Die Hamburg Sea Devils und der ELF-Tourismus mit neuem Team

Nur ein Spiel an der Elbe? – Lübecker Lohmühle als eine Station im Blick

Ex-Seeteufel Kasim Edebali jubelte noch an der Hoheluft. Lobeca/Roberto Seidel

Hamburg – Raus aus der Hansestadt geht es für die Hamburg Sea Devils in der kommenden Saison. Bisher wurden bei vier von sechs Heimspielen der Weg an einen anderen Standort gewählt. Nur eine Begegnung wird im Volksparkstadion des Hamburger SV ausgetragen – Stand jetzt. Grund ist die Situation rund um das Stadion Hoheluft (Kapazität 8.000 Plätze). Hier entspricht es nicht dem Standard, den die European League of Football (ELF) sich vermutlich vorstellt. Zudem gab es in der vergangenen Saison eine Lautstärkebegrenzung aufgrund Anwohnerbeschwerden.

Immer eine große Einlauf-Show. Foto: Lobeca/Roberto Seidel

Kein Stadion in Hamburg

Schaut man beispielsweise auf Meister Rhein Fire, wo man in Duisburg ein Fußball-Drittliga-Stadion mit einer Kapazität von 31.500 Zuschauern fand, ist der ELF-Headquarter-Standort Hamburg eher dürftig ausgestattet. Das liegt auch daran, dass man in der Hansestadt kein mittleres Stadion für rund 15.000 Fans hat. Das Problem ist der Politik seit Jahren bekannt. Passiert ist bisher nichts. Die HSV-Arena (57.000 Zuschauer) ist auf Dauer zu groß und zu teuer. Das Millerntor des FC St. Pauli mit einem Fassungsvermögen von knapp 30.000 Plätzen steht gar nicht zu Verfügung. Und das war es dann auch schon an der Elbe.

Sea Devils „gastieren“ wieder im Volksparkstadion. Foto: Lobeca/Roberto Seidel

Auswärts zuhause

So gehen die “Seeteufel“ in der vierten ELF-Saison auf Reisen und wollen Fans in anderen Städten für sich begeistern: Bremen, Hannover und nun sogar Kroatien. Für die Hamburger Fans dürften die Fahrten zwar spannend sein, doch längst nicht alle werden diese Wege auf sich nehmen. Und fraglich ist, ob man außerhalb der Hansestadt überhaupt die große Nachfrage bekommt.

Liga wächst nicht schnell genug

Zwar gibt das Hamburger Franchise bei jeder Gelegenheit an, dass man offiziell beim Spiel gegen Rhein Fire 32.500 Zuschauer im Volksparkstadion begrüßte, doch geblieben ist danach nicht viel. Die restlichen Heimspiele an der Hoheluft besuchten im Schnitt gerade einmal nur rund zehn Prozent davon. Der Testballon in anderen Städten anzukommen, ist vermutlich auch ein nächster Hilferuf den “großen europäischen“ Football nach Vorbild der NFL in Nordamerika zu etablieren. Nach drei Jahren kann man möglicherweise behaupten, dass der große Run auf die beliebte amerikanische Sportart ausblieb. Gewinnbringend dürfte das für die Investoren und Partner jedenfalls nicht sein. Zahlen dazu findet man nicht. Im Gegensatz zur German Football League (GFL) sind es pro Heimspiel nur 2.500 Fans mehr, die die ELF begeistert. Eine Steigerung haben allerdings beide Ligen zu verzeichnen.

ELF-Tourismus auch anderswo

Doch nicht nur die Sea Devils weichen aus. Andere Teams haben einige ihrer Heimspiele ebenfalls an andere Orte verlegt: Cologne Centurions (Tivoli Aachen), Panthers Wroclaw (Tarczynski Arena) und Munich Ravens (Max-Morlock-Stadion Nürnberg) gehen neue Wege. Sicherlich auch, weil die Fußball-Europameisterschaft in diesem Sommer in Deutschland ist.

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Die Lübeck Cougars waren schon Mal auf der Lohmühle. Foto: Lobeca/Felix Schlikis

Lübeck soll ein “Heimspiel“ bekommen

Die Hamburger haben bei einer letzten Partie noch nicht bekannt gegeben, wo diese steigt. Es ist zu vermuten, dass am 15. Juni gegen die Prager Löwen ebenfalls nicht die Hoheluft das „Zuhause“ sein wird. Der Weg an die Ostsee scheint da der Nächste. Die Lübeck Cougars hatten im Stadion des VfB Lübeck bereits einige Heimspiele ausprobiert. Zuletzt wählte man 2019 die Lohmühle. 1.400 Fans sahen damals einen Derbysieg in der GFL2 gegen die Hamburg Huskies. Die Sea Devils sollen eine Anfrage nach Lübeck geschickt haben. Doch auch Kiel und damit das Holstein-Stadion scheint im Gespräch zu sein. Bis 2012 gab es dort Touchdowns der Baltic Hurricanes zu sehen. Die beiden Stadien im Norden würden gut in den Radius der Sea Devils fallen und etwa wie Bremen und Hannover mit einer Stunde Fahrtzeit von Hamburg aus noch im Bereich des Erträglichen zu sein. Wie sich das dann am Ende rechnet, ist mit großer Spannung zu sehen. Und auch, ob es einen neuen Zuschauerrekord im Volksparkstadion gibt.

Eric Schlomm (Sea Devils) würde ein echtes Heimspiel haben. Der Ex-Lübecker spielte für die Cougars und Fußball beim VfB Lübeck. Archivfoto: Lobeca/Roberto Seidel

Neue Gesichter auf dem Feld?

Das Team stellt sich zumindest neu auf. Nicht nur der General Manager wechselte von Max Paatz (jetzt Rhein Fire) zu Mark Weitz. Der Kader wird sicherlich ganz anders aussehen. 19 Spieler stehen bis jetzt auf der eigenen Homepage für die neue Saison. Bis zum 29. Februar ist das Transferfenster noch geöffnet. Abgänge gab es dafür einige. Viel Zeit bleibt da also nicht mehr, noch rund 40 Spieler für das Rooster zusammenzustellen. Im Norden ist man sogar skeptisch, denn für hohe Aufwandsentschädigungen ist man nicht bekannt.

Am meisten erwartete Sportveranstaltung in der Region?

  • Lübecker Stadtderby im Fußball (62%, 171 Votes)
  • Beachvolleyball-Turniere an der Ostsee (10%, 28 Votes)
  • Segelregatta Travemünder Woche (8%, 23 Votes)
  • Lübecker Marathon (7%, 18 Votes)
  • Boxen "Fight Night" (7%, 18 Votes)
  • Handball-Landesmeisterschaft (6%, 17 Votes)

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Der Heim-Spielplan

1.6. Paris Musketeers, Weserstadion Bremen
15.6. Prague Lions, noch ohne Spielort
14.7. Rhein Fire, Volksparkstadion Hamburg
28.7. Frankfurt Galaxy, Arena Hannover
18.8. Cologne Centurions, Arena Hannover
24.8. Madrid Bravos, Subicevac Stadion, Sibenik/Kroatien

Bildquellen

  • Eric Schlomm: Lobeca/Roberto Seidel
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