Kollektivversagen beim HSV gegen schwache Paderborner – Aufstieg Lichtjahre weg

Blitztor ebnet fünfte Saison-Niederlage

Robert Glatzel (HSV, rechts) hatte keinen erfolgreichen Tag. Foto: Lobeca/Norbert Gettschat

Hamburg – Der Bundesliga-Aufstieg ist für den Hamburger SV aktuell kein Thema mehr. Im Heimspiel der 2. Bundesliga verloren die Rothosen gegen den SC Paderborn mit 1:2 (0:1). Der Rückstand auf die Aufstiegsplätze wird nicht weniger, vor dem Abendspiel des FC St. Pauli bei Hansa Rostock und Werder Bremen gegen SV Sandhausen am Sonntag noch neun Punkte. Darmstadt 98 besiegte Holstein Kiel und hat ebenfalls neun Zähler Vorsprung.

Die 1. Halbzeit: Nach 47 Sekunden war schon alles vorbei

Die Ultras waren wieder da, das Wetter war toll und nach 47 Sekunden gab es schon die erste schlechte Laune im Volksparkstadion, ausgenommen bei den rund 700 Paderborner Fans. Die freuten sich nämlich über die Führung durch Dennis Srbeny (1.). Jatta verlor den Ball in der eigenen Hälfte und die SCP-Allroundwaffe sah, dass Hamburgs Torwart Heuer Fernandes zu weit vor seinem Kasten stand, zog aus 40 Metern ab und versenkte die Kugel im rechten Eck. Drei Minuten später irrte der HSV-Keeper erneut in seinem Strafraum herum, doch Paderborns Pröger fand in der Mitte keinen Abnehmer. Eine von zwei guten Szenen hatte Kittel (6.), der einen Fallrückzieher darbot – der ging allerdings daneben. Der Spielmacher tauchte danach mehr und mehr ab. In der zehnten Minute war Heyer zu langsam für Schallenberg, setzte noch die erfolgreiche Grätsche an, sonst hätte es vielleicht schon 0.2 gestanden. Eine Minute rettete Schonlau gegen Srbeny in letzter Sekunde. Die beste Chance der Hausherren, die in der ersten halben Stunde 75 Prozent Ballbesitz hatten, verpasste Glatzel (25.) aus zwei Metern. Die Ostwestfalen kamen vor der Pause noch zu zwei guten Möglichkeiten, doch da fehlte jeweils der letzte Meter zum Erfolg.

Nach der Pause: Glatzel verschießt und Paderborn mit Geschenk

Behäbig begann die zweite Hälfte und es dauerte bis zur 55. Minute, bis etwas passierte. Glatzel wurde im „griechisch-römisch-Ringerstil“ von Hünemeier im Strafraum zu Boden gebracht. Der VAR schritt ein und Schiedsrichter Thomsen entschied auf Strafstoß. Der Gefoulte selbst trat an und versuchte es mit dem Lewandowski-Stopp-Schuss: Er scheiterte kläglich und SCP-Schlussmann Huth parierte den Ball. Wie man abgebrüht einen Treffer erzielt, zeigte Srbeny (61.) ein zweites Mal. Der 27-Jährige hatte freie Bahn in der linken Strafraumhälfte, schoss aus sieben Metern flach zum 2:0 ein. HSV-Kapitän Schonlau fälschte den Schuss noch ab. Den Gastgebern fiel nichts ein, kamen gut bis zum gegnerischen Strafraum und bissen sich die Zähne an nicht perfekten Paderbornern aus. Ein Hauch von Hoffnung kam in der Schlussphase der Partie auf. Eine Flanke des eingewechselten Rohr köpfte Jatta Richtung Tor, Huth parierte und Schonlau staubte ab. Der Treffer zählte nicht, da Jatta im Abseits stand. Und noch einmal zappelte die Kugel im Paderborner Netz. Jatta war bei der Vorarbeit allerdings wieder knapp im Abseits und Kaufmanns Treffer wurde nicht gegeben. Allein Huth hatte Mitleid mit den Fans im Volksparkstadion und ließ einen Schuss von Giorgi Chakvetadze (93.) zum 1:2-Endstand durchrutschen. Der HSV ist nun seit fünf Ligaspielen ohne Sieg.

Das Fazit: Ein einziges Trauerspiel in schwarz, weiß und blau

Man weiß gar nicht, wem man diese Niederlage gegen nicht starke Paderborner in die Schuhe schieben soll. Daniel Heuer Fernandes, der zum Blitztor des Gegners 90 Prozent Mitschuld trug? Robert Glatzel, der übermütig einen Elfmeter versemmelte? Sonny Kittel, der nur bei einer Szene auffiel und sonst nicht stattfand oder der gesamten Mannschaft, die es nicht begriff, beispielsweise ihrem Spielmacher den Rücken freizuhalten oder geschweige denn als Einheit aufzutreten. Wobei eine Einheit war es: kollektives Trauerspiel und das hatte mit Aufstiegsambitionen nichts zu tun. Der HSV sollte nun endgültig in der Realität angekommen sein und den Wunsch von der Rückkehr in die Bundesliga erst einmal wieder ganz nach unten in die Schublade einsortieren. Von einer Euphorie bei den Fans darf man ebenfalls nicht sprechen, denn mit nur knapp über 27.000 Zuschauern gegen Paderborn hätte man nach dem Fallen der Corona-Beschränkungen mit mehr rechnen dürfen.

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Die Stimmen nach der Partie

Lukas Kwasniok (Paderborn): „Wir kommen aktuell auch aus keiner guten Phase, aber uns ist das Spiel sehr gut reingelaufen. Du spielst hier beim HSV und weißt, dass die Zuschauer wieder da sind, und gehst mit der ersten Aktion mit 1:0 in Führung. Das hat dazu geführt, dass der HSV noch mehr Druck gemacht hat. Wir mussten extrem viel laufen und verteidigen. Das Hinspiel war sehr wild, deshalb war der Ansatz heute ein anderer. Wir haben den eigenen Strafraum extrem diszipliniert verteidigt, insofern fand ich die Halbzeitführung nicht unverdient. Der HSV hat dann noch mehr riskiert. Es gab zwei, drei Schlüsselmomente im Spiel, die dann für uns gelaufen sind. In die größte Druckphase des HSV machen wir das 2:0. Unterm Strich haben wir leidenschaftlich verteidigt und fahren glücklich nach Hause.“

Tim Walter (Hamburg): „Der Start ins Spiel ist natürlich alles andere als optimal gelaufen, aber wir hatten 90 Minuten Zeit, um das Spiel zu drehen. Doch wir waren in vielen Momenten zu fahrig, uns hat in vorderster Linie die Durchschlagskraft gefehlt und wir haben es nicht geschafft, die entscheidenden Momente auf unsere Seite zu ziehen. Aber: Wir hatten heute auch wirklich gar kein Glück. Die Mannschaft hat aber trotzdem mutig gespielt und alles versucht, aber sich gegen den tiefstehenden Gegner schwergetan. Doch wir arbeiten weiter, denn auch solche Spiele und Phasen gehören zu einer Entwicklung dazu, so bitter diese Niederlage auch ist.“

Der 28. Spieltag (1. – 3.4.)

Dresden – Schalke 1:2
Ingolstadt – Aue 3:2
Hamburg – Paderborn 1:2
Darmstadt – Kiel 3:1
Hannover – Regensburg 1:1
Rostock – St. Pauli (Sa., 20.30 Uhr)
Bremen – Sandhausen (So., 13.30 Uhr)
Karlsruhe – Düsseldorf
Heidenheim – Nürnberg

Bildquellen

  • Glatzel: Lobeca/Norbert Gettschat
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