Lübeck – Die Rollen sind klar verteilt, wenn der 1. FC Phönix Lübeck am Mittwoch um 19.30 Uhr in der Regionalliga Nord auf den Stadtkonkurrenten VfB auf der Lohmühle trifft. Zumindest für Adler-Cheftrainer Oliver Zapel, der seine Jungs seit Montag auf das Derby vorbereitet. „Der VfB ist der Favorit, daran gibt es nichts zu diskutieren. Ein Blick auf die Tabelle verrät nichts anderes und generell ist es auch so, dass der VfB in jedem Spiel gegen jede Mannschaft in der Liga der Favorit ist. Auch wenn sie das jetzt gerade noch ein bisschen runterspielen, aber das ist ja nicht schlimm. In diesem Fall ist die Sachlage klar und ist auch nicht schlimm“, sagt er im Vorfeld zu HL-SPORTS.
Phönix akzeptiert Situation
Dabei war es schon ein hin und her, wo die Begegnung ausgetragen wird. Die Gastgeber träumten von einem Aufeinandertreffen am Flugplatz – wie in alten Zeiten – doch dass das aktuell nur ein Wunsch bleiben würde, war ihnen schon vorher klar. Das Städtische Stadion Buniamshof wäre wenigstens ein kleiner Trost gewesen, doch auch hier wurde irgendwann deutlich: keine Chance! Zapel sieht das so: „Es ist einfach aktuell alternativlos und es war für mich von Anfang an klar. Natürlich würden wir gerne auch mal ein Heimspiel gegen den VfB in unserem Stadion spielen, aber es geht eben nicht. Die Infrastruktur an der Travemünder Allee gibt es nicht her. Es ist ein Spiel, das von sehr vielen Zuschauern besucht wird und bevor es da irgendwelche Sicherheitsrisiken gibt, sollte man das auch von vornherein ausschließen, mit aller Gewalt zu versuchen. Es ist jetzt gut so, wie es ist und wir freuen uns darauf.“
David gegen Goliath
Die Tabellensituation ist so unterschiedlich, wie sie nur sein könnte. Die Grün-Weißen haben vier Siege auf dem Konto und stehen auf Rang drei. Phönix ist mit vier Niederlagen einen Punkt vor den Abstiegsrängen. Man sieht sich dort nicht und muss Geduld haben, bei so einer langen Saison. Zapel: „Wir versuchen uns auf dieses Spiel zu freuen, wissen aber auch, dass die Trauben da extrem hochhängen. Die Heimspiele des VfB haben einen bestimmten Ablauf. Es ist wie ein Spielfilm, der sich sehr häufig wiederholt. Es gab auch noch kein Spiel, wo der Gegner nicht Phasen hatte, wo sich das Blatt zu wenden schien. Sie haben aber immer irgendeine Antwort und haben Optionen, die von der Bank kommen. Da gibt es jede Woche harte Entscheidungen, dass man Spielern sagen muss, dass sie nicht spielen, die sonst vielleicht sogar in Drittligamannschaften spielen würden und in der 4. Liga zu Top-Stammspielern zählen würden. Wenn sie das gut über die Saison moderiert bekommen, muss man sich nicht so viele Gedanken machen.“
U19 statt Gegneranalyse live
Den Gegner hat der 54-Jährige sich als Video angeschaut, da er am vergangenen Sonntag beim U19-Sieg des JFV Lübeck gegen SV Eichede dabei war. „Der Fußball des VfB hat sich verändert, denn sie haben große Qualitäten in der Offensive und sie wären schlecht beraten, wenn sie “jetzt kommt aber Phönix und jetzt müssen wir aber vorsichtiger sein“. Die werden uns schon hoch anlaufen und versuchen schnell in Führung gehen, Es wäre abenteuerlich, wenn das am Ende 0:0 ausgehen würde. Das würde zu keinem Team passen, auch wenn der VfB schon einmal 0:0 in Hildesheim gespielt hat. Da war man aber auch nicht zufrieden mit der Spielweise“, so Zapel.
„So bin nun mal“
Auf jeden Fall wird es emotional, doch ist das der Phönix-Coach nicht immer? „Wer mich im Spiel gegen Siebenbäumen oder noch viel schlimmer im Testspiel gegen Oldenburg gesehen hat, muss auch gedacht haben, was ist denn mit dem nicht in Ordnung. Ich bin einfach in jedem Spiel so“, so Zapel und weiter: „Menschen, die mich nicht kennen, müssen denken, ich müsste ein massives Problem haben. So bin aber nun mal und dabei ist es egal, ob wir gegen den VfB oder Grünhof-Tesperhude spielen. Ich erwarte immer alles von meiner Mannschaft und gebe auch dafür alles. Deswegen braucht man mich mit irgendwelchen Motivationstricks hinterm Ofen hervorholen, es ist Fußball, abends mit Flutlicht und es geht um Punkte – das ist die Betriebstemperatur vorprogrammiert.“
„Mit unserem Trainer stimmt was nicht“
Mauern oder Attacke, wie wird sich Phönix darstellen? Zapel ließ nicht viel nach außen, aber eines ist für ihn klar: „Was wir definitiv nicht verändern werden, ist die grundsätzliche Herangehensweise an ein Fußballspiel. Wir gehen immer “all in“ und wir wollen jedes Spiel gewinnen. Ein Unentschieden ist für uns eher ein Siegesverlust. Ich kann da nicht hinkommen und meinen Jungs in der Mannschaftsbesprechung sagen, “ey Leute, passt mal auf, wir spielen heute Achterkette und ballern jeden Ball auf die A1“ – das geht gar nicht! Wenn das passiert, rufen die einen Arzt und sagen “mit unserem Trainer stimmt was nicht“. Das möchte ich gerne verhindern, dass meine Mannschaft an mir zweifelt und an der Art und Weise, wie wir Fußball zelebrieren.“
„Wir sind in diesem Stadion Gast“
Knapp 6.000 Zuschauer, wie beim vorletzten Stadtderby, werden es sicherlich nicht werden, die sich auf die Lohmühle begeben. Zu rechnen ist vermutlich mit 3.000 bis 4.000. „Die “Fanlager“, wobei ich diesen Vergleich witzig finde, sind klar verteilt. Der VfB hat eher so “Wacken light“ zu bieten und könnte einen ganzen Zeltplatz vollbekommen und bei uns sind es drei Leute mit einer Fahne, die ums Lagerfeuer laufen. So werden die Verhältnisse ungefähr sein. Ich hoffe auf 200 bis 300 Anhänger von uns, die sich schwertun werden, sich lautstark in Szene zu setzen. Das muss für uns die Zusatzmotivation sein dagegenzuhalten und eben sportliche Akzente zu setzen. Von der Lautstärke her werden wir es nicht schaffen. Wir gehen auch in die Gästekabine, denn wir sind in diesem Stadion Gast, benehmen uns anständig und wollen sportlich an der einen oder anderen Stelle da zu sein. Auf solche Spielchen habe ich keine Lust“, antwortete Zapel auf die Frage, ob man sich als „Hausherr“ fühlt. Für ihn ist das „totaler Blödsinn“, stellte er klar.
Entspannte Vorbereitung
Die Woche bei den Adlern lief bisher so ab: Sonnabend Regeneration, Sonntag frei, Montag und Dienstag Training. Es ist also alles entspannt bei „Gästen“ und Zapel sagt noch: „Man kann eine Mannschaft auch nicht überladen vor so einem Spiel. Da weißt du gerade wie du heißt und für welchen Verein du spielst. Alles andere hast du vielleicht irgendwann vergessen.“ Immerhin ist es eine Englische Woche, denn am vergangenen Freitag war der 1. FC Phönix bei Weiche Flensburg und unterlag dort 0:2. Das will der Cheftrainer dieses Mal anders gestalten und hofft auf eine Überraschung.