Lübeck – Im Profifußball gibt es zahlreiche Beispiele für brisante Wechsel. Andreas Möller im Jahr 2000 von Borussia Dortmund zu Schalke 04, Jens Lehmann ein Jahr zuvor genau umgekehrt, der Lübecker Ahmet Arslan (aktuell 1. FC Magdeburg) 2020 vom VfB Lübeck zu Holstein Kiel. In der lokalen Frauenfußballwelt gab es vor einigen Jahren ebenso einen besonderen Wechsel zum direkten Rivalen. Nachwuchsspielerin Emily Benthien wechselte aus der Jugend des TSV Kücknitz ausgerechnet zum Nachbarn TSV Siems. Nach einer Weile des Akklimatisierens ist Benthien fester Bestandteil der 1. Mannschaft in der Oberliga. HL-SPORTS traf die junge Hoffnungsträgerin zum Interview.
Fußballverrückte Familie
Benthien erzählt, dass Fußball in der Familie einfach immer präsent war, es so vorbestimmt war, dass sie sich dann auch früh auf dem grünen Rasen wiederfand und viel Spaß daran fand. Die gesamte Familie war und ist dem TSV Kücknitz verbunden, so durchlief auch sie diverse Jungen-Teams beim TSV. „Es hat ein wenig gedauert, bis ich von den Jungs akzeptiert wurde. Als das aber dann der Fall war, war ich vollwertiges Mitglied und nicht nur dabei. Die Jungs haben mich sehr gut aufgenommen.“ Insofern befürwortet Benthien auch die neuen Möglichkeiten, dass Frauen bei Männern mitspielen dürfen. Allerdings sieht sie das unterschiedliche Niveau als große Herausforderung.
Talent mit Entwicklungspotential
Die zurückhaltende Benthien sieht sich selbst als Teamspielerin, die eher im Hintergrund arbeitet. Dabei hat sie nach einigen Einsätzen im defensiven Mittelfeld auch Gefallen an der Position auf der Außenbahn gefunden, kann dort ihre Schnelligkeit nutzen. Als Schwäche sieht sie Defizite im Torabschluss. Der Schritt vom Rivalen war aufgrund der deutlich besseren sportlichen Perspektive der logische Schritt. Negatives Feedback oder Anfeindungen blieben dabei weitestgehend aus: „Es gibt schon mal einen kurzen Spruch, aber nie etwas Böses. Die meisten hatten viel Verständnis.“ Dabei war es Benthien vor allem wichtig, auf Großfeld zu spielen. Der feste Wechsel in die 1. Mannschaft war somit auch notwendig. „Der Fokus ist deutlich anders, alle nehmen das Training deutlich ernster und sind viel konzentrierter bei der Sache“, berichtet Benthien. Nach einer Verletzungspause will sie nun wieder voll angreifen und sich für die Startaufstellung empfehlen. Ihr Trainer Mario Markmann beschreibt sein Talent wie folgt: „Emily hatte zu Saisonbeginn eine gute Phase, dann kam leider die Verletzung. Sie gehört ja noch zur großen U21-Gruppe der jungen und talentierten Spielerinnen bei uns. Dabei ist Emily eine verlässliche Teamspielerin.“
Siemser Teamspirit soll den gesamten Verein erfassen
Benthien verkörpert die moderne Form des Frauenfußballs, athletisch, selbstbewusst. Aussagen wie „Du siehst gar nicht aus wie eine Fußballerin“ begegnet sie zwiegespalten, sieht Schubladendenken und vorgegebene Stereotypen als überholt an. Als angehende Erzieherin vermittelt sie diese Werte an die betreuten Kinder weiter, sieht sich später jedoch nicht als Trainerin. „Anfragen gab es immer mal, aber da sehe ich mich aktuell nicht.“ Sie konzentriert sich weiter auf ihre Aufgabe als Spielerin und verbringt auch sonst viel Zeit als Zuschauer auf den Fußballplätzen in Lübeck. Sie fühlt sich sehr wohl im Team und lobt den Teamspirit. Für den Verein wünscht sich Benthien mehr Zusammenhalt und mehr Gemeinschaft innerhalb des ganzen Vereins sowie zu den Reserveteams. „Da müssen wir alle noch an uns arbeiten.“ HL-SPORTS wird die Entwicklung dieser talentierten jungen Frau weiter verfolgen und wünscht auf dem Weg alles Gute.
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