Hamburg – Zwei Wochen Pause beim Hamburger SV, aber keine Ruhe. Nun geht es wieder los und vor allem HSV-Coach Tim Walter steht in der Pflicht, denn klappt es nicht mit einem Heimsieg gegen Diekmeier & Co. wird die Luft für die Rothosen sehr dünn. Sieben Wochen wartet man im Volkspark nun auf den zweiten Saisonsieg. Am 1. Spieltag auf Schalke war das zuletzt der Fall. Von Unruhe will der Hamburger Cheftrainer allerdings nichts wissen. „Wir haben 18 Mannschaften in der Liga und da ist jeder Gegner unangenehm. Wir wissen, was wir können und wir wollen abliefern. Ich sehe das Feuer und die Leidenschaft in jedem meiner Spieler und trotzdem haben wir vor Sandhausen Respekt“, so der 45-Jährige auf der Pressekonferenz vor dem Heimauftritt am Sonnabend um 20.30 Uhr. Tore sind garantiert, denn in sechs Aufeinandertreffen gab es keine Nullnummer. 21 Buden sahen die Fans bisher insgesamt. Der HSV darf dabei wieder ein paar mehr Zuschauer ins Stadion lassen. Statt 17.950 sind es gegen die Sandhäuser nun schon 19.550 Tickets, die verkauft werden dürfen. Rund 2.000 waren am Freitagnachmittag noch zu haben – es dürfte also „ausverkauft“ sein und die Rothosen hoffen dieses Mal auf keine Pfiffe aus der eigenen Kurve, wie zuletzt gegen Darmstadt 98.
Roulette im Volkspark
Mit Mario Vuskvovic (Hajduk Split) und Tommy Doyle (Manchester City) hat Sportvorstand Jonas Boldt „nur“ zwei Last-Minute-Transfers geholt. Idol Uwe Seeler fordert Winterverstärkungen, dagegen ist Rafael van der Vaart von dem „neuen“ Weg an der Elbe begeistert. Die Fan-Gemeinde ist allgemein zwiegespalten. Aufsteigen will natürlich jeder, aber nicht alle um jeden Preis. Während die eine Hälfte mit einem einstelligen Tabellenplatz in der 2. Bundesliga dieses Mal leben könnte, fordert die andere Hälfte im vierten Zweitligajahr endlich wieder Bundesliga. Ergo: schwarz oder weiß?
HSV-Wort des Jahres
„Geduld“ ist dabei schon jetzt das Wort des Jahres. Walter wirbt dafür und auch Boldt ist entspannt, sagt: „Bei uns in der sportlichen Führung und auf der Geschäftsstelle gibt es die Geduld. Natürlich auch bei ganz vielen Fans, die mich darauf zum Beispiel auf der Straße ansprechen. Es gibt aber natürlich auch unruhige und ungeduldige Fans. Und dass man diese Stimmen mehr hört, wenn es nicht so läuft, ist auch klar. Das will ich aber gar nicht kritisieren. Das macht diesen Standort aus. Aber die Sehnsucht nach Kontinuität und Geduld ist sehr groß. Das spüre ich. Dafür müssen alle an einem Strang ziehen und die Nerven bewahren.“ Der Sportvorstand wird in seinem dritten Jahr allerdings auch am Resultat gemessen. Drei Trainer und dreimal Platz vier. Der Anspruch des HSV darf das zwar nicht sein, jedoch lässt sich nichts erzwingen. Diese Erkenntnis hat man auf jeden Fall in Hamburg gesammelt.
Bremen als Zwischenbilanz
Da helfen auch Transferüberschüsse, die Boldt erwirtschaftet und die 10 Millionen Euro Corona-Hilfe nichts. Auf dem Platz muss es stimmen und daran scheiterten jüngst schon Simon Terodde und andere große Namen, die wieder weg sind. Der „Hamburger Weg“ ist „junges Gemüse“ wild zu züchten und entweder teuer zu verkaufen oder weiterzugießen. Für Boldt und seine Mitstreiter ist klar: Aufbau und Entwicklung. Und dann? Ewig 2. Liga? Das machen die Fans wiederum nicht lange mit. Das Drahtseil ist dünn, aber begehbar. Allerdings nur mit Geduld. Selbst ein Punkt gegen Sandhausen dürfte vielleicht nicht für die Mega-Hektik sorgen, doch eine Woche später bei Werder Bremen ist ein Sieg absolute Pflicht für jeden Hamburger. Selbst ein Unentschieden gegen den angeschlagenen Kontrahenten dürfte als Niederlage gewertet werden. Dann hätte man die beiden wichtigsten Derbys verloren und für alle Verantwortlichen geht es nach dem Sommer auf brüchiges Eis. Gibt es zwei Siege in Folge ist vermutlich erst einmal alles vergeben und vergessen und das Walter-System ist abgenickt… vorerst…
Der 6. Spieltag (11./12.9.)
Karlsruhe – Kiel (Sa., 13.30 Uhr)
Hannover – St. Pauli
Ingolstadt – Bremen
Hamburg – Sandhausen (20.30 Uhr)
Heidenheim – Dresden (So., 13.30 Uhr)
Paderborn – Schalke
Aue – Düsseldorf
Regensburg – Nürnberg
Rostock – Darmstadt
Die Tabelle
1. | SSV Jahn Regensburg | 5 | 12 : 3 | 12 |
2. | SC Paderborn 07 | 5 | 12 : 4 | 11 |
3. | FC St. Pauli | 5 | 9 : 5 | 10 |
3. | SG Dynamo Dresden | 5 | 9 : 5 | 10 |
5. | 1.FC Nürnberg | 5 | 6 : 3 | 9 |
6. | Karlsruher SC | 5 | 7 : 3 | 8 |
7. | SV Werder Bremen | 5 | 8 : 7 | 8 |
8. | SV Darmstadt 98 | 5 | 12 : 8 | 7 |
9. | FC Schalke 04 | 5 | 9 : 9 | 7 |
10. | Hamburger SV | 5 | 8 : 7 | 6 |
11. | 1. FC Heidenheim 1846 | 5 | 3 : 3 | 6 |
12. | Fortuna Düsseldorf | 5 | 7 : 10 | 4 |
13. | F.C. Hansa Rostock | 5 | 6 : 10 | 4 |
14. | SV Sandhausen | 5 | 3 : 8 | 4 |
15. | Holstein Kiel | 5 | 5 : 11 | 4 |
16. | FC Ingolstadt 04 | 5 | 4 : 11 | 4 |
17. | Hannover 96 | 5 | 2 : 10 | 4 |
18. | FC Erzgebirge Aue | 5 | 2 : 7 | 3 |