Spielabbruch bei Phönix: Jahreshauptversammlung kurz vor Mitternacht vertagt

Vorstand bekommt keine Entlastung, Finanzen unklar – Laudi nicht wiedergewählt

Thomas Laudi (Vorsitzender 1. FC Phönix Lübeck). Foto: Lobeca/Michael Raasch

Lübeck – Sie war mit großen Erwartungen bestückt, die Jahreshauptversammlung des 1. FC Phönix Lübeck – am Ende wurde sie abgebrochen. Mit rund einer halben Stunde Verspätung begann am vergangenen Freitagabend im Vereinsheim des Nachbarn Lübeck 1876. Großer Andrang herrschte und viel Spannung war angesagt bei den 119 Mitgliedern, die gekommen waren. Ihnen war der Verein wichtig und welche Richtung man nun einschlägt. Trotz des Presseverbotes kam HL-SPORTS danach an Informationen zu dem Abend. Es war vor allem sehr aufwühlend für alle Adler.

Regio-Team sollte erst kommen

Während noch unter der Woche der kompletten Regionalliga-Mannschaft dieser Abend als Pflichtveranstaltung angezeigt wurde, gab es am Freitagnachmittag das Zurückrudern. Sie wurde wieder „abbestellt“. Dafür wurden vermutlich andere Mitglieder nicht ordnungsgemäß eingeladen – einige der Altherren-Teams bekamen vermutlich nicht über den Termin Bescheid. Cheftrainer Oliver Zapel, Sportdirektor Frank Salomon, Matthias Kurtz sowie selbstverständlich Vereins-Ikone Hans-Joachim Ihde indes waren im Saal. Auch die zurückgetretenen Vorstände und die raugeworfenen Daniel Safadi sowie Gabriel Lopes nahmen teil. Versammlungsleiter wurde Ulf Freiherr von Danckelmann. Vorweggenommen: Er hatte einen schwierigen und langen Abend.

Nur Minuten nach Start die erste Unterbrechung

Gleich zu Beginn der Veranstaltung wurde ein Antrag gestellt, aus der Jahreshauptversammlung eine Außerordentliche Mitgliederversammlung zu machen. Ein Formfehler in der Einladung wurde von einem Mitglied als einer der Gründe angegeben. Bereits nach zwölf Minuten gab es deshalb die erste Unterbrechung. Man wollte sich beraten, wie man nun fortfährt. Wäre dem Antrag stattgegeben worden, hätten die Adler-Mitglieder keine Wahlen durchführen können. Nach einer zehnminütigen Pause ging es weiter. Der Antrag wurde danach zurückgezogen. Dennoch wurde die Frage gestellt, warum keine Außerordentliche Mitgliederversammlung, die beantragt wurde, stattfand. Diese blieb allerdings unbeantwortet.

U19-Bundesliga ist das Ziel

Im Bericht des Vorstandes, vertreten von Thomas Laudi, ging es um die positiven Dinge, die man in der jüngsten Vergangenheit erreichte. Darbei wurde erwähnt, dass das Ziel Klassenerhalt in der Regionalliga schnell geschafft werden soll. Auch die Arbeit im JFV wurde erörtert. Das Ziel der A-Jugend soll die Bundesliga sein. Nach rund zehn Minuten war der Bericht erledigt.

Keine Kassenprüfung: Vorstand nicht entlastet

Die Frage nach der Finanzierung, auch von Verträgen für die 1. Herren wurde gestellt. Erste heiße Diskussionen begannen: „Wo kommt das Geld her und wo geht es hin?“ Zur Finanzsituation war der Vorstand nicht aussagefähig. „Wir stehen gut da“, lautete die Kernaussage. Eine Liste über Einnahmen oder Ausgaben existierte nicht. Angeblich wurden Rechnungen nicht bezahlt, Spieler ebenfalls nicht. Die 1. Herren soll im vergangenen Herbst gestreikt haben. Der Vorstand wollte dazu keine Stellung nehmen. Sehr viel Aufregung gab es von Seiten der Kassenprüfer, die nicht zur Kassenprüfung eingeladen wurden. Somit konnte der Vorstand nicht entlastet werden.

Erste Niederlage am Abend für Laudi

Manuel da Silva ergriff das Wort und erwähnte, dass er vor 14 Jahren den Verein mit der 1. Herren als Tabellenletzter in der Kreisliga übernahm und auch die 2. und 3. Mannschaft danach mit aufbaute. Er ließ seinem Unmut darüber freien Lauf, dass es in der jüngsten Vergangenheit keine Gespräche zwischen den Regionalliga-Verantwortlichen zum „Rest-Verein“ gab. Laudi warf er „Unseriösität“ vor. Hans-Joachim Ihde und Thomas Oelfke zollte er dagegen Respekt. Er erntete tosenden Applaus. Der Vorstand soll gelogen haben und er sprach davon, dass das dem 1. FC Phönix nicht würdig sei. Und nochmal gab es Beifall.

Finanzen nicht in Ordnung

Es ging auch darum, dass auf Rechnungen, Mahnungen und Erinnerungen nicht reagiert wurde. Unter anderem waren es die Helfer am Spieltag der Regionalliga-Mannschaft – sie bekamen kein Geld. Antworten des Vorstandes blieben aus. Der Versammlungsleiter stellte sich teilweise vor den Vorstand. Ein Mitglied fragte nach, warum der Vorstand keine Antworten gab. Eine Reaktion wurde umschifft. Es fehlen Belege für 2021 und 2022. Safadi wollte sich nicht mit der Aussage zufriedengeben, dass der Vorstand das in den kommenden Wochen mitteilen möchte. „Es ist heute die Mitgliederversammlung, wo genau solche Fragen beantwortet werden müssen. Der Vorstand hatte genug Zeit“, sagte er. Die Gehälter der 2. Herren sollen nach dem Rausschmiss von Safadi und Lopes teilweise verdoppelt worden sein. Geld haben die Spieler allerdings mutmaßlich bis dato nicht erhalten. Unruhe kam auf und Mitgliedern fiel man ins Wort. Eine Karenzzeit von zwei Wochen stand auf einmal für die Klärung der Finanzen im Raum, statt sechs oder acht Wochen, wie vorher vorgeschlagen wurde. Als Kompromiss wurde dem Vorstand vier Wochen Zeit gegeben, um alle Unklarheiten zu beseitigen.

Vereinswirt brach in Tränen aus

Und immer wieder ging es um die Finanzen… Die Vereinsgaststätte „Adlerhorst“ ist derzeit nicht besetzt. Im Raum stand die Aussage, dass das Essen und der Gastrobereich bewusst von der 1. Herren gemieden worden sein sollen. Aufträge sollen durch Manager oder andere Verantwortliche der Regionalliga-Mannschaft bei der Gastronomie entzogen worden sein. Wirt Marc-Andre Marquitan sagte unter Tränen, dass er gerne weitergemacht hätte. Es war sehr emotional.

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Zwei Tage vor JHV eingetreten

Im weiteren Verlauf des Abends kam auf, dass Cheftrainer Zapel und Sportdirektor Salomon erst am 15. März 2023, also zwei Tage vor der Jahreshauptversammlung, als Mitglied in den Verein 1. FC Phönix Lübeck eintraten. Bestätigt wurde das nicht. Als Verantwortliche für die 1. Herren wurden sie von der Mitgliederschaft direkt angesprochen. Sie reagierten nicht.

Vorstandssitzung falsch protokolliert?

Es ging weiter mit der Beurlaubung von Safadi und Lopes als Verantwortliche der 2. Herren, die Laudi als Vorstandsentscheidung verkaufte. Lopes stand auf und warf ihm das als Lüge vor. Er las das Protokoll der dazugehörigen Vorstandssitzung vor, in dem es zwei Gegenstimmen gegen die Beurlaubung gab. Laudi wehrte sich dagegen und gab an, dass das Protokoll falsch sei. Lopes fragte nach, ob so ein Protokoll nicht von den anderen Vorstandskollegen daraufhin beanstandet wurde. Es kam heraus, dass Laudi der Mitgliederversammlung nun anscheinend eine andere Wahrheit erzählte. Eine Klärung blieb offen – man wollte anscheinend schnell mit den nächsten Punkten fortfahren. Es wurden weitere Fragen an den Vorstand gestellt, der zu den meisten keine Antworten gab.

Kompletter Abbruch abgelehnt

Um 22.20 Uhr wurde die nächste Pause eingelegt. Kurz davor gab es die Idee des Versammlungsleiters (Zitat: „Ich habe eine trockene Kehle“ – damit war er um Auflockerung bemüht, um der Versammlung die Möglichkeit zu geben, die Emotionen etwas zu kontrollieren, wie er im Nachhinein mitteilte) die Mitgliederversammlung abzubrechen und am 28. April fortzuführen. Um 22.45 Uhr ging es weiter. Die Mitglieder entschieden sich mit 51:21 dagegen. Man einigte sich darauf, wenigstens die Wahlen durchzuführen und die restlichen Tagesordnungspunkte in sechs Wochen fortzusetzen.

Laudi nur noch kommissarisch im Amt

Es folgte die Wahl zum 1. Vorsitzenden. Als Kandidaten wurden Malte Kohlhase, Moritz Ihde und Laudi vorgeschlagen. Die beiden erstgenannten lehnten ab. Laudi stellte sich zwar wieder zur Wahl, doch er bekam nur 26 Stimmen. Gegen ihn stimmten 52 Mitglieder. Damit wurde er zwar nicht gewählt, bleibt jedoch kommissarisch im Amt, weil es keine weiteren Kandidaten gab. Für ihn war es eine von vielen Niederlagen, die er an diesem Abend hinnehmen musste.

Goldschmidt setzt sich durch

Für das Amt des 1. Beisitzers standen Moritz Ihde und Marcel Goldschmidt zur Wahl. Auf Moritz Ihde entfielen 42 Stimmen, Goldschmidt bekam 50. Für ihn gab es großen Applaus. Die Wahlen für den Beisitzer mussten wiederholt werden, da es anscheinend doppelte Abstimmungen gab. Das neue Ergebnis bestätigte Goldschmidt als Gewinner. Wolfgang Griesbach wurde als Schiedsrichteobmann wiedergewählt. Der 2. Vorsitzende wurde gewählt. Kohlhase, der dieses Amt bereits bekleidete, wurde ebenfalls bestätigt.

Moritz Ihde tritt nicht an

Eine Überraschung gab es bei der Wahl zum 2. Beisitzer. Moritz Ihde wurde zwar vorgeschlagen, doch er lehnte mit der Begründung ab, dass er die vorherige Wahl bereits verlor. Deinhart Schmidt nahm diesen Platz als Beisitzer ein. Neuer Schatzmeister wurde der Steuerberater Torben Fülscher. Als Pressesprecher ist nun Thorsten Phillips gewählt – ein Mann mit Erfahrung, denn er kennt sich als NDR-Redakteur mit Medien aus. Freiherr von Danckelmann ist neuer Schriftführer. Für die Jugend wurde Dirk Jahnholz im Vorstand bestätigt.

Hauptsponsoren verlassen die Versammlung früher

Eine halbe Stunde vor Mitternacht wurde die Versammlung beendet und wird nun am 28. April fortgesetzt. Es gab viele Emotionen, viele Vorwürfe und ganz viele unbeantwortete Fragen der Mitglieder. Sehr erstaunlich war, dass die beiden Hauptsponsoren Matthias Kurtz und Hans-Joachim Ihde die Versammlung schon viel früher verließen. Bei den Wahlen waren sie schon nicht mehr dabei. Der Verein steht also vor großen Aufgaben. Hauptpunkt ist dabei, die Finanzen in den Griff zu bekommen. Ein weiter so, wie bisher, wird es anscheinend durch die Mitglieder nicht geben. Das haben der 17. März 2023 und die Mitgliederversammlung ganz deutlich gezeigt. Fortsetzung folgt…

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