Meine Begegnung mit Alya

WM-Kolumne „Mein Ka-Tag“ von Wolfgang Stephan

Liebe Fans des gepflegten Fußballs, auf dem Planeten Balla Balla ist es wie im richtigen Leben: Gerade hatte ich mich kurz nach Mitternacht bei einem Glas Rotweinüber einen guten Sonnen-Tag, ein tolles Spiel Japan-Kroatien und auf einen eher entspannten Dienstag gefreut als die Meldungvom Bierhoff-Rücktritt kam.Zu dem Zeitpunkt überraschend.Ein weniger entspannter Dienstag steht an. Wobei das auch ein guter Tag wird, denn Spanien-Marokko dürfte ein Fußball-Leckerbissen werden.

Schön, dass Du jetzt mehr über Land und Leute schreiben kannst, höre ich aus der Heimat. Was auf den ersten Blick nicht so einfach ist, denn Kataris hatte ich bisher noch nicht getroffen. „Wir glauben, dass diese Weltmeisterschaft ein Moment der Einheit und Integrität wird“, hatte Fatma Al Nuaimi, die Kommunikationschefin des katarischen „Supreme Committees“, dem Leitungsgremium der WM, zu Beginn der Spiele gesagt. Was dies bedeutet, fühle ich bei meinem Besuchen im Souq Waqif, dem Schmelztigel der Kulturen und Treff der Fans aus aller Welt.

Mitten in Doha, ein Ort der arabischen Tradition, touristisch garniert, aber schon noch so, dass der Orient spürbar wird, vor allem in den verwinkelten Gängen des Viertels. Ich liebe die Atmosphäre, feilsche um eine weitere Lampe und freue mich, wenn der Händler mir einen Nachlass gibt und mich zum Arabic Coffee einlädt, der mit grünem Kardamon angereichert wird. Was kein Erlebnis ist. „Healthy“, sagt mein 2 Händler freundlich und deutet auf sein Herz. Ich bin ziemlich sicher, dass ich mir nach den zwei Arabic Coffee die kardiologische Vorsorge im nächsten Jahr sparen kann.

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Draußen wurde derweil getrommelt, die Marokkaner halten die afrikanische Fahne hoch. „Wir sind sehr stolz, dass wir auch Gastgeber für unsere arabischen Freunde sein dürfen“, hatte mir Alya gesagt, die ich im Medienzentrum traf, bekleidet mit einer Abaya, dem bodenlangen schwarzen Kleid, das die meisten Frauen in Katar tragen. Weil sie mich anspricht (umgekehrt ist das eher nicht erwünscht), kommen wir ins Gespräch, am Ende steht sie sogar für ein Interview zur Verfügung, was ich in den nächsten Tagen schreiben werde.

Die arabischen Freunde? Für Katar ist das schon jetzt ein Erfolg, denn lange Zeit knirschte es im Verhältnis der Kataris zu ihren Nachbarn, besonders zum konservativen Saudi-Arabien, auf deren Betreiben noch 2017 ein Boykott Katars durch die Golf-Anliegerstaaten beschlossen wurde, der aber scheiterte. 2021 beendeten die Saudis auf Vermittlung Kuwaits ihr Embargo. Dass die Saudis in Scharen zur WM eingereist und in Katar gefeiert wurden, gehört geopolitisch zu den herausragenden Merkmalen des Turniers. Mitten im Trubel der feiernden Marokkaner treffe ich am Abend einen Kollegen aus Berlin. „Man muss schon aufpassen, diese Stimmung nicht gut zu finden“, sagte er. Ich bin fassungslos. Ich passe nicht auf.

Meine arabische Weisheit des Tages: Eine Frau ohne Bauch ist wie ein Himmel ohne Sterne.“

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