Neustadt/Grömitz – Zum letzten Saisonspiel der HSG Ostsee N/G gab sich Frank Barthel noch einmal in der Grömitzer Ostholsteinhalle die Ehre – allerdings nur noch zur Verabschiedung seiner Person. Der 57-Jährige legte unter der Woche sein Amt als Sportlicher Leiter beim Drittligisten nieder. Auch als größter Gesellschafter (49 Prozent) der Ostsee Handball UG steigt er per sofort aus und gibt seine Anteile an die Geschäftsführung ab. Ein Knall, mit dem im Vorweg niemand gerechnet hat. Der zweite kam gleich hinterher, denn Trainer Jens Häusler hat zwar noch einen Vertrag bis 2025, doch auch hier könnte es zu einer Trennung kommen.
„Das macht mich stolz!“
Barthel erklärt gegenüber HL-SPORTS: „Es tut mir leid diesen Schritt gehen zu müssen, aber meine berufliche und private Situation machen diesen Schritt erforderlich. Ich blicke mit einem weinenden und einem lachenden Auge auf knapp dreieinhalb Jahre bei der HSG zurück, in der wir trotz schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen sportlich immer wieder einen weiteren Schritt nach vorne gemacht haben. Das Erreichen eines einstelligen Tabellenplatzes in dieser Saison dokumentiert dies deutlich. Wir haben dabei Teams wie beispielsweise die Mecklenburger Stiere klar hinter uns gelassen, die über wesentlich größere finanzielle Mittel verfügen, das ist aller Ehren wert. Dass die sportliche Entwicklung so positiv war, ist hauptsächlich der guten und professionellen Arbeit von Jens Häusler zu verdanken, den ich 2020 für die HSG Ostsee gewinnen konnte. Er hat dabei unser Konzept, das die Einbindung von Talenten in den Drittliga Spielbetrieb vorsieht, bestmöglich umgesetzt. Unter ihm konnten sich Spieler wie zum Beispiel Piet Möller optimal entwickeln. Weiterhin war die Entwicklung der Zusammenarbeit mit dem Zweitligisten VfL Lübeck-Schwartau für mich immer ein wesentliches Ziel, auch hier war Jens Häusler maßgeblich beteiligt und agierte mit seiner Erfahrung und Qualifikation stets auf Augenhöhe. All dies konnten wir nur erreichen, weil jeder einzelne im Team und im Team hinter dem Team alles dafür gegeben hat. Es hat Spaß gemacht sich für die HSG Ostsee voll reinzuhängen und dazu beigetragen zu haben, dass wir heute auf eine tolle sportliche Entwicklung zurückblicken können – das macht mich stolz! Ich wünsche allen Beteiligten weiterhin viel Erfolg und hoffe sehr, dass sich die Entwicklung so weiter fortsetzt und ganz sicher werde ich versuchen bei den Heimspielen in der kommenden Saison als Zuschauer dabei zu sein.“
Häusler zum Perspektivgespräch
Doch ob das so eintritt, dafür sind nun andere verantwortlich. Dabei hat man vor allem die Personalie des Cheftrainers Häusler zu klären. Der 55-Jährige hatte am Sonnabend vielleicht sein letztes Spiel auf der Trainerbank. Dazu sagte er zu HL-SPORTS: „Zu meiner Person kann ich nichts sagen, ich habe noch zwei Jahre Vertrag. Dass Frank Barthel nicht mehr dabei ist, finde ich schade. Er hat mich damals von dem Projekt HSG Ostsee überzeugt. Alles andere wird sich in den kommenden Tagen in einem Perspektivgespräch klären.“
Fünf Spieler verabschiedet
Neben Barthel wurden gegen den MTV Braunschweig noch die Spieler Bevan Calvert, Jonas Engelmann, Christopher Hartwig, Alexander Haß und Christoph Schlichting verabschiedet. Sie verlassen die HSG Ostsee.
Nach der Saison ist vor der Saison
Die Spielzeit 2022/2023 ist beendet, zumindest auf dem Feld. Die Ostsee-Handballer haben einen sensationellen einstelligen Tabellenplatz. Nun geht es in den Büros weiter und das dürfte die kommenden Wochen spannend machen. Dabei ist Geschäftsführer Johann Plate gefragt, der zusammen mit den Gesellschaftern den Weg „MeerHandball“ weitergehen wird.
„Die Mannschaft steht im Vordergrund“
Plate sagt zu HL-SPORTS: „Sicherlich sind die Personalien ein Thema und wir bedanken uns bei allen, die der HSG Ostsee in den vergangenen Jahren mit viel Rat und Tat zur Seite standen. Die Mannschaft steht im Vordergrund und da sind wir bestens aufgestellt. Sie hat dieses grandiose Ergebnis hingelegt, dass uns eine wahnsinnig gute Saison beschert hat. Der Tabellenplatz und die frühe Qualifizierung hingen an ihr. Sie ist so homogen und untereinander befreundet, hat eine Reife und Abgestimmtheit an den Tag gelegt, die sensationell ist. Die Gesellschafter stehen wie ein Mann hinter uns und werden es weiterhin tun. Sie haben einen enormen Beitrag mit ihren Investitionen geleistet. Ohne dieses Engagement wäre die kostspielige Saison nicht möglich gewesen. Jan-Eric Hertwig als Präsident des TSV Grömitz ist dazu ein ganz wichtiger Part in der HSG Ostsee. Er hat viele Sponsoren dazugewonnen und das wird nachhaltig weitergeführt. Der Leistungsstand ist enorm gut – und damit meine ich alle: Mannschaft, Vorstand und Gesellschafter.“
„Wir werden die Unterstützung ausbauen“
Thomas Nawrocki, Mitgesellschafter der Ostsee Handball UG und gleichzeitig Vorstandsvorsitzender des Klub 111, dem größten Sponsor der HSG Ostsee: „Johan Plate macht einen super Job und alles, was er eben sagte, kann ich nur unterstreichen. Die Mannschaft ist ein Top-Team und hat eine wahnsinnig tolle Saison gespielt. Jan-Eric hat uns extrem beim Sponsoring unterstützt. Ohne ihn wäre der finanzielle Kraftakt, den wir geleistet haben, gar nicht möglich gewesen. Wir werden ihn weiterhin unterstützen und gemeinsam das Sponsoring ausbauen. Der Klub 111 sieht das sehr wohlwollend und wird die Unterstützung erhöhen, denn es geht um einen Leistungsstrang, der von der Mini-Mix sowie C-, B- und A-Jugend bis hin zur Oberliga, 3. und 2. Liga geht. Das Ziel hier in der Region muss verstärkt werden, dass wir die Nachwuchstalente bei uns zu behalten. Wir sehen im Nachwuchsleistungszentrum des MTV Lübeck eine gute Position, denn Hamburg und Kiel wollen uns diese Talente abspenstig machen. Das müssen wir verhindern, dafür steht der Klub 111.“
Niederlage zum Schluss
Handball gespielt wurde am Sonnabend natürlich auch noch. Die HSG Ostsee unterlag zwar dem MTV Braunschweig mit 33:36 (18:19), doch die Stimmung bei den 369 Zuschauern war gut. Zum Spiel sagte Häusler abschließend: „Es war ein sehr würdiger Saisonabschluss, volle Hütte, supergute Stimmung auf den Rängen und ein knappes sowie enges Spiel. Das hat nur um Nuancen zur einer oder anderen Seite ausgeschlagen ist. Gerade in der Schlussphase, wo wir dran waren, haben ein bis zwei technische Fehler zu viel gemacht, die Braunschweig sehr abgeklärt nutzte und den Vorsprung auf drei bis zum Ende ausbaute. Das konnten wir nicht mehr aufholen. Die Mannschaft hat gekämpft, mit allen Möglichkeiten, die wir hatten. Man darf nicht vergessen, dass wir gegen den Tabellenzweiten gespielt und sie wirklich gefordert. Braunschweig hat das merklich nicht entspannt heruntergespielt. Sie wussten, dass sie sich wirklich anstrengen müssen. Es war ein toller Rahmen, auch mit den Verabschiedungen und den Zuschauern. Die Mannschaft kann stolz auf sich sein.“
Bildquellen
- Barthel: Kevin Aniol
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