Lübeck – Nach dem Bekanntwerden, des städtische Bauvorhabens auf dem Gelände des Sportvereins LBV Phönix an der Falkenstraße sucht der Verein nun die Öffentlichkeit und die Politik. Unterstützung kommt von der Fraktion B90/ Grüne.
Zwei Männer im Sinne der guten Sache, zwei Männer die nicht um wirtschaftlichen Erfolg sondern die sportliche Zukunft tausender Lübecker kämpfen. Gerd Pingel und Steffen Kohl sind in diesen Tagen nicht zu beneiden: Das Führungsduo des LBV Phönix, plant seit Anfang 2012 gemeinsam mit Stadt und Vereinen ein Sportzentrum auf der Falkenwiese. Trotz aller Planungen kündigte die Stadt nun an, den Erbpachtvertrag für einen Teil des Geländes nicht zu verlängern.
Ein Rückblick: Für den TC Hanseatic und den Lübecker Judo-Club endet 2015 das Erbpachtrecht ihrer Räumlichkeiten am östlichen Ufer der Kanaltrave. Deshalb entstand in intensiven Gesprächen Anfang 2012 der Plan, eine weitere Halle für diese Sportarten auf dem Gelände des LBV Phönix zu bauen. Eine gestellte Bauvoranfrage wurde positiv bestätigt. Der LBV muss den Vereinen lediglich die Fläche von einem bis maximal 3 Tennisplätzen überschreiben. Zusätzlich sollen auch der A.S.C. Lübeck mit seiner Football-Mannschaft ‚Lübeck Cougars’, der Türkische SV und SV Viktoria 08 ihr Training auf das Gelände der Falkenwiese verlegen. Der Jugendabteilungsleiter von SV Viktoria 08 Roman Schick zeigt sich solidarisch mit dem LBV: „Wir nehmen als Verein eine konstruktive und abwartende Haltung ein. Fakt ist aber, dass Phönix nicht ausradiert werden darf“.
Vor dem Hintergrund der Weiterentwicklung erhielt der LBV 2012 ein rechtlich nicht bindendes Angebot der Stadt zur Verlängerung des Erbpachtrechts. Diesem entsprach der Verein gegen Ende des Jahres. Außerdem sanierte der Verein im gleichen Jahr das Dach der Mehrzweckhalle für 30.000 Euro.
Der aktuelle Plan der Stadt sieht aber vor, genau diese Halle sowie 8 von 13 Tennisplätzen mit Wohnhäusern zu bebauen. Pingel und Kohl treibt dieses Vorhaben die Schweißperlen auf die Stirn. Die Halle wird derzeit vormittags von Schülern der umliegenden Schulen genutzt und ist nachmittags wegen der besonderen Ausstattung für Leichtathleten mit Hochsprung- und Sprintanlage unersetzbar. „Eine vergleichbare Halle gibt es in Lübeck nicht und auch nicht ausreichend Eigenkapital, um eine solche Halle zu bauen“, verdeutlicht Pingel die Situation. Außerdem fürchten die Ehrenamtler ihren Stand bei den Stiftungen zu verlieren. „Was macht das für einen Eindruck, eine Halle deren Dach erst im vergangenen Jahr mit Stiftungsmitteln erneuert wurde, einfach abzureißen“, sagt Pingel und lässt deutlich werden, wie sich der finanzielle Nutzen über den gesunden Menschenverstand geschoben hat. Ein Gutachter hat der Halle kürzlich noch eine Nutzzeit von mindestens 27 Jahren bescheinigt.
Rückendeckung bekommt der Verein nun von der Grünen Fraktion in der Bürgerschaft. Am Montag stellte diese den Antrag auf eine Verlängerung des Erbpachtrechts, entschieden wird in der nächsten Bürgerschaftssitzung. Dieser Antrag erfüllt auch das Vorstandsduo mit neuer Kampfeskraft und beim gemeinsamen Pressetermin rutscht es dem Vorsitzenden Pingel deutlich über die Lippen: „Ihr seid unsere letzte Hoffnung!“. Doch die Grünen alleine können es nicht richten, ihnen fehlt dazu die Mehrheit in der Bürgerschaft. Letzten Endes könnte es wesentlich auf die CDU ankommen, da diese als zweitstärkste Kraft zusammen mit den Grünen ausreichend Stimmen hätte. Eine positive Entscheidung der SPD hingegen bleibt fraglich, da diese die zuständigen Senatoren stellt und somit gegen ihre eigenen Genossen stimmen müsste.
Sollte das Erbpachtrecht nicht verlängert werden, steht der Verein vor existentiellen Problemen. Zum einen generiert die Tennissparte mit angeschlossener Tennisschule einen Großteil der Einnahmen des Vereins, durch einen Wegfall der täglich ausgebuchten Tennisplätze verliert der Verein möglicherweise also viele Mitglieder, zum anderen werden als Entschädigung für den Flächenverlust lediglich 2/3 des Flächenwertes gezahlt, in diesem Fall etwa 400.000 Euro. Die Verwaltung argumentiert dieses Geld könne für einen Neubau an anderer Stelle verwendet werden, Kohl bremst: „Dieses Geld geht komplett an zwei Banken. Konkret entsteht das Problem, dass dieses Gelände mit 600.000 Euro, dem tatsächlichen Wert, belastet ist, es droht also eine Überschuldung.“ Besonders ärgert Kohl die Haltung der städtischen Verwaltung: „Nach außen hin wird kolportiert, man stehe in Verhandlungen, tatsächlich spricht keiner mit uns und stattdessen werden durch die kalte Küche Fakten geschaffen.“
Diese Existenzangst will der LBV Phönix nun am 20.9. um 16 Uhr mit einer Demonstration vom Vereinsgelände zum Kohlmarkt kundtun und hofft auf eine positive Entscheidung der Bürgerschaft. Kohl und Pingel haben unterdessen das Verständnis in der Bevölkerung auf ihrer Seite: Einen Verein zu opfern und an gleicher Stelle ein Sportzentrum zu fordern, das passt nicht zusammen.