Hamburg – Am Ende war es egal, wie der Hamburger SV am vorletzten Spieltag der 2. Bundesliga die drei Punkte gegen Greuther Fürth holte. 2:1 (1:0) für die Gastgeber stand nach dem Abpfiff auf der Videowand im ausverkauften Volksparkstadion. Die Fans feierten ihre Hoffnung, doch noch um die Relegation zu kommen, doch das liegt nicht in Händen der Rothosen. Platz drei ist nun endgültig sicher. Bakery Jatta (HSV) und Dickson Abiama (Fürth) flogen beide vom Platz. Die Entscheidung um den direkten Aufstieg in Liga 1 ist um eine Woche vertagt. Ein Punkt trennt den 1. FC Heidenheim vom Walter-Team.
Die 1. Halbzeit: Freche Franken kassieren Muheim-Hammer
Bis zur achten Minute war noch gar nichts los. Dann brachte Griesbeck den Hamburger Dompe im Strafraum zu Fall. Es war verdächtig aus, doch Schiri Sven Waschitzki-Günther aus Bremen ließ weiterspielen. Der HSV wollte ideenreich auftrumpfen, doch die Franken waren zuerst auf Zerstörung aus und kamen damit immer besser in die Partie. Eine Gelbe Karte mit Folgen kassierte Reis schon früh in der 19. Minute, denn damit war klar, dass er in der kommenden Woche in Sandhausen aussetzt. Fürth wurde frecher und hatte durch Ache (25.) die erste gute Chance, weil Green sich vorher gegen Muheim durchsetzte und den Ball scharf vor das gegnerische Tor spielte. Ache vergab aus Nahdistanz. Die Führung der Rothosen war etwas überraschen, jedoch weniger schlecht. Glatzel kam vorne an das Spielgerät, gab nach Außen zu Dompe. Der Franzose stolperte Griesbeck aus und Miro Muheim (27.) übernahm volles Risiko und zimmerte den Ball vom linken Strafraumeck ins kurze Eck, direkt unter die Latte. Jubel gab es erst einmal, doch der Video-Schiri meldete sich: Jatta soll beim Pass von Reis zuvor im Abseits gestanden haben. Dem war nicht so, der Treffer zählte und der Jubel wurde fortgesetzt. Danach hatten die Hausherren drei Chancen am Stück: Dompe (30.) kam eine Hereingabe von Jatta im Strafraum nicht heran und scheiterte zwei Minuten danach frei vor Fürths Schlussmann Linde an dessen Fuß. Bei der anschließenden Ecke ließ der Keeper einen Schuss von Kittel fallen, Schonlau hechtete hinterher, doch die Situation wurde bereinigt. Erneut meldete sich der VAR und überprüfte ein mögliches Foul von Linde an Schonlau. Knifflig, aber ohne Strafstoß für die Hamburger. Es wurde spannender, denn die Gäste kamen durch Green (33.) aus der zweiten Reihe zum Abschluss. HSV-Torwart Heuer Fernandes lenkte zur Seite. Der stand zwei Minuten später wieder im Mittelpunkt, als er im Spielaufbau einen Fehler fabrizierte. Der blieb ohne Folgen. Die Fürther hatten in dieser Phase Erfolg bei jedem zweiten Ball, nutzten diesen Vorteil allerdings nicht. Eine Chance gab es noch, als Ex-Hamburger Jung Glatzel vor dem eigenen Strafraum unsanft stoppte. Den Freistoß setzte Kittel allerdings über das Gehäuse.
Nach der Pause: Hamburger verteidigen Vorsprung
Reis blieb in der Kabine. Der Niederländer war gelb-rot-gefährdet und Benes ersetzte ihn. Eine schlaue Maßnahme von Hamburgs Coach Walter, denn das sollte sich bezahlt machen. Doch erst war wieder Zittern bei Heuer Fernandes (51.) angesagt. Einen Einwurf von Heyer passte David zurück zu seinem Torhüter, doch Sieb setzte nach und wurde von Heuer Fernandes angeschossen. Es kam die stärkste Fürther Phase. Ache (52.) stand neun Meter vor dem gegnerischen Tor, hätte sich die Ecke aussuchen können, blieb allerdings an einem Abwehrbein hängen. Hrgota (64.) wartete zu lange mit dem Abschluss vor dem Tor und wurde kurz vor seinem Schussversuch gestört. Hamburg war zu passiv, hoffte auf Konter. Genau in dieser Phase kam Glatzel im Strafraum zu Fall. Der beste HSV-Stürmer wurde von Itter (67.) gefoult. Klarer Elfmeter, denn Waschitzki-Günther zeigte sofort auf den Punkt. Im „Kölner Keller“ wollte man noch einmal genauer draufschauen und bestätigte die Entscheidung des Unparteiischen. Der eingewechselte Laszlo Benes (69.) versenkte den Ball souverän zum 2:0. Das sollte es doch dann gewesen sein – dachte man, doch es wurde noch einmal haarig für die Rothosen und dazu noch bunt. Bei einem Heber von Glatzel (79.) rettete der Pfosten für die Fürther und fünf Minuten später trafen sie zum durch Lukas Petkov (84.) 1:2-Anschlusstreffer. Der fiel nach einem überfallartigen Franken-Kommando. Jatta sah den gelben Karton für eine zu hartes Einsteigen gegen John (86.). Exakt 56 Sekunden langte der Gambier gegen Fürths Kapitän Hrgota erneut zu – Gelb-Rot für den Hamburger. Dessen Kollegen verteidigten und kamen noch einmal durch Glatzel (91.) bis zu Linde – daneben. In der Nachspielzeit gab es dann noch einmal einen glatten Platzverweis für die Gäste. Abiama (97.) kam erst im zweiten Durchgang, hielt voll auf Jung drauf und kassierte dafür erst gelb. Der VAR meldete sich und Waschitzki-Günther nahm die Karte zurück und tauschte sie in die rote Farbe. Danach war Schluss.
Das Fazit: Kein Schönheitspreis, aber drei wichtige Punkte
Will man in Schönheit sterben oder einfach nur drei Punkte holen? Das Prinzip galt vor allem in der zweiten Halbzeit für den Hamburger SV. Der machte das über weite Strecken des Spiels gegen ein immer wieder gefährliches Team von Greuther Fürth. Sonny Kittel erzielte zwar an diesem Abend keinen Treffer, doch trug zum Arbeitssieg eine Menge bei. Ein Traumtor von Miro Muheim, zwei Platzverweise und ein teilweise überforderter Schiedsrichter waren das Resultat eines HSV-Sieges. Denkt man noch einmal genauer über die Leistung des Unparteiischen nach, trifft vielleicht sogar eher Johann Pfeifer mehr Schuld an diesen irrsinnigen Video-Aktionen. Der Mann aus dem „Kölner Keller“ hatte vermutlich einen zu nervösen Finger, überprüfte die eine oder andere Szene zu sehr. Beide Platzverweise waren gerechtfertigt und am Ende zählen eh nur noch drei Punkte. Jetzt geht es in Sandhausen um den richtigen Tag für die Rothosen und einen falschen für den 1. FC Heidenheim in Regensburg.
Die Stimmer der Trainer
Tim Walter (Hamburg): „Wir freuen uns sehr über den Heimsieg – vor allem auch für unsere Fans. In der ersten Halbzeit sind wir nicht so gut reingekommen, der Gegner war aber auch einfach schwer zu bespielen. Uns hingegen hat teilweise die Ruhe und Überzeugung gefehlt. Mein neuer Torjäger hat aber mal wieder einen reingezimmert und spätestens nach dem Elfmetertor hätten wir den Sack zumachen müssen. Die Konter wurden dann aber nicht gut ausgespielt und beim Gegentor haben wir uns nicht clever angestellt. Danach haben meine Jungs aber alles in die Waagschale geworfen und sich den Sieg insgesamt auch verdient.“
Alexander Zorniger (Fürth): „Wir hatten extrem viele hohe Ballgewinne und haben auch mit der Kugel gut gespielt und Torchancen kreiert. Vor der Kiste hat uns aber die Überzeugung gefehlt, diese haben wir leider nur beim Anschlusstreffer an den Tag gelegt. In der Defensive haben wir vor allem vor dem Elfmeter nicht gut ausgesehen, da hat die Restverteidigung nicht gepasst. Insgesamt bin ich aber dennoch stolz auf meine Jungs, denn wir haben heute ein gutes Niveau gezeigt. Der Gegner war heute aber einfach einen Tick effektiver – und die Fans des HSV sehr imposant.“
Der 33. Spieltag (19. – 21.5.2023)
Darmstadt – Magdeburg 1:0
Kiel – St. Pauli 3:4
Bielefeld – Paderborn 2:2
Heidenheim – Sandhausen 1:0
Braunschweig – Regensburg 1:2
Hamburg – Fürth 2:1
Nürnberg – Rostock (So., 13.30 Uhr)
Düsseldorf – Hannover
Karlsruhe – Kaiserslautern
Die Tabelle1. SV Darmstadt 98 33 50 : 29 67 2. 1. FC Heidenheim 1846 33 64 : 34 64 3. Hamburger SV 33 69 : 45 63 4. FC St. Pauli 33 54 : 38 57 5. SC Paderborn 07 33 68 : 43 55 6. Fortuna Düsseldorf 32 54 : 40 54 7. 1. FC Kaiserslautern 32 47 : 43 45 8. Hannover 96 32 46 : 47 43 9. Holstein Kiel 33 53 : 60 43 10. Karlsruher SC 32 53 : 52 42 11. 1. FC Magdeburg 33 44 : 55 40 12. SpVgg Greuther Fürth 33 43 : 50 38 13. F.C. Hansa Rostock 32 30 : 47 37 14. Eintracht Braunschweig 33 41 : 57 36 15. 1. FC Nürnberg 32 31 : 49 35 16. DSC Arminia Bielefeld 33 50 : 58 34 17. SSV Jahn Regensburg 33 32 : 55 31 18. SV Sandhausen 33 35 : 62 28