Schock in der Nachspielzeit, Endspiel gegen Südkorea – das sagt die Region Lübeck

Kritik bei den Experten, aber auch Optimismus vor dem letzten Spiel

Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg erwartet nun ein "Endspiel" gegen Südkorea

Sydney – Es war das erwartet schwere Spiel gegen Kolumbien. Enttäuschung und Ernüchterung nach dem 1:2, das einfach unnötig war. In der ersten Hälfte startete die Deutsche Mannschaft konzentriert, einzig der Kopfball von Ramirez (9.) nach einer Ecke brachte hinten Gefahr. Die Viererkette, in der links Chantal Hagel die verletzte Felicitas Rauch ersetzte, stand insgesamt sicher, davor räumte Rückkehrerin Lena Oberdorf wie gewohnt ab. Offensiv wirbelten Klara Bühl und Jule Brand auf den Außenbahnen, ohne sich jedoch final durchsetzen zu können. So kamen zu wenig Bälle im Sturmzentrum an, auch weil Sara Däbritz und Lina Magull die nötige Präzision und der Mut fehlte. So wurden viele Bälle ungenau oder wieder nach hinten gespielt. Die Zweikampfhärte Kolumbiens wurde erwartet, die Zielvorgaben der Bundestrainerin, über schnelle Kombinationen nach vorne zum Erfolg zu kommen, wurden dabei sehr selten umgesetzt. Erste Aufregung in der 18. Minute, als Arias abseits des Balles eine Bewegung in Richtung Alexandra Popp macht, die sofort zu Boden ging. Die TV-Bilder lassen einen Ellenbogenschlag erahnen, offenbar gab es jedoch kein Bild, das dieses so deutlich auflöste, als dass der VAR einschritt.

Entsprechend kritisch äußerte sich Sarah „Volki“ Masch, zuletzt Interimstrainerin beim TSV Siems: „Dass Kolumbien eine gewisse Härte hat, war mit Ansage. Dass allerdings das Schiri-Gespann das ganze so durchgehen lässt, ist ärgerlich.“

Ausgleich per Strafstoß, Knockout in der Nachspielzeit

Zunächst einmal musste Bundestrainerin Voss-Tecklenburg den nächsten Ausfall in der Defensive verkraften. Sara Doorsoun blieb mit muskulären Problemen draußen und wurde durch Sjoeke Nüsken ersetzt. Das 0:1 durch Kolumbiens „Wunderkind“ Linda Caicedo offenbarte die defensiven Schwierigkeiten. Zwar wurde die Torschützin gut gedoppelt, aber Svenja Huth als gelernte Offensivspielerin griff zu forsch an und wurde durch eine einfache Bewegung getäuscht, Däbritz agierte viel zu passiv. Deutschland intensivierte zwar offensiv die Bemühungen, die Konteranfälligkeit war damit jedoch offensichtlich. In der 88. Minute spielte Däbritz den so lange vermissten vertikalen Ball, Schüller ließ diesen auf Oberdorf durch, die durch Torhüterin Pérez gelegt wurde. Den unstrittigen Strafstoß verwandelte Popp sicher. Dieser Punkt hätte eine beruhigende Ausgangssituation für das letzte Spiel gebracht, doch Deutschland drückte auf mehr, um dann am Ende der angezeigten Nachspielzeit in eine 2-gegen-2 Kontersituation zu laufen. Hendrich klärte zwar zur Ecke, die jedoch durch Vanegas‚ Kopfball zur Niederlage Deutschlands führte.

TSV Siems-Coach Mario Markmann fasst zusammen: „Es war insgesamt kein gutes Spiel der Deutschen Mannschaft, zu statisch im Spielaufbau, zu viele Fehlpässe und zu wenig Druck, im Abwehrverhalten einfach zu nachlässig.“

Endspiel gegen Südkorea, Experten aus der Region optimistisch

So kommt es am Donnerstag zum „Endspiel“ gegen Südkorea. Ein Sieg ist Pflicht, um dann aufgrund der guten Tordifferenz den Einzug ins Achtelfinale zu erzielen. HL-SPORTS fasst weitere Stimmen zum Spiel und die Prognosen für das Weiterkommen zusammen:

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AOK

„Volki“ Masch: „Ich finde, es war ein gutes Spiel beider Seiten und bin mir sicher, dass wir das letzte Gruppenspiel gewinnen und weiterkommen werden.“

Christian Jürss, Trainer SV Henstedt-Ulzburg: „Eine sehr vermeidbare Niederlage, die auch in der Art und Weise für mich unerwartet kommt. Da man nach dem guten Start in die Vorrunde gerade viel für die mentale Stärke mit dem Gruppensieg hätte machen können. Ich bin mir sicher, dass man die Vorrunde überstehen wird, aber man hat leider eine bessere Ausgangsposition verspielt. Nun ist es besonders wichtig, die Niederlage schnell aus den Köpfen zu bekommen.“

Viktoria-Trainer Kai Leptien erfreute sich wenigstens später am 2:1-Erfolg im ersten Testspiel seiner neuen Mannschaft: „Ich denke nicht, dass in der Vorrunde Schluss ist für unsere Damen. Es ist immer schwer, wenn der Gegner sehr defensiv spielt. Die Räume werden dann immer enger und mit Einzelaktionen bleibt man oft hängen, da einfach zu viele Beine im Weg sind. Vielleicht sollte man mal versuchen, den Gegner mehr rauszulocken, um bei Ballgewinn die Räume besser und vor allem schneller zu nutzen. Ich glaube aber, dass wir im letzten Spiel die drei Punkte holen und bis mindestens ins Halbfinale kommen.“

Freddy Grünsteidl, Trainer ATSV Stockelsdorf: „Mein Gefühl war, dass die robuste Gangart der Kolumbianerinnen uns vor mehr Probleme gestellt hat, als zuvor angenommen. Durch viele kleine Fouls gab es quasi keinen Spielfluss und die resultierenden Standards blieben meist ungefährlich. Zweite Auffälligkeit: Kolumbien erschien mir einfach zielstrebiger im Offensivspiel. Deutsche Angriffe wurden oft durch zusätzliche Haken oder Querpässe versehen, die das Spiel aber sehr verlangsamt haben. Anstatt Bälle ’scharf‘ zu machen oder den Abschluss zu suchen, gab es wieder Zeit für die Defensive, sich zu sortieren. Kolumbien das genaue Gegenteil – auch gut zu sehen vor der Ecke, aus der am Ende das 2:1 fällt: Langer Ball, behauptet, sofort den Weg zum Tor gesucht, Abschluss. Bei wenig klaren Chancen auf beiden Seiten ist diese Zielstrebigkeit dann auch spielentscheidend. Denke aber nach dem Auftaktsieg nicht, dass nach der Vorrunde Schluss ist. Gegen Südkorea sollten unsere Chancen auf einen Sieg gut stehen, mit 6 Punkten geht’s in die nächste Runde. Somit vielleicht auch der berühmte Warnschuss zur rechten Zeit, bevor eine Niederlage auch das Aus bedeutet. Gegen solche Widerstände anarbeiten, dann kann es weit gehen.“

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