Eklat am letzten Spieltag: Rassismus-Vorwurf könnte schwerwiegende Folgen haben

Entscheidet NFV-Sportgericht für Bremer SV?

Frust bei Dejan Galjen (SV Werder Bremen II) nach der Niederlage beim 1. FC Phönix. Diese könnte nun schwerwiegende Folgen haben. Foto: sr

Bremen – Der Spielabbruch am letzten Spieltag der Regionalliga Nord am vergangenen Sonnabend zwischen Bremer SV und FC Teutonia Ottensen wird voraussichtlich eine klare Angelegenheit vor dem Sportgericht des Norddeutschen Fußball-Verbandes (NFV). Leidtragender ist wohl Werder Bremen II.

Coffie angeblich Opfer von Rassismus

Es sorgte für ziemliches Aufsehen, als die Mannschaft der Hamburger den Platz einfach verließ. Grund dafür soll eine rassistische Beleidigung von BSV-Kicker Nikky Goguadze gegen Teutonen-Kapitän Marcus Coffie kurz vor dem Pausenpfiff gewesen sein. Diskussionen entstanden und die Ottensener Mannschaft verließ den Platz, ließ sich nicht ermutigen weiterzuspielen und reiste ab. Fragezeichen im ganzen Norden.

Nikky Goguadze (Bremer SV) ist einem schweren Vorwurf ausgesetzt. Archivfoto: Lobeca/Roberto Seidel

Teutonia äußerte sich noch nicht

Eine Stellungnahme des FC Teutonia gab es bisher nicht. Lediglich ein Post auf den eigenen Social Media-Kanälen: „Das Spiel wurde aufgrund einer rassistischen Äußerung gegen einen unserer Spieler abgebrochen. Der FC Teutonia 05 distanziert sich von jeglicher Form der rassistischen Gewalt. Wir stehen mit unseren Werten für Toleranz und Integration. Nein zu Rassismus.“ Coffie selbst sagte danach zu „buten un binnen“: „Der Schiri hat gemeint, dass er das so nicht gehört hat. Dementsprechend konnte er schwer jemanden runterschicken. Wenn jemand rassistische Äußerungen tätigt und nicht sanktioniert wird, ist das Spiel für mich vorbei.“

„Er hat das wahrscheinlich als Einziger gehört“

Zweifel kamen schnell auf, denn der beschuldigte Goguadze beteuert seine Unschuld, sein Arbeitgeber glaubt ihm. Ralf Voigt (Sportlicher Leiter beim Bremer SV): „Dem BSV wird es garantiert nicht passieren, dass ein Spieler von uns irgendjemanden beleidigen würde. Niemals. Er (Coffie, Anm. d. Red.) hat das wahrscheinlich als Einziger gehört. Es gibt ansonsten niemanden, der das mitgekriegt hat.“

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Marcus Coffie (FC Teutonia 05 Ottensen) soll rassistisch beleidigt worden sein. Archivfoto: Lobeca/Felix Schlikis

„Niemanden rassistisch beleidigt“

Einen Tag nach dem Eklat gaben die Bremer eine öffentliche Stellungnahme ab. Darin heißt es: „Wir – der Bremer SV, der sich für Vielfalt und Toleranz aktiv einsetzt – haben uns unverzüglich nach dem Spiel – und im Laufe des heutigen Tages – mit dem betroffenen Spieler ausgetauscht und auch als Team gemeinsam über den Vorfall gesprochen. In einem offenen Gespräch mit dem Spieler hatten wir die Gelegenheit, seine Sichtweise zu hören. Er hat uns glaubhaft versichert, dass er niemanden rassistisch beleidigt hat. Darüber hinaus haben wir die Teile der Mannschaft involviert, um eine umfassende Diskussion über die entscheidende Szene zu führen. Auch dort wurde uns versichert, von den Spielern, die direkt an der Szene beteiligt waren, dass keine rassistische Äußerung getätigt wurde. Als Verein stehen wir fest zu unseren Werten und lassen keinen Raum für Rassismus. Wir glauben an die Kraft des Sports, Menschen zusammenzubringen und Vielfalt zu feiern. Jede Person in unserem Verein wird ermutigt, diese Werte zu leben und als Vorbild voranzugehen. Es ist unsere Verantwortung, als Verein aktiv gegen Rassismus vorzugehen. Wir nehmen diese Aufgabe ernst und setzen uns dafür ein, ein Umfeld zu schaffen, in dem sich jeder sicher und akzeptiert fühlt. Love football hate racism.“

NFV hat eigentlich keine Wahl

Worte, die nun allerdings das NFV-Sportgericht nicht voranbringen, denn für den heutigen Montag (29.5.) müsste es dort bereits eine Entscheidung geben – da am Mittwoch das Relegationshinspiel ausgetragen werden muss – und die könnte den Ottensenern gar nicht gefallen. Nach Informationen von HL-SPORTS sieht es danach aus, als ob es eine Spielwertung zu Gunsten des Bremer SV geben wird. Eine Begründung könnte dabei sein, dass keiner der Unparteiischen diese angebliche rassistische Äußerung hörte. Der Vorwurf wiegt hart und es gibt anscheinend keine Beweise. Kommt der FC Teutonia mit seinem “eigenen Abbruch“ durch, könnte das Schule machen. Dann gäbe es vermutlich in sehr vielen Amateurbegegnungen Woche für Woche Spielabbrüche.

Werder II vor Abstieg in die Bremen-Liga

Sollte das Sportgericht die Partie für den Bremer SV werten, dann wäre das Team vom Panzenberg am Mittwoch in der Relegation gegen den niedersächsischen Oberliga-Zweiten USI Lupo Martini Wolfsburg. Das U23-Team von Werder Bremen wäre somit Direktabsteiger in die Oberliga. Für das Nachwuchsleistungszentrum des Bundesligisten von der Weser wäre das eine mittelschwere Katastrophe. Das Team von Christian Brand unterlag in der Nachspielzeit beim direkten Konkurrenten 1. FC Phönix Lübeck, der sich dadurch rettete.

Bildquellen

  • : sr
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