Nürburg – Maximilian Buhk ist im Sonntagsrennen des fünften DTM-Rennwochenendes 2022 auf dem legendären Nürburgring für eine starke Leistung nicht belohnt worden. Es war das vielzitierte Quäntchen Glück, dass zur längst fälligen ersten Fahrt in die Punkteränge in dieser Saison fehlte. Bereits im morgendlichen Qualifikationstraining entschieden Nuancen vorzeitig über die Aussichten im Rennen. So fehlten dem 29-jährigen Stormarner im mit der elektronischen Space-Drive-Lenkung von Schaeffler-Paravan ausgestatteten Mercedes-AMG GT3 ganze 28 Hundertstelsekunden zur Pole Position. Bei der enormen Leistungsdichte in der DTM bedeutete dies: Startposition 18!
Womit bereits klar war, dass der Weg in die Punkteränge einmal mehr kein einfacher sein würde. Doch mit der ihm eigenen Mischung aus Besonnenheit und Aggressivität machte Maxi Buhk direkt nach dem fliegenden Start Positionen gut und lag bereits auf Rang 15, als die Kollision zweier Mitbewerber das Safety Car auf den Plan rief.
Wie rund zwei Drittel des Teilnehmerfelds fuhr der Hanseat direkt nach Öffnen des Boxenstoppfensters am Ende des siebten Umlaufs, noch während das Safety Car auf der Bahn war, zum obligatorischen Reifenwechsel an die Box, wo ihm zweierlei zum Verhängnis wurde: Zunächst klappte der Reifenwechsel nicht nach Plan, und dann musste das ganz am Ende der Boxengasse positionierte Mercedes-AMG Team Mücke Motorsport seinen Piloten noch weitere Sekunden festhalten, um keine Strafe für einen Unsafe Release, also das Behindern von anderen Fahrzeugen auf der so genannten „Fast Lane“ der Boxengasse, zu riskieren.
„Wobei wir da vielleicht ein bisschen zu lieb waren“, kommentierte Buhk, der sich beim Restart in Runde 10 auf der 17. Position wiederfand. „Alle anderen fahren in der Boxengasse in die winzigste Lücke rein, nur wir warten brav, bis alle durch sind. Und natürlich sind dabei die Fahrzeuge im Vorteil, die am Beginn der Boxengasse stehen.“
In der Folge lieferte sich Buhk mehrere hitzige Duelle, die ihm nicht nur lobende Kommentare entlockten: „Einige Leute im Feld fahren, als gäbe es kein Morgen, ohne jegliche Rücksicht auf Verluste. Mit Ricardo Feller habe ich mir einen beinharten Zweikampf geliefert, in dem jeder dem anderen die nötigen Zentimeter Platz gelassen hat. Mit vielen anderen ist so etwas nicht möglich. Die fahren dir einfach in die Kiste, koste es, was es wolle.“
Am Ende belegte er einen für ihn enttäuschenden 14. Schlussrang. „Die Pace wäre wieder für die Top 10 gut gewesen. Hinter dem Audi von Zug habe ich mir die Reifen ruiniert, sodass ich mich mit Muth rumstreiten musste. Ich habe mich zwar am Ende gegen den BMW durchgesetzt – aber, ehrlich gesagt, so richtig viel Spaß hat das heute nicht gemacht.“
Schon am Sonnabend lief es ähnlich ab.
Buhk hatte am Sonnabend, zu Beginn der zweiten Saisonhälfte der DTM 2022, eine Kostprobe seines Könnens abgelegt. In einem denkwürdigen Rennen er als Elftplatzierter die Punkteränge nur hauchdünn.
Dabei hätte das Rennen um ein Haar gar nicht stattfinden können. Dichter Nebel über dem Eifelkurs sorgte dafür, dass die Motoren bis zum späten Nachmittag schwiegen. Erst gegen 16.30 Uhr klarte es so weit auf, dass die Rennleitung den Start entgegen aller Erwartungen doch noch auf 17.15 Uhr ansetzte. Da auch das morgendliche Qualifying dem Nebel zum Opfer gefallen war, erfolgte die Startaufstellung auf Basis des Punktestands. In Maxis Fall bedeutete dies: Startplatz 23 im mit 28 GT3-Fahrzeugen exzellent besetzten Teilnehmerfeld.
Was folgte, war eine fulminante Aufholjagd des 29-Jährigen. Bereits nach der vierten Runde tauchte der Mercedes-AMG GT3 mit der Startnummer 18 im Klassement auf Position 17 auf, und angesichts seiner starken Rundenzeiten entschied sich die Mücke-Teamleitung dazu, Buhks ersten Stint zu verlängern und den vorgeschriebenen Reifenwechsel erst als letztes Fahrzeug am Ende der 26. Runde durchzuführen.
Dies erwies sich als richtige Entscheidung. Nachdem sich die beiden Führenden durch eine Kollision eliminiert hatten, lag Buhk auf dem elften Rang, lief rasch auf den vor ihm fahrenden Mercedes-AMG GT3 von Mikael Grenier auf und begann umgehend damit, den Vordermann mit Angriffen einzudecken. Allerdings nicht mit der allerletzten Konsequenz. „Ich war schneller, und natürlich hätte ich den Punkt gerne gehabt. Aber um vorbeizukommen, hätte ich Mik wegschieben müssen. Und sowas mache ich nicht, schon gar nicht bei einem Markenkollegen“, schilderte der Hanseat.
Ungeachtet des verpassten Punkterangs war der frischgebackene Vater einer Tochter mit seiner Darbietung einverstanden: „Das Auto war klasse, die Space-Drive-Lenkung hat super funktioniert, und mir sind einige gute Manöver gelungen. Ich habe nach dem Start sofort gemerkt, dass die Balance passt und ich Druck machen kann. Die Strategie mit dem späten Stopp hat ebenfalls funktioniert, weil meine Pace so gut war, dass ich durch den Overcut, also das längere Draußenbleiben, mehrere Positionen gutmachen konnte. Es wäre sogar noch mehr drin gewesen, nur leider geriet ich direkt nach dem Stopp in einen Pulk von mehreren Fahrzeugen. Und wenn du dann eiskalte Reifen hast, wird’s eben knifflig. Ich hoffe, wir kriegen morgen früh ein gutes Qualifying hin und können weiter vorne starten als heute. Dann klappt’s bestimmt auch mit den ersten Punkten dieses Jahr.“
Das sechste Rennwochenende der DTM 2022 findet vom 9. bis 11. September im belgischen Spa-Francorchamps statt. An die sieben Kilometer lange Ardennen-Achterbahn hat Maxi beste Erinnerungen. Als damals jüngster Fahrer aller Zeiten gewann er dort 2013 die legendären 24 Stunden von Spa, und vor vier Wochen belegte er an der Seite seiner DTM-Konkurrenten Maro Engel und Mikael Grenier bei derselben Veranstaltung den vierten Rang.