Die Fußball WM 2022 in Katar steht Ende des Jahres an, und bisher gibt es bereits einige Überraschungen in Sachen qualifizierte Mannschaften. Neben den üblichen Vertretern qualifizierte sich beispielsweise Kanada, zum ersten Mal seit 36 Jahren. Auch Panama ist zum allerersten Mal vertreten sowie Korea, zum ersten Mal seit 44 Jahren, wie natürlich auch die Schweiz, die sich zuletzt 1954 durchschlagen konnte. Gerade angesichts der unvermuteten Teilnehmer gewinnen einige internationale Teams größere Beachtung, wobei natürlich auch die Frage nach den Ligen aufkommt, in denen sie auf nationaler Ebene spielen. Die amerikanische Ligen MLS und USL verdienen dabei ebenso Erwähnung wie die chinesische Super League, wenngleich deren Zukunft derzeit in der Schwebe hängt. Wenig bekannt ist hingegen, dass die J. League in Japan zu den besten Ligen der Welt zählt.
Über die wichtigen europäischen Ligen wird in Deutschland ständig gesprochen, immerhin spielen viele deutsche Asse in deren Vereinen, und auch die stärksten Konkurrenten in der Champions League kommen aus Frankreich, Italien, Spanien und England, weshalb man diese Teams gerne im Auge behält. Eine Liste der 20 besten Ligen der Welt zeigt die britische Premier League auf Rang 1, mit Spitzenvereinen wie Liverpool, Arsenal, Chelsea und natürlich Manchester United. Auf Platz 2 liegt die brasilianische Serie A, allen voran natürlich mit São Paulo, während auch Platz 3 mit der argentinischen Primera Division und Teams wie Vélez Sársfield und Huracán wenig überrascht, gefolgt von der Bundesliga auf Platz 4.
Nach den großen europäischen Ligen wie Frankreich und Spanien wird es jedoch bereits auf Platz 8 spannend, mit der chilenischen Primera División sowie der ukrainischen Visha Liga auf Rang 9, gefolgt von den Nationalligen in Paraguay und Uruguay. Japan führt die asiatischen Ligen mit seiner J. League auf Platz 12 an, mit in Europa weniger bekannten Teams wie Kashima Antlers, Kawasaky Frontale, Nagoya Grampus und den Urawa Red Diamonds.
Wenngleich in Japan Baseball als Nationalsport gilt, beschloss man 1992 den Aufbau einer Fußball-Profiliga. 1993 wurde der erste J. Cup ausgetragen, zu dem sich zehn Clubs qualifizierten, und in den ersten Jahren nach der Gründung erfreute sich die Liga großer Beliebtheit. Dies lag unter anderem daran, dass die Teams mit vielen ausländischen Spielern gefüllt wurden und sich italienisch klingende Namen gaben, um an die bekannte Fußballnation anzuknüpfen. Nach 1995 nahm die nationale Fußballbegeisterung jedoch ab, die Investitionen der Anfangsphase konnten nicht wettgemacht werden, das Überleben der Liga stand in Frage. Nach diversen Umstrukturierungen und Testen diverser Modi zur Meisterermittlung sowie der zeitweiligen Beschränkung des Cups auf vier Mannschaften, wurde die Saison 2022 wieder mit 18 Mannschaften ausgetragen. Lukas Podolski, derzeit wohl die bekannteste Entsendung nach Japan, spielte von 2017 bis 2020 bei Vissel Kölbe. Auch Michael Rummenigge kickte bereits von 1993 bis 1995 bei den Urawa Reds in der J. League. Pierre Littbarski war in den 90er Jahren sowohl bei JEF Ichihara wie auch bei Brummel Sendai unter Vertrag, Dirk Lehmann zog es von 2003 bis 2004 zum Yokahama FC.
Nicht unter den Top 20 der erfolgreichsten Ligen befinden sich die 1. amerikanische Liga MLS (Major League Soccer) sowie die zweite Liga USL1, in denen sowohl die Vereinigten Staaten wie auch Kanada spielen. Dabei besitzen die meisten Vereine noch nicht einmal ihr eigenes Fußballstadion, sondern spielen in American Football- oder Baseballstadien. Das Historic Crew Stadion der Columbus Crew in Columbus, Ohio, war das erste speziell für den Fußball gebaute Stadion, das 1999 eröffnet wurde und bis 2021 genutzt wurde. Rekordsieger der MLS ist LA Galaxy, mit fünf gewonnen Meistertiteln, während aktuell der New York City FC den Pokal besitzt. Die Teams sind wie im American Football in eine Eastern und eine Western Conference unterteilt, in der jeweils 14 Teams spielen, wobei Kanada mit dem Toronto FC sowie den Vancouver Whitecaps vertreten ist. 2017 gewann mit dem Toronto FC das einzige Mal ein kanadisches Team den Meistertitel der MLS.
Die amerikanische USL vereint USL1, USL2 sowie die USL Championship, in der insgesamt 28 Teams in der Saison 2022 spielen, wobei auch diese in eine Eastern und Western Conference unterteilt ist. In der Eastern Division hat derzeit der Louisville City FC die Nase vorn, gefolgt von den Pittsburgh Riverhounds, Tampa Bay Rowdies, FC Tulsa, Detroit City FC, Loudoun United und Miami FC, die damit derzeit für die Play-Offs qualifiziert sind. Die Eastern Division wird angeführt von San Diego Loyal, gefolgt von den Colorado Springs Switchbacks, San Antonio FC, Phoenix Rising, Sacramento Republic, Las Vegas Lights FC sowie New Mexico United. Phoenix, Sacramento und Las Vegas teilen sich den Punktestand derzeit, und wer sein Geld nicht an Online Spielautomaten zockt, mag Vegas-Flair schnuppern wollen und bei Online Fußballwetten auf das hiesige Team tippen, das derzeit eine starke Saison spielen.
Die USL1 ist nach der MLS offiziell die zweite Liga der USA sowie die erste Liga der USL, in der derzeit elf Teams vertreten sind, wobei sich in der Saison 2022 einige Umstellungen ergaben: Fort Lauderdale CF, North Texas FC, New England Revolution II sowie der Toronto FCII wechselten in die in diesem Jahr neugegründete MLS Next Pro. Abgelöst wurden sie in der USL1 von Central Valley Fuego, Charlotte Independence sowie Northern Colorado Hailstorm.
Deutsche Profikicker findet man am ehesten zu Beginn ihrer Karriere in den USA, wo sie die College-Ligen als Sprungbrett in die größeren Vereine nutzen, oder am Ende ihrer Karriere, wobei so manche Fußballlegende als Trainer in die Staaten ging. Wie beispielsweise Jürgen Klinsmann, der die amerikanische Nationalelf bis ins Achtelfinale der WM 2014 brachte, wo sie dann nach einer Niederlage gegen Belgien ausschied. Auch im Frauen-Fußball verschlägt es die ein oder andere Spielerin, oft familienbedingt, in den Westen. Zuletzt wechselte Wolfsburg Torhüterin Almuth Schult ins Frauenteam des Angel City FC, der von Stars wie Natalie Portman, Jennifer Garner, Eva Longoria und einigen mehr gegründet wurde, um in Hollywood ein deutliches Zeichen für Frauenpower zu setzen.
Große Zukunftspläne hatte man für den Fußball in China. 2015 hatte Generalsekretär Xi Jinping erklärt er habe die Absicht das Land zur wahren Fußballmacht aufsteigen zu lassen. Es wurde mächtig investiert und eingekauft – der Jiangsu Suning FC beispielweise erwarb 2016 den Brasilianer Alex Teixeira, an den auch Liverpool Interesse angemeldet hatte und leer ausging. Chinesische Super League statt Premier League – natürlich sorgte das für Wirbel in der Fußballwelt. Carlos Tevez folge 2017, wechselte von Boca Juniors zu Shanghai Shenhua und wurde damit zum bestbezahlten Spieler der Welt. Der Plan schien simpel: Top-Spieler mit großen Gehältern anlocken, geldkräftige Investoren an Land ziehen – bis 2050 sollte China zu einer der Top-Nationen werden. Der Plan ging jedoch nicht auf. Hohe Steuern, die die Vereine für Transfers aus dem Ausland an die chinesische Regierung zahlen sollten, sowie Gehaltsobergrenzen für ausländische Spieler machten den Wechsel von Top-Stars sowohl für die Vereine wie auch die Spieler selbst unattraktiv. Auch die Investoren suchten das Weite, und gerade während der vergangenen zwei Jahre, als sogar die zahlungskräftigen europäischen Vereine ihren Schuldenberg vergrößerten, ginge zahlreiche chinesische Clubs bankrott. Sogar der amtierende Meister Jiangsu Suning FC verlor seinen Sponsor, Elektrounternehmen Suning, das zunächst versuchte den Club weiter zu verkaufen – jedoch ohne Erfolg. Kurz nach dem Gewinn des Meistertitels löste sich der Verein auf, die Spieler wurde ganz einfach entlassen.
Zur Fußballnation wird China also in nahe Zukunft nicht werden, doch für deutsche Fußballfans lohnt sich durchaus ein Blick in die anderen, weniger bekannten Ligen der Welt – wo es nicht nur spannende Spiele zu verfolgen, sondern auch neue Talente zu entdecken gibt.