Lübeck – Sportlich ist der VfL Lübeck-Schwartau im unteren Drittel der 2. Bundesliga zu finden. Die glorreichen Zeiten sind aktuell nur ein Relikt aus der Vergangenheit, in denen man um den Aufstieg in das Oberhaus des deutschen Handballs mitspielte. Die Namen der Gegenwart verblassen, kommen in die Jahre und der Nachwuchs rückt nur schwer nach. Die eigene Jugendarbeit liegt am Boden, will wieder aufstehen. Doch das dürfte Jahre dauern. Mit dem Klassenerhalt dürften die „Tiger“ sehr zufrieden sein. Mehr ist momentan einfach nicht drinnen.
Mittelmaß in vielen Belangen
Vor einer Woche meldete sich Geschäftsführer Daniel Pankofer auf der vereinseigenen Homepage mit einem „Notruf“ zu Wort. Finanziell geht es den Lübeckern schlecht. Das war die Kernbotschaft seines Interviews. Sportlich steht es in den Spielen oft auf Messers Schneide, wie vergangenen Mittwoch bei der HSG Nordhorn-Lingen. Dort gewann man knapp gegen den Tabellenfünften – ein Lichtblick.
Mannschaft soll zusammenbleiben
„Wir müssen manchmal etwas abgezockter werden, damit wir uns für unsere gute Arbeit auch belohnen. Das ist ein Entwicklungsprozess. Das Vertrauen und den Glauben an die eigene Leistung muss man sich hart erarbeiten. Ich sehe uns da aber auf einem guten Weg“, so der VfL-Boss in dem Gespräch. Umbruch und Verletzungen warfen das Team zurück. Dazu der Abgang von Matej Klima nach Leipzig schmerzte dazu sehr. Talente, wie Mex Raguse wollen wieder weg. Und er wird vermutlich nicht der letzte sein. Pankofer möchte die Mannschaft allerdings zusammenhalten, hat mit der Vertragsverlängerung von Paul Skorupa einen Schritt dazu gemacht.
Neuverpflichtungen fraglich
Der große Knackpunkt sind jedoch die wirtschaftlichen Verhältnisse. „Wir müssen aber unsere Einnahmen- und Ausgabensituation auch bei der Kaderplanung immer im Blick behalten. Solide wirtschaftliche Verhältnisse genießen bei uns höchste Priorität. Ob Ergänzungen, die uns verstärken, möglich sind, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen“, sagt er.
„Wir stehen finanziell vor großen Herausforderungen“
„Wir stehen – wie auch viele andere Clubs – in der nächsten Saison finanziell vor großen Herausforderungen. Die Kosten für unser Produkt 2. Bundesliga Handball explodieren in dieser Spielzeit geradezu. Ein Beispiel sind die Reisekosten zu den Auswärtsspielen. Gleichzeitig sind die Zuschauereinnahmen – über die bisher gespielte Saison gesehen – rund ein Drittel unter unserem Planungsansatz. Aus diesem Grund muss jeder seinen Beitrag leisten, damit sich der Trend der letzten Wochen fortsetzt. Mit einem regelmäßigen Besuch – und das in hoher Anzahl – zeigen die Fans, dass 2. Bundesliga Handball in unserer Stadt wichtig und unverzichtbar ist“, so Pankofer.
Geschäftsführer nimmt Umfeld in die Pflicht
Und er kündigt an: „Wir werden unsere Preise für Dauer- und Tageskarten zur neuen Saison anpassen. Wir bekommen die Enden in dieser Saison nur deshalb finanziell zusammen, weil wir eine Rücklage aus dem Spieler Transfer im Herbst auflösen. Jeder muss seinen Beitrag leisten, heißt in diesem Zusammenhang auch, dass wir unsere Preise für Dauer- und Tageskarten zur neuen Saison sozial ausgewogen anpassen werden.“ Der Zuschauerschnitt liegt in der Hansehalle bei 1.350 Besuchern pro Heimspiel, liegt damit auf Platz zehn in der Liga. Corona hat vermutlich einen großen Anteil daran gehabt, doch die Innovationen und Angebote fehlen vielleicht, die das „Event“ anfassbar machen. Ob man da die Fans in die Pflicht nehmen kann, ist eher fraglich, doch das tut der Tiger-Chef: „Jeder muss seinen Beitrag leisten. Diesen Appell richte ich auch an die – neben den Zuschauern – weitere tragende Säule unserer Einnahmenseite: die Sponsoren des VfL. Unsere Bestandssponsoren bitte ich – da wo irgend möglich – ihr Engagement für den VfL auszuweiten. Wir müssen aber darüber hinaus auch neue Sponsoren gewinnen. Hierzu werden wir in den nächsten Wochen mögliche weitere Partner mit dem Ziel ansprechen, spätestens zur neuen Saison eine Zusammenarbeit zum gemeinsamen Nutzen mit dem VfL zu vereinbaren.“ Forderungen, die man zwar stellen kann, doch der Benefit ist mit Platz 14 sicherlich nicht einladend.
Keine eigene Werbung mehr in den Livestreams
Ab der Spielzeit 2023/2024 kommt erschwerend hinzu, dass es einen neuen Medienvertrag für die 2. Bundesliga gibt. „Die gesamte Liga muss auf einem einheitlichen Boden spielen. Eine notwendige Investition bei der wir sehr auf die Stadt als Eigentümer und Vermieter unserer Spielstätte setzen. Auch eine LED-Bande ist ab der kommenden Saison für alle Mannschaften verpflichtend. Eine Investition, die wir bereits glücklicherweise im vorletzten Jahr aus eigenen Mitteln darstellen konnten. Nach dem aktuellen Stand gehen uns durch den neuen Medienvertrag jedoch auch Optionen wie Werbung im Livestream oder Vermarktung von Spielszenen verloren“, erklärt Pankofer zum Abschluss des Interviews.
Rosig war gestern
Düstere Zeiten könnten auf den VfL Lübeck-Schwartau also zukommen, denn rosig war gestern. Pankofer ist gefordert die Herausforderungen anzunehmen und vielleicht noch kleinere Brötchen zu backen. Ein Hilferuf an seine Umgebung hat er damit auf jeden Fall schon einmal abgegeben, doch ob dieser auf dieser auf offene Ohren stößt, bleibt abzuwarten. Vielleicht hat das Produkt Handball allerdings auch ausgedient, nicht zuletzt durch die Identifikationsfiguren, die beim VfL aussterben. Und für den Verein kommt erschwerend hinzu, dass König Fußball einen Steinwurf entfernt, auf der Lohmühle, immer mehr Zuschauer anlockt. Der bekräftigte Aufstieg des VfB Lübeck in die 3. Liga könnte für weiteren Aderlass beim VfL sorgen. Schwere Zeiten… doch im Hinterzimmer brennt wenigstens noch Licht.
Bildquellen
- Pankofer: Lobeca
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