Lübeck – Der Schock in der deutschen Eishockeywelt sitzt immer noch tief. Nach dem vom Besitzer Anschütz Entertainment Group beschlossenen Aus der Hamburg Freezers machten sich Wut, Fassungslosigkeit und auch viel Trauer breit. Fragen über Fragen stellen sich nun. War es das endgültig mit Profi-Eishockey im Norden? Warum macht die AEG das? Denkt keiner an die Fans? Was passiert mit der Nachwuchs-Arbeit? Und welche Chancen haben die anderen Clubs im Norden, um von der Entwicklung zu „profitieren“?

Zugegeben, der Zeitpunkt der Bekanntgabe des Lizenzverzichtes ist zumindest mal unglücklich gewählt. Binnen einer Woche (am 24. Mai muss die DEL-Lizenz beantragt sein) das zu schaffen, was man vorher in jahrelanger Arbeit nicht geschafft hat, nämlich einen Käufer zu finden, ist praktisch unmöglich. Auch wenn es diesen Strohhalm noch gibt: faktisch war es das mit Profi-Eishockey in Hamburg!

Der Schritt von Anschütz mag überraschend kommen, letztlich hat es sich seit Jahren angedeutet. Zwar sind keine gravierenden finanziellen Probleme bekannt, aber schon vor ein paar Jahren beklagte Stephane Richer in einem Interview mit dem Hamburger Abendblatt, dass es schwierig sei, Sponsoren zu finden, weil diese lieber als kleiner Partner bei den Fußballern einsteigen würden. Und immer wieder musste die AEG ordentlich Gelder nachschießen. An diesem Umstand hat sich -dem Vernehmen nach- nicht viel geändert, so dass das Ende ein logischer Schritt ist. Denn schließlich ist die AEG ein Unternehmen und ein Unternehmen möchte Geld verdienen – und was kein Geld bringt, wird abgestoßen. Das mag für die Fans in Hamburg unverständlich sein, ist aber Kapitalismus in Reinform und bei einem Projekt wie den Freezers Normalität. Zumal die Hamburger auch sportlich nicht immer ihre Ziele erreicht haben.

Somit wird der Norden erstmals in seiner Geschichte nicht in der Deutschen Eishockey Liga vertreten sein, es sei denn es passiert ein Hamburger Wunder oder die Fischtown Pinguins aus Bremerhaven bekommen die freiwerdende Lizenz. Verschwindet damit im Extremfall das Eishockey aus dem Norden? Nicht doch! Vielleicht ist der Rückzug der Freezers auch eine Chance für andere Clubs. Denn die mussten doch in den letzten Jahren etwas Federn lassen, sei es in Sachen Nachwuchs-Arbeit weil die Talente nach Hamburg wechselten, sei es weil Zuschauer und Sponsoren abwanderten.

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Für den Nachwuchs wird die Frage spannend sein, ob der Hamburger SV, bei dem die Young Freezers ja aufgehängt sind, Ligen wie die DNL oder die Schüler-Bundesliga überhaupt stemmen will. Zumal der HSV ja in die Viertklassigkeit abgestiegen ist und somit den Talenten eine mittelfristige Perspektive fehlt. Wer also wirklich gut ist, wird entweder weite Wege gehen müssen (z.B. nach Wolfsburg) oder kann bei seinem eigentlichen Heimatverein bleiben. Aber wie gesagt: es muss erstmal geklärt werden, ob die gerade früchtetragende Nachwuchs-Arbeit überhaupt erhalten bleibt.

Die verbliebenen Vereine der Region (HSV, die Crocodiles Hamburg, der Adendorfer EC und der EHC Timmendorfer Strand) können das Ende der Freezers auch als Chance sehen, verloren gegangene Zuschauer und Sponsoren zurückzugewinnen. Denn sie haben, neben zahlreichen eigenen Fehlern, mit darunter gelitten, dass einige Zuschauer lieber eine längere Fahrt auf sich genommen haben als Oberliga-Eishockey zu gucken. Gleiches gilt für die Sponsoren. Natürlich muss man selber auch einiges an Arbeit investieren, man muss selbst die Zuschauer ansprechen und zeigen, dass man erstklassigen Sport bieten kann. Vielleicht fehlt in der Oberliga bzw. in der Regionalliga der große Event-Charakter, aber man muss die eigenen Stärken (Bodenständigkeit, ehrliche Arbeit usw.) voran stellen, dann kann man sicherlich den einen oder anderen Eishockey-Fan für das unterklassigere Eishockey begeistern.

Allerdings: wer nun glaubt, dass die 8900 Zuschauer nun auf die anderen Vereine „umverteilt“ werden, der glaubt auch an den Osterhasen, den Weihnachtsmann und an Einhörner.

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