Freilufttraining. Foto: Rot-Weiß Moisling

Lübeck – Die eigentlich sehr rührige Moislinger Karatesparte wurde, wie alle anderen Amateursportler auch, stark von den Einschränkungen der letzten 1,5 Jahre getroffen. Was hat sich in der Zeit getan und wie ist der aktuelle Stand? Heinz-Dieter Lahann (Moislings bekanntester Karatekämpfer) ließ seinen Gedanken freien Lauf und den Zeitraum Revue passieren:

„Es begann am Freitag, den 13. März 2020. Während des Trainings wurde bekannt, dass aufgrund einer Pandemie ab sofort kein Training mehr durchgeführt werden darf. Die Zwangspause hielt bis Mitte Mai an. Erst danach durfte unter gewissen hygienischen Bedingungen ein „gebremstes“ Training stattfinden.

Ende Mai war dann ein Training unter gewissen hygienischen Voraussetzungen erlaubt. Unter anderem sollten die Trainierenden bereits im Karateanzug vor der Halle Aufstellung nehmen und unter Einhaltung des Sicherheitsabstandes einzeln die Halle betreten und in der Halle den geforderten Abstand, mindestens 1,5 Meter, einhalten, was aufgrund der langen „Zwangstrainingspause“ und dem damit verbundenen „Mitgliederschwund“ zunächst eine leichte Aufgabe war. Bis zum Beginn der Sommerferien Ende Juli festigte sich die Teilnehmerzahl, so dass fast ein normales Training möglich wurde.

Nach Ende der Sommerferien verlief das Training wieder mit den entsprechenden Einschränkungen bis hin zum Tragen einer Atemschutzmaske, bis zu den Herbstferien Anfang Oktober.

Aufgrund der zu erwartenden „2. Coronawelle“ sagten viele Veranstalter ihre geplante Turniere ab, sowohl interne, regionale, nationale und sogar internationale Wettkämpfe fielen der Pandemie zum Opfer.  Und so bestritt unsere „Nachwuchselite“ lediglich am 19. Januar das einzige Turnier im Jahr 2020.

Das Aus und der Rücktritt

Am 1. November 2020 kam dann das Aus, Trainingsverbot für den gesamten Amateursport. Selbst als der bezahlte Sport wieder Fahrt aufnahm, war ein Training im Bereich der Amateure in weiter Ferne.

Am 30. April 2021 verkündete Heinz-Dieter Lahann, mittlerweile 80 Jahre alt, seinen Rücktritt vom aktiven Karatesport.  Bis zum Beginn der Pandemie im März 2020 trainierte und betreute er so gut wie alle Karatekids in der Moislinger Karatesparte. Es waren mitunter bis zu  sieben Gruppen an vier Tagen in der Woche. Er war auch für die Wettkampf-orientierten Karateka zuständig, bot dafür „Sondertrainingszeiten“ an; begleitete sie auf den Turnieren. All diese Aktivitäten brachte „Corona“ zu Fall. Die lange Zeit ohne Training führte zu einem Abfall seiner körperlichen Fitness und mit 80 Jahren sah er sich außerstande, noch einmal ein hohes Niveau als Karatetrainer zu erlangen.

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Bereits im September 2017 verließ Nina aufgrund von beruflichen Entwicklungen die Sparte. Sie hatte bis dato eine große Rolle in den Zukunftsplänen gespielt, war gut ausgebildet und sehr zuverlässig. Jenny versuchte über einen längeren Zeitraum, die Lücke zu schließen, war aber beruflich und auch familiär mit der Regelmäßigkeit, die ein solches Amt voraussetzt, überfordert. Und so lag die gesamte Last und den Erhalt der Sparte auf Dieters schmalen Schultern.

Der Neuanfang

Das änderte sich in dem Moment, wo er seinen Rücktritt bekannt gab. Mit Lars und Gerlind waren plötzlich nur noch zwei Trainer übrig geblieben, die nun für den Trainingsbetrieb verantwortlich waren. Schon während der Versammlung boten beide an, Anfang Mai mit „Outdoortraining“ zu beginnen. In Absprache mit der Moislinger Fußballabteilung wurde der Karateabteilung Platz auf dem Rasenplatz am Aschenputtelweg „eingeräumt“. Von dem Zeitpunkt an fand bei entsprechendem Wetter Mittwochs und Freitags in der Zeit von 17 – 19 Uhr Karatetraining „im Freien“ statt.

Auch nach den Ferien blieb und bleibt es beim Outdoortraining auf dem Fußballplatz. Da eine 4. Pandemiewelle nicht auszuschließen ist, kann niemand sagen, ab wann die Sporthallen wieder im vollen Umfang zur Verfügung stehen.

Die Prüfungen

Trotz aller Hindernisse, die uns die Pandemie beschert hat, haben Lars und Gerlind kontinuierlich das Outdootraining „durchgeführt“, und am Freitag, den 20. August 2021, stellten sich elf Kinder im Alter von 8 – 14 Jahre, und ein Senior dem Prüfer Lars, um eine „neue“ Gürtelfarbe zu erlangen. Vier Kids traten an, um die Prüfung zum 8. Kyu, Gelbgurt, zu bestehen. Unsere drei syrischen Karatemädchen Avren, Naren und Lavin hinterließen einen hervorragenden Eindruck, weil sie schon als „Anfänger“ mit Karate-spezifischen Elementen, wie Kraft, Körperspannung, Geschwindigkeit auf sich aufmerksam machten. Der vierte im Bunde der Weißgurte, Lennard, war zwar von Anfang an nicht Karatekonform, steigerte sich aber dennoch im Verlauf der Prüfung, so dass der Gelbgurt die Belohnung war.

Zum 7. Kyu (Orangegurt) traten Beeke, Yalda, Jannis, Sina-Sophie, Celina, Anakin-Lian und Jörg an. Auch sie erfüllten nach Meinung des Prüfers die geforderten Leistungen und waren stolz, sich nach der Prüfung den orangenen Gürtel umbinden zu dürfen, denn nur wer eine technische Prüfung vor einem lizensierten Prüfer ablegt, darf die nächst höhere Graduierung offiziell tragen.

Am Schluss der Prüfung trat  Vico an, um den Prüfer von seinem Können zu überzeugen, denn immerhin ging es bei Vico schon um den 5. Kyu (1. Blaugurt). Vicos Handicap war, dass er allein von insgesamt drei Grüngurten übrig geblieben war, und er deshalb mit einen eigens für ihn „eingeflogenen“ Blaugurt seine Partnerübungen vorführen musste. Zum Glück hatte sich Marco schon während der Vorbereitungszeit bereit erklärt, am Tag der Prüfung im Karate-Gi anwesend zu sein, um Vico zu unterstützen. Es klappte hervorragend. Unter Berücksichtigung aller Umstände, legte Vico eine ausreichende Prüfung ab und ich bin davon überzeugt, dass er seine nächste Prüfung bei besseren Voraussetzungen mit einer besseren Note besteht.




Hintere Reihe (v. l.): Sina-Sophie, Celina, Vico, Jörg, Marco und Yalda
Vorn (v. l.): Jannis, Anakin-Liam, Beeke, Lavin, Naren, Avren, Lennard und Trainerin Gerlind. Foto: Rot-Weiß Moisling

Der aktuelle Stand

Das Training in der Moislinger Karatesparte wird, so lange das Wetter mitspielt, weiterhin Mittwochs und Freitags ab 17 Uhr für die „unteren“ Gürtelfarben bei Gerlind, ab 18 Uhr für alle Karateka ab 6. Kyu (Grüngurt) bei Lars auf dem Sportplatz stattfinden. Ein Ausweichen bei schlechtem Wetter in die Sporthallen der Heinrich-Mann-Schule ist jederzeit möglich, solange es „Corona“ zulässt.“

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