Platzverweis, Platzsturm, Platz 17: “Fußball-Chaos“ an der Ostsee – Hansa Rostock verliert und nimmt Kurs Richtung 3. Liga

Fans attackieren Spieler während und nach Heimspiel gegen Rote Teufel

F.C. Hansa Rostock. Archivfoto: Lobeca/Marcus Kaben

Rostock – 0:3! Dreimal Ragnar Ache! Ein weiterer Tiefpunkt für den F.C. Hansa Rostock am Sonnabend in der 2. Bundesliga. Der Tabellenvorletzte unterlag zu Hause gegen den direkten Abstiegskonkurrenten 1. FC Kaiserslautern und verlor damit wertvollen Boden im Kampf um den Klassenerhalt. Die “Kogge“ nimmt Kurs auf die 3. Liga.

Hüsing kassiert Platzverweis

Schon nach sechs Minuten gerieten die Rostocker auf die Verliererstraße. Eine Flanke von links verpasste in der Mitte Ache noch knapp den Kopfball und der Ball landete bei Opoku. Der frühere Hansa-Leihspieler legte quer und dort stand der 25-Jährige und schob die Kugel zwischen Hüsing und Keeper Kolke zur Führung ein. Der FCH-Schlussmann hatte danach Glück, dass der Torschütze ihn nach einem Eckball sieben Minuten später anging und er dadurch das Spielgerät wegsprang. Der Treffer von Kaloc zählte nicht. Nicht einmal 60 Sekunden danach brannte es wieder lichterloh im Strafraum der “Kogge“. Hüsing verlor den Ball vor dem eigenem 16er an Redondo, doch der scheiterte an Kolke im Eins-gegen-Eins- Duell. Für Oliver Hüsing war es ein Tag des Grauens und schon in der 37. Minute vorbei. Der Innenverteidiger sah die Gelb-Rote Karte, weil er Redondo am eigenen Strafraum ummähte. Klare Sache und keine clevere Aktion des 31-jährigen Rostockers – drei Minuten zuvor sah er den Gelben Karton nach einem Foul an Ritter. Hansa fortan also nur noch zu zehnt. Nachspielzeit: 7 Minuten. Die Mecklenburger hielten sich bis zum Kabinengang schadlos.

Ache mit Hattrick

Die Pausenansprache von Hansa-Coach Mersad Selimbegovic hatte es vermutlich in sich, denn seine Mannschaft präsentierte sich deutlich besser nach dem Seitenwechsel. Trotzdem war der FCK wieder mit einer Chance dran. Ache (57.) scheiterte dieses Mal aus Nahdistanz an Kolkes Fuß. Vielleicht hätte die Partie eine andere Richtung genommen, wenn Sing (61.) nicht nur das Außennetz des Lauterers Gehäuses getroffen hätte. Die Roten Teufel dagegen waren da erfolgreicher, besser gesagt Ache. Der markierte nämlich fünf Minuten später das 2:0. Hier sah Kolke ganz schlecht aus, denn einen Fernschuss von Kaloc wehrte er direkt vor die Füße des Kaiserslauterners Angreifer ab, der keine Probleme hatte, den Ball im Netz zu versenken. Saisontreffer Nummer 12 von ihm folgte in der 76. Minute. Niehues verlängerte eine Ritter-Ecke mit dem Kopf zum Hattricker Ache – 3:0. Hansa war spätestens jetzt geschlagen. Den Jubel vor dem Gästeblock ertrug ein Anhänger der Hausherren nicht, denn dieser stürmte auf den Platz und attackierte den Torschützen. Dessen Mitspieler gingen sofort dazwischen und der Ordnungsdienst kam kurz danach dazu, führte den Platzstürmer in die Katakomben.

Zuschauer springt von Tribüne

Die Polizei teilte folgendes dazu mit: „Im Nachgang des in der 76. Minute erfolgten 0:3 sprang ein Fan des F.C. Hansa Rostock von der drei Meter hohen Ost-Tribüne in den Stadioninnenraum und konnte auf das Spielfeld gelangen. Dabei versuchte die Person die Spieler des 1. FC Kaiserslautern zu erreichen. Der 29-jährige Deutsche wurde durch eingesetzte Ordner festgehalten und vom Spielfeld entfernt. Es wurde Strafanzeige wegen Hausfriedensbruchs und versuchter Körperverletzung gefertigt. Die weiteren Ermittlungen werden durch das Kriminalkommissariat Rostock geführt.“ Unglaublich, was im Ostseestadion so alles möglich ist. Es war nicht das erste Mal, dass es dort zu Verfehlungen von Fanseite kam.

Aluminium verhindert schlimmeres

Als sich alles wieder beruhigte, wurde zu Ende gespielt. Der FCK traf noch die Latte durch Puchacz (81.) und Kolke rettete noch einmal gegen Elvedi (88.). Den Schlusspfiff bekamen einige Hansa-Fans gar nicht mehr mit, denn sie verließen das Stadion schon viel früher. „Außer Kolke, könnt ihr alle gehen“, war durch das Rund zu hören.

Noch ein Fan gelang auf den Platz

Ein Anhänger der Gastgeber schaffte es allerdings danach noch einmal auf den Platz und lief einmal über den gesamten Platz. Erst am gegenüberliegenden Tor wurde er von Ordnern zu Fall gebracht. Die Polizei hatte rund um das “Risikospiel“, wie es im Vorweg eingestuft wurde, einiges zu tun. Mehrere Verstöße gegen das Sprengstoffgesetz und feststellen geringer Mengen von Betäubungsmitteln wurden zur Anzeige gebracht. Genauso wie in der ersten Halbzeit, als FCH-Fans mehrere Transparente, die Beleidigungen gegen zwei Medienvertreter enthielten, entrollten. „Zudem wurde durch Anhänger des Heimvereins nach Ende der Halbzeitpause Pyrotechnik abgebrannt. Zu den entsprechenden Vorfällen wird durch die Polizei unter anderem wegen Beleidigung und wegen des Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz ermittelt“, hieß es in einer Polizeimitteilung nach der Begegnung.

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Roßbach versteht die Fans

Es ging allerdings noch weiter. Einige hundert Hansa-Anhänger belagerten den Spielerausgang des Ostseestadion und stellten die Profis des Tabellen-17. zur Rede. Gegenüber “NNN“ sagte Abwehrspieler Damian Roßbach: „Nach solch einer Leistung müssen wir das aushalten. Aus meiner Sicht war das auch völlig im Rahmen.“

Nicht viel Zeit bis zum nächsten Abstiegsfinale

Am kommenden Freitag schon ist der F.C. Hansa Rostock im nächsten Abstiegsfinale gefordert. Es geht zu Eintracht Braunschweig. Die Niedersachsen unterlagen in Nürnberg 1:2 und stehen zwei Punkte vor den Mecklenburgern auf dem Relegationsplatz. Bis dahin wird es vermutlich viel Gesprächsstoff an der Ostsee geben. Der Verein kommt nicht zur Ruhe und hat intern und extern eine Menge aufzuarbeiten.

Stellungnahme des F.C. Hansa Rostock

Am Abend gab es erste Stellungnahme von Seiten des Clubs. Darin heißt es: „Bei unserem Heimspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern (02. März 2024) ist es einem Zuschauer nach dem 3:0-Führungstreffer der Gäste (76. Minute) gelungen, von der Ost-Tribüne aus in den Innenraum auf das Spielfeld zu gelangen und versuchte die Spieler des 1. FC Kaiserslautern zu erreichen, die vor dem Gästeblock ihr Tor bejubelt hatten. Der Zuschauer konnte durch den Ordnungsdienst zeitnah überwältigt und aus dem Innenraum gebracht werden, sodass die Partie nach einer kurzen Unterbrechung wieder fortgesetzt wurde. Der F.C. Hansa Rostock entschuldigt sich beim 1. FC Kaiserslautern und seinen Spielern für diesen inakzeptablen Übergriff in aller Form und bedauert diesen Zwischenfall sehr. Nach der 0:3-Niederlage hatten sich zudem rund 250 Hansa-Fans für eine Aussprache mit der Mannschaft und den Trainern auf dem West-Vorplatz versammelt – wodurch die Gäste des VIP-Bereichs das Ostseestadion nicht gleich nach Abpfiff verlassen konnten. Bei diesem emotionalen, aber konstruktivem Austausch gab es keine Vorkommnisse.“

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Der 24. Spieltag (1.-3.3.2024)

Schalke – St. Pauli 3:1
Berlin – Kiel 2:2
Hannover – Düsseldorf 2:2
Rostock – Kaiserslautern 0:3
Nürnberg – Braunschweig 2:1
Karlsruhe – Fürth 4:0
Hamburg – Osnabrück (So., 13.30 Uhr)
Paderborn – Magdeburg
Elversberg – Wiesbaden

Die Tabelle

1.FC St. Pauli2444 : 2548
2.Holstein Kiel2446 : 3443
3.Hamburger SV2346 : 3341
4.Hannover 962445 : 3338
5.SpVgg Greuther Fürth2436 : 3338
6.Fortuna Düsseldorf2450 : 3437
7.SC Paderborn 072336 : 3837
8.Karlsruher SC2448 : 4035
9.Hertha BSC2445 : 3934
10.1. FC Nürnberg2434 : 4333
11.SV 07 Elversberg2335 : 3732
12.1. FC Magdeburg2338 : 3330
13.FC Schalke 042437 : 4629
14.SV Wehen Wiesbaden2326 : 3027
15.1. FC Kaiserslautern2438 : 4825
16.Eintracht Braunschweig2423 : 3724
17.F.C. Hansa Rostock2422 : 4122
18.VfL Osnabrück2320 : 4515

Bildquellen

  • Hansa-Bus: Lobeca/Marcus Kaben
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