Maximilian DiLeo (3) Shooting Guard der Hamburg Towers - Foto: Lobeca/Andreas Hannig

Hamburg – Das Auswärtsspiel bei den Telekom Baskets Bonn am Sonntag (Magenta Sport überträgt ab 17.45 Uhr live) hätte unter anderen Umständen ein krönender Abschluss einer Woche gegen gleich drei große ‚B’s‘ werden können. Schon im Vorjahr haben die Hamburg Towers das Kunststück vollbracht und an drei aufeinanderfolgenden Spieltagen gegen Berlin, Bayern und Bamberg gewonnen. In dieser Saison hießen die Gegner Berlin, Bamberg und nun folgend Tabellenführer Bonn.

Doch von der Euphorie aus dem Vorjahr ist in der diesjährigen Dreierserie nichts zu spüren. Das hat allerdings weniger mit dem Ausgang der ersten zwei Partien im Jahr 2022 zu tun als mit den Begleiterscheinungen. Auf die erste Niederlage gegen Berlin (80:88) folgte die Hiobsbotschaft aus der Hauptstadt: 11 positive Coronafälle bei Spielern, Trainern und Betreuern. Den vor der Saison vereinbarten Regularien folgend, fand die Partie gegen Bamberg (75:87) trotz Bedenken statt. Zu der Angst, dass sich Akteure der Hamburger angesteckt haben könnten, gesellte sich die Gewissheit, dass Jaylon Brown mit muskulären Beschwerden in der Hüfte ausfallen würde.

Im ersten Viertel dann der nächste Schock, ohne Fremdeinwirkung knickte Justus Hollatz um. Bisher fielen alle seitdem durchgeführten Testungen negativ aus. Beide Guards werden aber dennoch gegen Bonn fehlen.

Maik Kotsar spielte nach seinem unfreiwilligen Schuhbruch gegen Berlin zuletzt mit Beschwerden und geht angeschlagen in das Duell mit dem Tabellenführer.

Die Telekom Baskets Bonn dagegen scheinen trotz der letzten Niederlage in Crailsheim in dieser Saison auf einer Erfolgswelle zu schwimmen. Neun der letzten zehn Spiele wurden gewonnen. Aufbauspieler Parker Jackson-Cartwright spielt eine Fabelsaison. Und auch die BBL-erfahrenen Michael Kessens, Skyler Bowlin und der mittlerweile 33-jährige Karsten Tadda erleben unter dem aus Crailsheim gekommenen Tuomas Iisalo ihr bestes Karrierejahr. Das Spielprinzip sowohl der Hanseaten als auch Rheinländer ist auf viel Tempo ausgelegt.

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Die Kontrahenten nehmen ligaweit die meisten Dreier – knapp die Hälfte aller Abschlüsse kommen von jenseits der 6,75-Meter-Linie. Auch in puncto Assists, Steals und Rebounds – wobei Bonn am offensiven, die Hamburger am defensiven Ende entschlossener zupacken – liegen beide Teams auf Augenhöhe. Da Bonn jedoch personell quasi aus den Vollen schöpfen kann und auch in der Tabelle klar vor den Towers rangiert, sind die Rollen in den Augen von Pedro Calles vor der Partie klar verteilt.

Max DiLeo vs. Parker Jackson-Cartwright. Der Hamburger ‚Verteidigungsminister‘ wird am Sonntag alle Hände voll zu tun haben mit Bonns heißem MVP-Kandidaten Parker Jackson-Cartwright. Der pfeilschnelle Aufbauspieler mit dem Spitznamen ‚PJC‘ ist nicht nur zweiteffektivster BBL-Spieler, sondern auch viertbester Punktesammler (17,1), zweitbester Balldieb (2,1) und zudem noch aktueller Assistkönig (7,9). Die Stärken von Max DiLeo sind dagegen weniger an seinen statistischen Werten abzulesen – in durchschnittlich 13:36 Minuten Einsatzzeit kommt der US-Amerikaner mit deutschem Pass auf 2,9 Punkte, 1,1 Assists und 0,7 Steals.

Ende der 1990er und Anfang der 2000er Jahre gehörten die 1995 gegründeten Telekom Baskets Bonn bereits im Jahr nach ihrem Aufstieg aus der zweiten Liga zum ärgsten Konkurrenten von Serienmeister Alba Berlin.  Als regelmäßiger Hauptrunden-Zweiter und Vizemeister haftete den Rheinländern lange Zeit das Image als ‚ewiger Zweiter‘ an – insgesamt acht Finalteilnahmen in Liga und Pokal stehen auf der Habenseite, ein Titel fehlt jedoch. In 25 BBL-Jahren verpassten die Bonner erst fünfmal die Playoffs, vor allem die letzten beiden Spielzeiten verliefen aber alles andere als nach dem Wunsch der Klubführung. In der ewigen Bilanz zwischen den Towers und den Baskets steht es 2:1, wobei jeder Sieg an das Auswärtsteam ging. Den ersten Erfolg (90:102) feierten die Hamburger bereits im Premierenjahr – 2019/20 ging es im Duell aber noch um wichtige Punkte im Abstiegskampf. In der letzten Spielzeit feierten die Hamburger einen deutlichen Auswärtssieg (63:93), unterlagen jedoch im Rückspiel (71:78), weil in der zweiten Hälfte offensiv nicht viel zusammenpasste.

Während derzeit in Bonn 750 Fans erlaubt sind, drohen ab kommender Woche in der edel-optics.de-Arena erneut Geisterspiele. Welche Heimspiele von der neuen Verordnung des Hamburger Senats, die spätestens am Montag veröffentlicht werden soll, betroffen sind, lässt sich derzeit noch nicht sagen. Dennoch ist die Situation für die Hanseaten in doppelter Hinsicht schmerzlich – wirtschaftlich und sportlich. Denn auch wenn die letzten beiden Heimauftritte gegen Berlin und Bamberg verloren gingen, zählen die Hamburg Towers dank der Unterstützung der #TowersFamily bisher zu den stärksten Heimteams der Bundesliga. Sobald eine finale Verordnung der Freien und Hansestadt Hamburg veröffentlicht wurde, werden Dauerkarten- und Tagesticket-Inhaber über die Möglichkeiten und den Prozess einer Rückerstattung per Mail informiert.

Pedro Calles: „Parker Jackson-Cartwright ist der Dreh- und Angelpunkt ihres Spiels. Er schafft es, in unterschiedlichen Situationen einen Vorteil für sein Team zu kreieren. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass sie mit Bowlin und Morgan auf den Außenpositionen sowie mit Gorham, Kessen und Kratzer unter dem Korb sehr viel Qualität und Tiefe haben. Sie spielen dieses Jahr nur in einem Wettbewerb, können dank ihrer sieben Importspieler auch einen Ausfall verkraften und schaffen es so, die Intensität in jedem Spiel sehr hoch zu halten. Genau wie Coach Iisalo sehe ich ebenfalls viele Gemeinsamkeiten in der Spielausrichtung beider Teams. Der einzige Unterschied – sie stehen auf Platz eins, wir auf Platz neun. Wenn er uns also als Top-Team bezeichnet, welches Attribut würde dann auf die Baskets passen?“

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