Rostock – Angereist, um den Piranhas die Zähne zu ziehen, bewegten sich die Timmendorfer Eishockeyspieler von Trainer Sven Gösch heute Nachmittag zum Meisterfavoriten nach Rostock. Ohne Matthias Rieck, Dennis Overbeck, Marco Meyer, Jason Horst, Heiko Föllmer und Rino Schroeder mussten die Kufencracks das Spiel an der Schillingallee angehen. Ansonsten war der Kader komplett. Auch Jari Voutilainen war wieder mit dabei. Am Ende ein verdienter 4:3-Sieg für den EHCT. Das erste Drittel begann gleich mit einer Strafe für Marcus Klupp, der wegen eines Checks gegen die Bande für zwei Minuten in die Kühlbox musste. Zu groß war wohl der Wille beim gebürtigen Oberbayern, doch die Strafe überstanden seine Mannschaftskameraden ohne Gegentor. Es sollte im Übrigen die einzige Strafe für die Ostholsteiner im ersten Drittel bleiben. Dafür ließen die Rostocker keine Möglichkeit aus, in Unterzahl zu spielen. Marc-Andre Niedermeyer (8./ Behinderung), Jan Schmidt (11./ Stockschlag), Philip Labuhn (14./ Beinstellen) und Eric Haiduk (19./ Haken) schwächten ihr eigenes Team, verteilt über das gesamte erste Drittel. Der Schiedsrichter hatte daran mit der einen oder anderen fraglichen Entscheidung seinen Anteil.
So kam es zum 1:0 für die Beach Boys, durch Jeff Maronese in Überzahl nach Vorlage von Patrick Saggau in der 10. Spielminute. Keven Gall konnte nach Paß von Paul Stratmann in der 18. Minute für den Rostocker EC ausgleichen, doch die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Thorben Saggau war der Torschütze in der Powerplay-Aufstellung, nach Zuspiel von Patrick Saggau und Jeff Maronese noch 54 Sekunden vor der Pausensirene. Nach einem spannenden ersten Drittel gingen die Timmendorfer mit einer Führung in die erste Pause.
Im zweiten Drittel ein ähnliches Bild. Sechs Strafen für die hungrigen Piranhas – drei für die Beach Boys.
Doch genutzt hat es den Timmendorfern in diesem Abschnitt nichts. Denn durch Tore von Jan Schmidt kurz nach Wiederanpfiff (23.) und Keven Frank (37.) war das Spiel nun erst einmal gedreht. Beide Torhüter waren inzwischen sehr gut eingeschossen. 21 Schüsse gingen jeweils auf EHCT-Goalie Patrick Hoffmann und sein Gegenüber Tobias John, bis zum Ende des zweiten Drittels. Zu besprechen gab es mit Sicherheit etwas über die Strafe gegen Thorben Saggau wegen einer angeblichen Schwalbe, fünf Sekunden vor der zweiten Pause. "Wir haben uns im zweiten Abschnitt nicht auf unser Spiel konzentriert", sagte Gösch hinterher. Es ging mit einem Rückstand von 3:2 und einem Mann weniger in die Kabinen. Aber dabei sollte es nicht bleiben.
Gut erholt ging es auf’s Eis, um die letzten 20 Minuten anzugehen. Und da hatte Moritz Meyer wohl die Worte von Gösch in den Katakomben am ehesten verstanden. Gösch wies auf die Stärken des Teams hin und das klasse Spiel seiner Mannschaft aus dem ersten Drittel. Alle waren sich einig: "Und wenn wir hundert Schüsse brauchen, um ein Tor zu schießen…", war aus der Kabine zu hören. Und so kam es dann auch. Das 3:3 nach Auflage von Kenneth Schnabel in der 42. Minute durch Meyer brachte wieder Hoffnung in diesen Krimi. Fünf Minuten später war es wieder Meyer, der alleine vor John eiskalt das 4:3 für die Beach Boys markierte.
Als Gall (9./ Stockschlag) und Karol Bartanus (10./ Hoher Stock) für die Piranhas auf die Strafbank mussten, hätte die Gösch-Truppe schon eine kleine Vorentscheidung herbeiführen können, aber die 5:3-Überzahl-Situation blieb ungenutzt. Bartanus konnte aber eigentlich auch gleich dort bleiben, denn genau 24 Sekunden, nachdem er das Eis wieder betreten durfte, konnte er postwendend wieder dorthin zurückfahren, wo er gerade hergekommen war – auf die Strafbank. Ein Ellenbogencheck brachte ihm weitere zwei Minuten Denkpause ein.
Timmendorf spielte, wie über weite Strecken der gesamten Partie, sehr diszipliniert und konnte damit die 120 mitgereisten Fans aus Schleswig-Holstein jubeln lassen, die sich bei insgesamt 1.125 Zuschauern lautstark bemerkbar machten.
Kurz vor Schluss nahm das REC-Trainergespann Blaha/ Wünsche eine Auszeit, um die letzten Möglichkeiten zu erläutern. Doch der Rostocker Gall legte sich mit dem sehr ominösen Schiedsrichtergespann an. Eine Zehn-Minutenstrafe war das Ergebnis bezüglich seiner Beschimpfung von Offiziellen. John, der insgesamt 46 Schüsse auf sein Tor bekam, wurde aus seinem Kasten genommen, um die letzte Chance zu nutzen, den Ausgleich zu erzielen. Doch der Tabellenführer der Meisterrunde überstand die letzte Druckperiode ohne Gegentreffer. Rostock dagegen schoss im letzten Drittel nur noch fünf Mal auf Hoffmann’s Reich.
Die drei Punkte gingen damit etwas glücklich, aber aufgrund starker 40 Minuten, trotzdem verdient an den EHC Timmendorfer Strand 06.
EHCT-Trainer Sven Gösch sagte nach dem Spiel zu HL-Sports: "Es war ein Spiel auf Augenhöhe. Wir hätten uns über ein Unentschieden nicht beschweren dürfen, nehmen die drei Punkte aber gerne mit. Aufgrund des ersten und des letzten Drittels bin ich sehr zufrieden mit dem, was das Team abgeliefert hat."
Am Freitag geht es für den Tabellenführer zum Adendorfer EC, der am Sonntag den Hamburger SV in eigener Halle nach einem starken letzten Drittel mit 4:2 (0:0, 2:1, 0:3) besiegte. Wenn die Mannschaft von Sven Gösch hier ähnlich auftritt, wie beim Rostocker EC, könnten sie die Tür zu den Play-Off’s weit aufstoßen. Außerdem haben die Beach Boys nach der letzten Niederlage noch etwas gut zu machen.
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Am Montag um 19.05 Uhr gibt es mehr vom Eishockey aus Timmendorf. Um 19.05 Uhr bei Lübeck FM 98,8 UKW.