Hamburg – Die Auswärtspartie des F.C. Hansa Rostock beim FC St. Pauli ging am Sonntag verloren (HL-SPORTS berichtete). Gästefans waren kaum welche im Stadion am Millerntor. Die Mecklenburger gaben ihr Ticketkontingent zurück, nachdem sich die Hansa-Fans dazu entschieden das Spiel nicht zu besuchen. Trainer Jens Härtel und Vorstandsvorsitzender Robert Marin zeigten sich enttäuscht über diese Entscheidung. Dabei war es vermutlich keine schlechte Idee, denn nach den Vorkommnissen in der Vorwoche beim Rostocker Heimspiel gegen SV Sandhausen wurde eine pietätlose Tapete im Heimblock ausgerollt, die einen kürzlich verstorbenen Polizisten verhöhnte. Nun legten die FCH-Anhänger noch einmal nach und hingen in der Nacht zum Sonnabend auf den Zufahrtswegen zum Millerntor echte Schweineköpfe auf.
Hansa-Boss angewidert
Marin zeigte sich erneut erschrocken und sagte kurz vor dem Anpfiff bei „Sky“: „Wir sind froh, dass wir inzwischen drei Identifizierungen zur Tapete haben. Ich kann mich nur nochmal im Namen von Hansa Rostock entschuldigen. Das sind definitiv nicht die Werte, für die wir stehen.“ Zu den abgehakten Schweineköpfen meinte er: „Über Geschmack lässt sich streiten, aber für mich persönlich ist es ekelhaft und widerlich. Andere meinen das gehört zum Fußball dazu, für mich persönlich nicht.“ Er forderte vor allem bei der Tapete klar, „dass der Staat seiner Verantwortung nachkommt“. „Wenn das Ganze nicht nachverfolgt wird, können wir machen was wir wollen“, sagte er auf die Frage, was der Verein dagegen tut.
Polizei hatte viel zu tun
Rund um das Spiel am Millerntor waren dennoch sehr viele Hansa-Anhänger, vermutlich gewaltbereite, anzutreffen. Die Polizei war mit mehreren Hundertschaften im Einsatz. Am Hamburger Hauptbahnhof wurden 60 Rostocker, die in einem Zug anreisten, sofort zurückgeschickt. Bei Pinneberg überprüfte die Polizei einen Zug. Dort flüchteten Hansa-Fans. 62 von ihnen wurden in Gewahrsam genommen. Kurz vor Anpfiff stoppten die Beamten mehrere hundert Rostocker vor dem Stadion. Sie sollen versucht haben, die Tribüne zu stürmen. 310 wurden in Gewahrsam genommen. Auch Anhänger des FC St. Pauli waren auf dem Weg zu ihnen, doch ein Aufeinandertreffen wurde durch die Beamten verhindert. Nach dem Spiel musste der S-Bahn-Verkehr teilweise komplett zwischen Elbgaustraße und Altona/Holstenstraße gestoppt werden. Es wurden frühzeitig Platzverweise und Aufenthaltsverbote für das Stadtgebiet ausgesprochen.
„Positive Bilanz“
„Wir ziehen eine durchweg positive Bilanz. Eines unserer Ziele war, unkontrollierte Aufeinandertreffen von gegnerischen Fans durch ein frühzeitiges Erkennen polizeilich relevanter Personen zu verhindern. Wo erforderlich haben wir schon in der Anreisephase erste Platzverweise und Aufenthaltsverbote ausgesprochen. Der Einsatz hat uns gefordert, aber unsere Konzeption ist voll aufgegangen“, sagte Polizeipressesprecherin Sandra Levgrün. Insgesamt waren etwa 1.500 Beamte im Einsatz.
Bildquellen
- Polizei: Lobeca