Lübeck – Die Frauen des TSV Siems sind nach der misslungenen vergangenen Saison wieder voll in der Spur und mischen kräftig mit im Kampf um die obersten Tabellenplätze. Diese Rückkehr zur alten Stärke ist auch unmissverständlich mit einer Personalie verbunden, Kapitänin Linnea Taube. Nach über einem Jahr Verletzungspause meldete sich „Linni“ eindrucksvoll zurück und verleiht seitdem der Siemser Defensive die notwendige Stabilität. Aus diesem Grund hat sich HL-SPORTS einmal mit der Spielführerin getroffen.
Taube erzählt mit Freude, dass die Verletzung sehr gut auskuriert ist, sie voll belastbar ist. Einzig die Beweglichkeit fehlt noch aufgrund der langen Pause. Zwei Verletzungen, die gesamte Pandemiezeit und zwei Trainerwechsel, eigentlich Grund genug, um die Zukunft zu hinterfragen. „Aufhören oder wechseln kam für mich in der Zeit nicht in Frage“, macht Taube deutlich. Dabei zeigt diese Aussage deutlich den Charakter, einerseits ehrgeizig auf das Comeback, dabei vernünftig genug, nichts zu überstürzen. Andererseits überaus vereinstreu. Aufgrund eines Schulturnieres hat die kleine Linnea früh angefangen, bei den Jungs zu spielen, im heimischen Dorfverein beim TSV Seedorf-Sterly, ehe sie dann früh zum Ratzeburger SV wechselte, wo sie bis zur B-Jugend blieb, dabei immer bei den Jungs spielte. Durch Kontakt zu einer Mannschaftskameradin erfolgte dann der Wechsel zum TSV Siems, also erst die dritte Station.
Alleine unter Jungs
Taube hat in den Jungenmannschaften gelernt, sich durchzusetzen, sieht Ihre Stärken im Zweikampfverhalten. „Der Vergleich wäre sicherlich sehr interessant, ich finde die Möglichkeit jedenfalls sehr positiv“, ist die Antwort auf die Einschätzung zur neu geschaffenen Sonderregelung, dass Frauen seit dieser Saison auch bei Männern mitspielen. „In oberen Ligen ist schon deutlich mehr Zug drin, das dürfte dadurch dann sehr schwer machbar sein.“ Gespannt erzählt sie daher von einem geplanten Männer-Hallenturnier, an dem sie als Frauenmannschaft teilnehmen möchten. Bei der Frage nach Vorbildern beschreibt sie einige Spielertypen, die durchaus ihrer Spielweise ähneln, am Ende fällt die Wahl auf den Belgier Kevin De Bruyne, auch wenn dessen Torabschluss etwas stärker ist als ihrer. Frauen benennt sie nicht in der Auswahl, Lena Oberdorf zum Beispiel wäre sicherlich sehr zutreffend. „Das kommt sicherlich dadurch, dass die mediale Präsenz zum aktuellen Zeitpunkt deutlich geringer ist.“ Gerne würde sie eher im defensiven Mittelfeld spielen, ist aber zu wertvoll in der Innenverteidigung.
Einblick in die Kabine
Taube nimmt HL-SPORTS mit in die Spielvorbereitung. „Es sind immer dieselben Mädels früher als zum Treffpunkt 90 Minuten vor Spielbeginn da. Wir bereiten die Kabine vor, hängen die Trikots hin, jede Spielerin hat ihren eigenen Platz.“ Nach dem Warmmachen erfolgt die letzte Ansprache, als Spielführerin richtet sie letzte Worte an ihr Team und schwört alle ein. Danach folgt „Hells Bells“ von ACDC und ein letztes Ritual, ein kurzer Schluck zu Trinken und ein bestimmtes Kaugummi. Auf dem Platz fungiert Taube auch als verlängerter Arm von Trainer Mario Markmann. Dabei schätzt sie sehr die kommunikative und kooperative Art. Ihr Trainer gibt das Lob gerne zurück: „Linni ist auf und neben dem Platz eine sehr wichtige Person für das Team. Sie ist ein Musterbeispiel für eine Kapitänin und für mich ein wichtiges Bindeglied zur Mannschaft. Nach der langen Verletzungspause und dem Comeback zum Saisonstart hat sie bisher eine herausragende Saison gespielt und ist eine Stütze des Teams.“ Aufgrund der Pandemie gab es keine „richtige“ Meisterschaft, daher steht das sportliche Ziel schon klar fest: „Ich würde gerne einmal im DFB-Pokal spielen. Regionalliga wäre natürlich auch eine richtig coole Sache.“ Gleichzeitig gibt sie sich realistisch-bescheiden, weiß, dass hierzu noch sehr viele Anforderungen erfüllt werden müssen, bei denen sie tatkräftig anpackt.
Tennis als zweite „Karriere“ statt eines Trainerjobs
Auf die Frage, ob wir die BWL-Studentin nach der aktiven Fußball-Laufbahn oder schon parallel an der Seitenlinie als Trainerin erleben wird, winkt Taube ab: „Ich glaube, ich gehe dann lieber zum Tennis“, antwortet sie schmunzelnd. Zu sehr ist der Drang nach Bewegung vorhanden. Dabei hat sie in der vergangenen Saison aushilfsweise die letzten Spiele mit gecoacht. „Ich stehe definitiv lieber selbst auf dem Platz, als von draußen zu coachen. Ich konnte aber meinem Team während meiner Verletzung so am besten helfen.“ Und tatsächlich hat die heute 24-Jährige noch einige erfolgreiche Jahre vor sich. HL-SPORTS wünscht dafür alles Gute und vor allem Verletzungsfreiheit.
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