Lübeck – Man könnte sich vorstellen, dass Oliver Zapel nach Saisonende erst einmal drei Kreuze macht – wenn das alles so klappt, was man sich beim 1. FC Phönix und dessen Nachwuchs, dem JFV Lübeck, vorstellt. Die sportlichen Probleme sind immens. Die Regionalliga-Herren sind vom Abstieg bedroht und die U19- sowie U17-Auswahl-Teams stehen aktuell vor dem Niedergang in die Oberliga. An der Travemünder Allee droht ein Tsunami.
Khosravinejad muss gehen
Den vorläufigen Höhepunkt gab es in dieser Woche. Der JFV hat seinen A-Jugend-Coach Reza Khosravinejad beurlaubt. Der 46-Jährige beerbte erst im vergangenen Herbst Danny Cornelius, der nach wenigen Spieltagen der Saison zurücktrat. Zapel, der Sportlicher Leiter beim JFV ist, setzte Khosravinejad ein. Damals sagte Zapel zu HL-SPORTS: „Die Situation in der U19, die unser Aushängeschild im Jugendbereich ist, war eine Entwicklung der vergangenen Monate. Vier Niederlagen gab es in fünf Pflichtspielen vor dem Spiel am Sonnabend. Wir haben das sehr genau analysiert und Trainings und Spiele beobachtet.“ Cornelius sollte einen „gleichgestellten Trainerkollegen“ bekommen, das wollte der frühere Regionalliga-Spieler nicht und schmiss hin.
Hartes Restprogramm
Nun, rund acht Monate später, ist die Bilanz der U19 beim JFV nicht viel besser: Sechs Siege, fünf Unentschieden und zwölf Niederlagen bedeuten Platz elf in der Tabelle – zwei Punkte Rückstand auf das rettende Ufer. Drei Spiele sind es noch: beim JFV Bremerhaven (Schlusslicht und damit feststehender Absteiger), zuhause gegen den Tabellendritten Eimsbütteler TV und bei Spitzenreiter VfL Osnabrück. Ärgster Konkurrent im Kampf um den Klassenerhalt ist der SV Eichede, der mit 25 Punkten vor den Lübeckern steht. Die Stormarner haben noch folgendes Restprogramm: beim Tabellenzweiten Eintracht Braunschweig, zuhause Bremerhaven und in Eimsbüttel.
U19: Was wäre, wenn?
Die aktuelle Lage ist wie folgt: Aus der U19-Bundesliga steigt Holstein Kiel in die Regionalliga Nord ab und der Meister dort steigt auf. Dadurch gibt es vier Absteiger aus der Regionalliga. Eine Hintertür würde eventuell für den „besten Absteiger“ aufgehen, wenn der Nordzweite die Relegation gegen den Nordost-Vertreter gewinnt. Dann gäbe es nur drei Absteiger. Die Lübecker (23 Punkte) wären gerettet, sollten sie nicht noch durch den TSV Havelse (21) oder FC Oberneuland (20) eingeholt werden.
Zapel übernimmt
Der Nachfolger von Khosravinejad steht bereits fest: Zapel selbst macht es und lässt seine B-Jugend nach Informationen von HL-SPORTS von seinem früheren Co-Trainer bei den Herren, Mac Agyei-Mensah, in der U17-Regionalliga begleiten. Der 47-Jährige war bisher Co-Trainer in der A-Jugend. Das zukünftige Mensah-Team hat noch drei Spiele zu absolvieren, steht mit einem Bein in der Oberliga, denn sechs Punkte Rückstand sind ein dickes Brett. Unmöglich ist das nicht, doch vermutlich opfert man die B-Jugend für die A-Jugend.
JFV Lübeck nur noch theoretisch zu retten
Die Konstellation ist hier etwas klarer: Aus der U17-Bundesliga kommen SV Meppen und Niendorfer TSV runter, dadurch gibt es sogar fünf Absteiger. Ausnahme: In der Aufstiegsrelegation gewinnt der Nord-Zweite gegen den Nordost-Zweiten, dann wären es nur noch vier Absteiger.
Die Absturz-Chronik in nur einer Saison
Das Chaos beim JFV Lübeck nimmt also seinen Lauf. Hinter den Kulissen gab es schon vor der Saison Ärger, denn für die Teams wurden auf einmal Spieler unter anderem aus Hamburg verpflichtet. Spielerberater sollen im Einsatz gewesen sein. Dann der Cornelius-Zoff, die sportlich schlechten Resultate, der Austritt der Stammvereine Viktoria 08, Lübeck 1876, Förderverein und TSV Siems, neue Spieler kamen im Winter und trotzdem gab es keinen Turnaround – alles unter der Sportlichen Leitung von Zapel. Dazu der nicht eingeplante Abstiegskampf seiner Phönix-Herren-Mannschaft. Dem 55-Jährigen ist zumindest Respekt zu zollen, doch wo begannen die Fehler, wer ist dafür verantwortlich und vor allem, wo soll das alles enden?