HSV: Warum schickst du uns in die Hölle? – „bodenlos“ und Walter fliegt vom Platz

Rothosen verpassen Tabellenführung

HSV-Trainer Tim Walter. Foto: Lobeca/Norbert Gettschat

Karlsruhe – Himmel und Hölle. So könnte man den Hamburger SV aktuell bezeichnen. In der Vorwoche noch ein souveräner 3:0-Heimsieg gegen Nürnberg, am Sonntag dafür wieder einmal eine katastrophale Leistung in der ersten Halbzeit (0:3) beim Karlsruher SC, die in einer 2:4-Niederlage mündete. Zudem sahen Einwechselspieler Monteiro und Cheftrainer Tim Walter jeweils einen Platzverweis. Der HSV hat die Vorlage der Konkurrenz nicht genutzt und bleibt auf Platz zwei in der 2. Bundesliga.

Die 1. Halbzeit: Katastrophe

Es erinnerte an die Begegnung in Heidenheim, in der die Hamburger ebenfalls 0:3 zur Pause zurücklagen. Der kleine Unterschied: Diesmal war man mit diesem Ergebnis vor dem Seitenwechsel gut bedient. Das sagte auch im Nachhinein Stürmer Glatzel bei „Sky“, der die Leistung der eigenen Mannschaft als „bodenlos“ bezeichnete. Schon nach zehn Minuten traf Karlsruhes Paul Nebel zur Führung für die Badener. Leon Jensen (17.) legte mit dem 2:0 nach. Der Ex-Hamburger Kaufmann (19.) vergab eine Riesen-Chance, Jensen (20.) traf die Latte kurz danach. Mit dem 3:0 durch Fabian Schleusner (32.) war schon schlimmes zu befürchten. Alle drei Gegentreffer waren eine Offenbarung in der Abwehr, eine reine Katastrophe. Schon kurz danach reagierte Walter, brachte Mikelbrencis für den verletzte Katterbach und Monteiro kam für David. Bis zur Pause kassierten die Gäste keinen weiteren Gegentreffer mehr.

Nach der Pause: wie ausgewechselt

Heidenheim Remember? Fast. Der HSV zeigte im zweiten Durchgang wieder einmal ein anderes Gesicht. Mit den Neu-Kräften Nemeth und Königsdörffer (für Dompe und Benes) ging es auf einmal nach vorne. Der KSC wollte verwalten und lief in die Falle eins und zwei. Nummer eins: Robert Glatzel erzielte in der 50. Minute nach einer Ecke das 1:3. Danach hätte Kaufmann (58.) den Deckel erneut draufmachen können, doch Heyer erreichte den Ball noch vor der Linie. Nummer zwei: Wieder traf Robert Glatzel (80.), dieses Mal aus Nahdistanz. Nun waren die Rothosen am Drücker, den Ausgleich sehr nah. Doch nein: Javi Monteiro sah bereits kurz nach seiner Einwechslung gelb und drei Minuten vor Schluss die Ampelkarte wegen einer Notbremse. Der Spanier, der nicht wirklich im Team Fuß fassen kann, untermauerte das in dieser Partie und hatte mit Gelb-Rot noch Glück. In einem Konter fiel die Entscheidung. Fabian Schleusener umkurvte Heuer Fernandes und markierte den 4:2-Endstand. Hamburgs Trainer Tim Walter protestierte, „tippte“ sogar den Schiri-Assistenten an – Rot! Fünf Minuten Nachspielzeit brachten keine Veränderung. Der HSV verlor nach sieben Spielen wieder, verpasste so Platz eins in der Tabelle.

Das Fazit: Hamburger Sport verrückt

Ob Tim Walter die Mannschaft in der Halbzeit zusammenfaltete ist nur zu vermuten, doch das Fehlen von Kapitän Sebastian Schonlau (verletzt) war von Beginn an zu spüren. „Rien ne va plus“ war in der ersten Hälfte das Motto. Da musste man sich schon beschämt wegducken, was man da geboten bekam. Aufstieg? So nicht! Die zweite Hälfte war dann deutlich besser, wobei es schlechter ja schon nicht mehr ging. Ein Punkt wäre höchst unverdient gewesen, das muss man so sagen. Der Platzverweis gegen Javi Monteiro dürfte wohl das Ende für die Leihe gewesen sein. „Unbrauchbar“ für den HSV könnte man meinen. Die Rote Karte von Tim Walter war der Negativ-Höhepunkt des Spiels. Da muss man sich einfach besser unter Kontrolle haben. Welche Sperre er bekommt, ist interessant. Fakt ist: Am kommenden Sonnabend gegen seinen Ex-Club Holstein Kiel wird er nicht auf der Bank sitzen. So gut die Vorstellung gegen Nürnberg in der Vorwoche war, so schlecht war sie in Karlsruhe. So verspielt man am Ende wieder den direkten Aufstiegsplatz. Heidenheim hat einen Punkt gutgemacht. Der Himmel war heute ganz weit, die Hölle spürbar nah. Für jeden Fan eine Katastrophe…

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Die Stimmen nach der Partie

Christian Eichner (Karlsruhe): „Meine Jungs haben zunächst alles umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben. Wir wussten, dass wir viele Umschaltchancen bekommen werden. Entscheidend ist dann, dass du dich belohnst. Das ist uns im Hinspiel nicht gelungen, heute umso mehr. Wir hätten schon zur Halbzeit 4:0 oder 5:0 führen können oder müssen. In der zweiten Hälfte kam eins zum anderen, vor allem nach dem 2:3 mussten wir nochmal zittern. Das Momentum war aber unabhängig vom vierten Tor auf unserer Seite.“

Tim Walter (Hamburg): „Wir waren in der ersten Halbzeit nicht anwesend, haben sehr schlecht gespielt. Der zweite Durchgang war dann in Ordnung, wir haben viel Druck gemacht und nur noch eine echte Torchance zugelassen. Wir können einen Drei-Tore-Rückstand aber eben nicht immer aufholen. Insgesamt geht der KSC-Sieg in Ordnung, weil unsere Leistung einfach nicht gut genug war.“

Der 24. Spieltag (10. – 12.3.2023)

Nürnberg – Braunschweig 2:0
Kaiserslautern – Sandhausen 2:2
Bielefeld – Darmstadt 3:1
St. Pauli – Fürth 2:1
Magdeburg – Paderborn 0:0
Düsseldorf – Heidenheim 1:1
Kiel – Regensburg 1:2
Hannover – Rostock 1.1
Karlsruhe – Hamburg 4:2

Die Tabelle

1.SV Darmstadt 982438 : 2149
2.Hamburger SV2446 : 3048
3.1. FC Heidenheim2446 : 2647
4.SC Paderborn 072447 : 2940
5.Fortuna Düsseldorf2438 : 3039
6.1. FC Kaiserslautern2439 : 3239
7.FC St. Pauli2434 : 2838
8.Karlsruher SC2439 : 3534
9.Holstein Kiel2441 : 4033
10.Hannover 962433 : 3231
11.1. FC Magdeburg2431 : 4228
12.1. FC Nürnberg2420 : 3528
13.SpVgg Greuther Fürth2430 : 3727
14.F.C. Hansa Rostock2419 : 3225
15.DSC Arminia Bielefeld2434 : 3924
16.SSV Jahn Regensburg2424 : 4023
17.Eintracht Braunschweig2429 : 4322
18.SV Sandhausen2426 : 4321

Bildquellen

  • Walter: Lobeca/Norbert Gettschat
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