„Ganz Hamburg hasst die Polizei“: Unterstützung vom Millerntor – HSV in der Zwickmühle

Lage an der Elbe zwischen Behörden und Fans spitzen sich zu

Choreo auf der Nordtribüne gegen die Polizei. Foto: Lobeca/Henning Rohlfs

Hamburg – Eine Fan-Choreografie vor dem 1:0-Heimspielsieg des Hamburger SV gegen die SV Elversberg sorgte für eine Menge Unmut, außerhalb der „Aktiven Szene“. Auf der Nordtribüne wurde ein großes Banner ausgerollt, auf dem das Polizei-Wappen der Hansestadt mit den Buchstaben ACAB (All Cops are Bastards) zusammen mit zwei weiteren Spruchbändern “Niemals Freund, niemals Helfer“ und “Ganz Hamburg hasst die Polizei“ zu sehen war.

Supporters klagen an: „willkürlich, unverhältnismäßig und rechtswidrig“

Ob die Aktion vom Verein genehmigt worden war, ist nicht klar. Dafür Verein zuständig und der hat eine eigene Abteilung für die Anhänger, den “Supporters Clubs“. Dieser gab zusammen mit der “Fanhilfe Nordtribüne“ in der Vorwoche ein Statement zum Polizeieinsatz nach dem Auswärtsspiel bei Hansa Rostock heraus (HL-SPORTS berichtete).

Darin heißt es: „Auf der Rückreise vom Auswärtsspiel in Rostock wurden am Samstagabend 855 HSV-Fans bei kritischer Versorgungslage Ziel einer polizeilichen Maßnahme am Bahnhof Bergedorf. Die Polizei begründete dieses einschneidende Vorgehen mit der Suche nach einer mittleren zweistelligen Zahl an Verdächtigen, die im Rahmen eines Vorfalls im September 2023 in Mannheim auffällig geworden sein sollen. Die letzten HSV-Fans wurden erst am Sonntagmorgen um 02.21 Uhr nach ca. 7 Stunden aus der Maßnahme entlassen. Der gesamte Einsatz war willkürlich, unverhältnismäßig und rechtswidrig. Ein großer Dank gilt allen, die sich solidarisch verhalten haben. Die Versorgung mit Wasser im Zug konnte nur durch den Einsatz vieler HSV-Fans notdürftig gewährleistet werden. Alle Betroffenen bitten wir Gedächtnisprotokolle anzufertigen und sich bei der Fanhilfe Nordtribüne (per Mail fanhilfe@nordtribuene-hamburg.de oder beim nächsten Heimspiel) zu melden. Wir werden sie unterstützen, rechtliche Schritte einzuleiten. Das schließt insbesondere ein strafrechtliches Vorgehen gegen die Einsatzleitung sowie die Geltendmachung von Schadensersatzansprüchen ein. Fanhilfe Nordtribüne & HSV Supporters Club“

Martin forderte Stellungnahme

Das Banner beim Spiel gegen die Saarländer sorgte nun im Nachgang für Stress. Bundestagsabgeordnete Dorothee Martin (SPD) teilte über “Twitter“ mit: „Hey hsv, wo ist denn eure Stellungnahme dazu? Wir reden hier über die Polizei, die jedes eurer Spiele begleitet und schützt!“

HSV reagiert

Die ließ nicht lange auf sich warten. Schon zum Mittag meldete sich der Zweitligist und gab die geforderte Meinung zu der Choreo ab: „Wir, die HSV Fußball AG und das Präsidium des HSV e.V., distanzieren uns klar und in aller Deutlichkeit von den Botschaften und Inhalten dieser Choreografie. Unser Wohnzimmer, das Volksparkstadion, ist kein Platz für Hass-Botschaften und kein Platz für pauschale Verurteilungen von Menschen und Berufsgruppen. Wir als HSV stehen für Miteinander, für Austausch – gerne auch kontrovers – und für respektvollen Umgang. Mit dieser Haltung werden wir auch in dieser Thematik weiter vorgehen. Wir werden in den sehr kritischen internen Dialog mit den Urhebern dieser Choreografie treten, wir werden weiterhin den vertraulichen und internen Austausch mit Polizei und Behörden wählen und wir werden intern aufarbeiten, wie eine solch unangebrachte Choreo in unserem Stadion veröffentlicht werden konnte und wieso dieses Vorgehen viele Unbeteiligte ohne ihr Wissen als Mitmacher einbezogen hat.“

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Unterstützung vom Millerntor

Überraschende Unterstützung bekamen die Choreo-Verantwortlichen ausgerechnet vom Millerntor. Anhänger des Stadtrivalen hielten nur einen Tag nach dem Vorfall während der Rostock-Rückkehr ein Spruchband in der Südkurve beim Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig hoch: „6 Stunden Bergedorf habt nicht mal ihr verdient! ACAB“ Die hatten schon einige Male ebenfalls ihre Erfahrung mit der Polizei gemacht. Erinnerungen an massive Einsätze gegen Hooligans bei Stadtderbys waren in der Vergangenheit immer wieder Thema an der Elbe. Anscheinend sind sich die Ultras bei der Clubs, wenn auch nicht sonst so oft, in diesem Thema einig.

Wie geht es weiter?

Am kommenden Sonntag hat der HSV wieder ein Heimspiel, dieses Mal gegen den VfL Osnabrück. Man darf gespannt sein, wie der Verein und die Fans bis dahin mit dem Thema umgehen.

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