Auch Wasser wird zum edlen Tropfen, mischt man es mit Malz und Hopfen. Schön wäre es, Wasser gibt es genug in Katar, aber kein Bier. Jedenfalls nicht in gewohnter Form für uns Deutsche und vor allem Engländer, die eine bittere Nachricht hinnehmen mussten: An den WM-Stadien ist Alkohol verboten, obwohl das bisher anders zwischen der Fifa und dem Emirat vereinbart war. Doch am Freitag musste sich die Fifa dem Druck der Katarer beugen und die Bierstände an den Stadien abbauen. Bier gibt es für die Fans nur beim FIFA-Fanfest. Schön, es gibt Wichtigeres in der Welt als das fehlende Bier in Katar, obwohl das sogar von DFB-Direktor Oliver Bierhoff (sein Name hat nichts mit dem Getränk zu tun) in der Pressekonferenz zum Thema gemacht wurde. Das kurzfristige Bierverbot sei ein Beweis mehr für das unglückliche Agieren der Fifa. Zehn Jahre hatten die Zeit sich vorzubereiten und zwei Tage vor WM-Beginn kommt das Verbot. Also auch für uns Journalisten kein Bier. Wo ist das Problem?
Gut, wir könnten ja mal am Abend zum Fanfest gehen. Nur so, aus reinem journalistischem Interesse. Tilmann Mehl, mein WG-Partner in unserer kleinen Bude in Doha war sofort dabei. Also auf zum Festival am Meer. Schon der erste Eindruck ließ nichts Gutes ahnen. Dass es da Spaß und echtes Bier gibt, hatte sich rumgesprochen. Massenandrang. Aber wir hatten ja eine Medien-Akkreditierung. Bis zur letzten Sperre gab es keine Hürde, doch dann waren die Schotten dicht. Wegen Überfüllung geschlossen. Wir sollten warten. Wie lange? Keiner konnte das sagen. Ein Blick, Einigkeit. Wir brauchen keinen Alkohol. Wir nicht.
Auch nicht beim Essen in der West Bay, einem schmucken Hotelviertel in Doha. Gute Thai-Küche, Tilmann erfreute sich an einer Cola (seinem Lieblingsgetränk), ich an Wasser zu den Singapore Noodles, die wunderbar mundeten. War bestimmt gut, dass die Schärfe nicht durch Alkohol beeinträchtigt wurde. (Was man sich so alles einredet).
Ob das jetzt eine Fügung Allahs war oder irgendein anderer uns auf den richtigen Weg gebracht hat, blieb offen. Jedenfalls führte unser Nachhause-Turn irgendwie am Marriott-Hotel vorbei. Sports-Bar, stand da unter anderem auf einem Hinweisschild. Ein Blick, Einigkeit. Fußball schauen, ist immer gut für Journalisten.
Schwupps saßen wir mit Hilfe der Medien-Akkreditierung (sonst dürfen da nur Hotelgäste rein) vor einem der gefühlt hundert TV-Bildschirmen inmitten vieler fröhlicher Menschen. Endspiel WM Russland: Frankreich-Kroatien. Interessierte keine Sau.
Uns schon. Warum sollten wir sonst hier gelandet sein? Das Spiel haben wir nur bis zur Halbzeit gesehen. Dann bezahlt.
Interessant: Tilmanns Bier war drei Euro teurer als mein Gin- Tonic für 17 Euro.
Der Journalist Wolfgang Stephan ist für HL-SPORTS in Katar bei der Weltmeisterschaft und berichtet jeden Tag von seinen Erlebnissen.
Bildquellen
- Mein KaTag: Wolfgang Stephan
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