Kaiserslautern – Ein Traditionsduell, wie man es sich vorstellt. Die Pyroshow der Hamburger Anhänger vor Anpfiff leitete ein ansehnliches Fußballspiel für den neutralen Zuschauer ein. Im Duell am Betzenberg zwischen FC Kaiserslautern und dem Hamburger SV trennten sich die Teams 3:3-Unentschieden. Die Achterbahnfahrt in beide Richtungen zeichnete sich über die volle Spieldauer ab. Die Rothosen führten zu Beginn, liefen zwischenzeitlich einem 1:3-Rückstand hinterher und teilten sich am Ende die Zähler nach einem Comeback in der letzten halben Stunde. Kurios dabei das Tor zum Ausgleichstreffer, bei dem sich der Lauterer Schlussmann aufs übelste verschätzte. Die Partie bot ein attraktives hin und her und war einem Topspiel in der 2. Bundesliga mehr als würdig.
Die 1. Halbzeit: Guter Beginn, danach Nachlässigkeiten
Die Begegnung begann durchaus mit hitzigen und vielen Zweikämpfen, mit viel Willen und Gift. Von den Rängen kochte die Stimmung ebenfalls auf den Platz über. Ein Traditionsduell, wie man es sich vorstellt. Der HSV verbuchte in den ersten zehn Minuten mehr Ballbesitz. Eine gute Chance wiesen die Hamburger nach Freistoß von Laszlo Benes auf, bevor es kurz danach zum 1:0 für die Hamburger einschlug. Ein Steckpass auf die rechte Seite zu Bakery Jatta, der spielte eine scharfe, flache Flanke in die Mitte, wo Robert Glatzel aus kurzer Distanz einschob. 1. Torvorlage von Jatta in dieser Spielzeit. Daraufhin ließen sich die Lauterer nicht unterkriegen. Jean Zimmer verbuchte einen guten Abschluss von der rechten Strafraumkante, gedacht als Hereingabe, wobei sich Schlussmann Daniel Heuer Fernandes irritieren ließ durch mehrere Vordermänner in der Strafraummitte. Abgefälscht flog der Ball zur Ecke ins Toraus. Infolgedessen der 1:1-Ausgleich von Boris Tomiak, der alleine im Rückraum im Sechzehner Platz hatte, nachdem per Kopf zu kurz geklärt wurde. Die Nummer 2 schob ein mithilfe des Innenpfostens. In der 21. Minute köpfte Kapitän Jonas Meffert das Leder nach einem Eckball an die Latte. Wenig später sticht die Heimmannschaft erneut. Marlon Ritter traf zum 2:1 in der 24. Minute nach Flanke von rechts. Der Ball flog über alle Hinweg und Ritter kam ungehindert zum einschieben. Entstanden durch einen einfachen hohen Ball auf die Außenbahn, Dennis Hadzikadunic verschätzte sich und rutschte dann weg, wodurch der Weg für die Hereingabe von Richmond Tachie frei gewesen war. Nach der Führung für Kaiserslautern wurde es ein zerfahrenes Spiel mit einigen Nicklichkeiten und Fouls. Die Spielanteile verlagerten sich auf die Lauterer Seite. Die Rothosen verloren den Zugriff auf die Partie nach 20 Minuten.
Nach der Pause: Wildes Spektakel
Kurz nach Anpfiff zur zweiten Halbzeit gab es direkt ein Durcheinander im Sechzehner des Gastgebers. Ein Hackentrick von Glatzel wurde von Jan Elvedi vor der Linie geklärt. Keeper Julian Krahl wäre geschlagen gewesen. Direkt danach ein guter Distanzschuss in der knapp über die Latte von Tobias Raschl. Der nächste Treffer ließ nicht lange auf sich warten. Ein Traumtor von Terrence Boyd zum 3:1 für Lautern. Ein langer Ball in die Tiefe führte zur 1-gegen-1-Situation, bei der der Deutsch-Amerikaner Hadzikadunic schwindelig spielte und Heuer Fernandes tunnelte. Das Spitzenspiel brachte alles mit sich. Ohne Rudelbildung kann so eine großartige Partie nicht beendet werden. Nachdem Glatzel weiterspielte, als ein roter Teufel liegenblieb, äußerte Tomiak seine Meinung Kopf an Kopf, woraufhin sich die Gemüter erhitzten. Daraufhin wurde das Spiel immer offener. Ein hin und her. Ein Schlagabtausch. Durch eine Einzelleistung von Meffert kam der HSV in der 65. Minute zum Anschlusstreffer. Der Mittelfeldspieler dribbelte durch einige Gegenspieler hindurch, nachdem diese ein wenig das Spielen einstellten. Der Steckpass auf Glatzel kam perfekt. Der Stürmer überlupfte Krahl zum 2:3. Weiterhin machten die norddeutschen Druck und spielten auf das Lauterer Tor. Kaiserslautern wiederum lauerte auf Kontermöglichkeiten und wurde immer wieder über die Flügelpositionen und daraus resultierenden Halbfeldflanken auf Boyd gefährlich. Ein riesiger Torwartfehler führte dann zum Unentschieden durch Miro Muheim. Keeper Krahl verschätzte sich komplett nach einer einfachen Hereingabe von Muheim, der den Ball von der Außenlinie nahe der Mittellinie in den Strafraum flankte. Der 23-Jährige Schlussmann ging einige Schritte aus dem Kasten und das Leder flog über den Lauterer hinweg und trudelte ins Tor. Äußerst ärgerlich für das Team vom Betzenberg, da Krahl zuletzt mit guten Leistungen überzeugte und sich ein Gegentor in solcher Weise nicht andeutete. Danach kam trotz der schon flotten 75. Minuten immer mehr Tempo ins Spiel, sodass die Begegnung in beide Richtungen hätte kippen können. Der Hamburger SV machte weiter Druck und der Gastgeber lauerte. Dann kamen die Pfälzer kurz vor Ende zu zwei großen Möglichkeiten. Aaron Opoku traf lediglich den Außenpfosten (89.) und nur eine Minute später entschärfte Verteidiger Guilherme Ramos in größter Not auf der Linie. Danach war Schluss und die Spieler waren nach dieser hochkarätigen Begegnung sichtlich erschöpft.
Das Fazit:
Der gute Start des HSV hielt nicht lange an. Die Probleme der bisherigen Spielzeit bewahrheiteten sich auch gegen Kaiserslautern. Zu viele Fehler in der Hintermannschaft zeichneten auch am 11. Spieltag das Auftreten der Rothosen aus. Große Probleme in der Restverteidigung waren auffällig. Die roten Teufel hatten oft die Möglichkeit, die Hamburger über die Außen zu viel überlaufen und in entscheidenden Momenten die Zweikämpfe zu verlieren. Positiv ist allerdings, dass das Team von Tim Walter nach 1:3-Rückstand in die Partie zurückfindet und in den Schlussminuten weiter auf den Siegtreffer geht, obwohl dies auch hätte schiefgehen können, da einige Kontersituationen der Gastgeber durch besagte Probleme kreiert wurden.
Stimmen nach dem Spiel
Tim Walter (Hamburg): „Analytisch betrachtet haben wir den Gegner eingeladen Tore zu schießen. Du lebst von Fehlern, aber wir verlieren zu viele zweite Bälle, das spielen die Lauterer gerne so. Am Ende kann das Spiel in beide Richtungen kippen. Wir hätten mehr Ruhe gebraucht und hätten gezielter spielen müssen. Das war jedoch heute ein hin und her. Trotzdem sind wir zurückgekommen hier in Kaiserslautern, was auch nicht jeder schafft.“
Der 11. Spieltag (27.-29.10.)
Fürth – Osnabrück 4:0
Braunschweig – Düsseldorf 1:4
Schalke – Hannover 3:2
St. Pauli – Karlsruhe 2:1
Berlin – Paderborn 3:1
Kaiserslautern – Hamburg 3:3
Wiesbaden – Rostock (So., 13.30 Uhr)
Magdeburg – Elversberg
Kiel – Nürnberg
Die Tabelle
1 | St. Pauli | 11 | 22:9 | 23 |
2 | Düsseldorf | 11 | 23:11 | 21 |
3 | Hamburg | 11 | 22:13 | 21 |
4 | Kiel | 10 | 18:16 | 19 |
5 | Hannover | 11 | 24:15 | 18 |
6 | Kaiserslautern | 11 | 24:21 | 18 |
7 | Berlin | 11 | 22:20 | 15 |
8 | Fürth | 11 | 18:17 | 15 |
9 | Elversberg | 10 | 15:15 | 15 |
10 | Paderborn | 11 | 17:20 | 15 |
11 | Nürnberg | 10 | 16:19 | 15 |
12 | Magdeburg | 10 | 19:17 | 13 |
13 | Karlsruhe | 11 | 17:18 | 12 |
14 | Wiesbaden | 10 | 9:11 | 12 |
15 | Rostock | 10 | 11:16 | 12 |
16 | Schalke | 11 | 17:25 | 10 |
17 | Osnabrück | 11 | 11:27 | 6 |
18 | Braunschweig | 11 | 7:22 | 5 |
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Bildquellen
- Boyd: Lobeca/Max Krause
- HSV: Lobeca/Max Krause
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