
Oh, wie wär‘ das schön…
Euer Karl-Heinz Tiedemann
Bildquellen
- VfB vs. F.C. Hansa: Lobeca
Gefällt Dir unsere journalistische Arbeit?
Dann unterstütze uns hier mit einem kleinen Beitrag. Danke.