Enge Duelle am Waldeck: Blitzturnier wird zu Elfmeter-Festspielen

Altona 93 gewinnt Blitzturnier von Eutin 08

Den Pokal durfte am Ende Altona 93 in die Luft stemmen. Foto: Niklas Runne
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Eutin – Vorbereitungsturniere sind ein sehr gern gesehenes Mittel, um in der Sommerpause zu testen. In mehreren Spielen bietet sich die Chance, verschiedene Spielideen umzusetzen. Zudem gibt es den Hauch eines Wettbewerb-Gefühls. So ein Turnier sollte am gestrigen Sonnabend auch in Eutin steigen. Vier Teams trafen am Waldeck aufeinander. Das Teilnehmerfeld war sehr gut besucht. Neben dem Regionalligisten VfB Lübeck, gingen auch die Hamburger Oberligisten Altona 93 und Niendorfer TSV, sowie Gastgeber Eutin 08 an den Start. Die Besucher sollten einige enge Partien sehen. Doch beim Stichwort Zuschauer ist der Turnierorganisator zwiegespalten.

VfB braucht etwas

Bereits zum Auftakt um 12 Uhr wartete ein echter Kracher. Der Hamburger Meister Altona 93 forderte den Drittligaabsteiger VfB Lübeck. Beide Teams gingen mit nahezu Bestbesetzung ins Rennen. Während beim AFC, Spieler wie Pascal El-Nemr oder Ex-Eutiner Rasmus Tobinski begannen, die einen großen Anteil an der starken Saison hatten, setzte auch Guerino Capretti auf eine starke Mannschaft. Wie bereits gegen den FC Dornbreite agierte der VfB im 4-3-3. Luca Menke und Kevin Bukusu begannen in der Innen,- und Robin Kölle, sowie Marvin Thiel auf den defensiven Außen. Im Mittelfeld waren Julian Albrecht, Jorik Wulff und Morten Wahl gelistet, vorne startete auf der rechten Seite Felix Drinkuth, gegenüber Mika Lehnfeld und im Zentrum Herdi Bukusu. Es sollte eine offensive Ausrichtung sein, doch in den ersten Minuten waren es die Hamburger, die den Weg nach vorne suchten. Ein Fehlpass der Lübecker brachte die erste Chance. Tobinski (1.) schoss allerdings rüber. Ein Abtasten gab es nicht, denn beide suchten den Weg nach vorne. Vor allem über Neuzugang Max Düwel, der auf dem linken Flügel der 93er spielte, wurde es gefährlich. Kölle hatte große Probleme, so wie vor dem 0:1. Der besagte Neue setzte sich stark durch und spielte den Ball in die Mitte, wo Tobinski einschob. Es war schon früh eine verdiente Führung. Lübeck hatte große Schwächen in der Anfangsphase. Doch mit zunehmender Dauer bekam die Capretti-Elf mehr Zugriff. Sie stabilisierten sich und auch nach vorne ging mehr. So zog Lehnfeld (19.) mal aus der zweiten Reihe ab und plötzlich schlug der Ball im langen Eck ein. Ein schöner Abschluss sorgte für den Ausgleich. Die ersten 30 Minuten waren Geschichte und es sollte in die zweite Hälfte gehen. Chancen waren es eher wenige. Grün-Weiß hatte mehr vom Spiel, auch die besseren Annäherungen, doch ein Tor sollte nicht fallen.

Robin Kölle (r., VfB Lübeck) hatte in der Anfangsphase durchaus Probleme mit Gegenspieler Max Düwel (l., Altona 93). Foto: Niklas Runne

Erst rutscht er weg, dann treffen sie den Pfosten

Also sollte der erste Finalist im Elfmeterschießen ermittelt werden. Nachdem Gianluca Przondziono sicher getroffen hatte, rutschte Wulff weg, schoss sich dabei selbst ans Bein, doch traf. Für alle war eigentlich klar, der wird nicht zählen, doch das tat er. Die Diskussionen waren verhältnismäßig groß. Alle sollten treffen, doch dann kam Julian Albrecht. Der Neuzugang vom FC Hansa Rostock II traf den Pfosten. So hatte Adrian Goransch die Chance und er traf. Somit zog das Team von Andreas Bergmann ins Endspiel ein. Während der VfB Lübeck scheiterte und ausschied.

Jorik Wulff (VfB Lübeck) rutschte im Elfmeterschießen aus. Foto: Niklas Runne

Blitzstart

Der Finalgegner wurde ermittelt aus dem Gastgeber Eutin 08 und dem Niendorfer TSV. Die Rosenstädter stiegen als Landesliga-Meister in die Oberliga auf und befinden sich seit dem 25. Juni im Training. Gegen den gestandenen Fünftligisten war es ein erster Härtetest. Das Team von Dennis Jaacks legte los wie die Feuerwehr. Nach drei Minuten ging 08 in Führung. Natürlich war es Torjäger Leon Dippert. Daraufhin wurden sie allerdings ziemlich passiv. Sie spielten nicht weiter nach vorne, sondern die Niendorfer übernahmen die Kontrolle. Knapp zehn Minuten waren gespielt, da gab es einen Freistoß aus einer aussichtsreichen Position für den NTSV. Ibrahim Ali übernahm die Verantwortung und hämmerte den Ball an die Latte. Die Hanseaten hatten die Oberhand und für Eutin wurde es ganz bitter. Youngster Ben Tchou Tchoui verletzte sich und konnte nicht mehr am Turnier mitwirken. Die Ostholsteiner waren defensiv gefordert, machten es gut, doch ein ruhender Ball führte dann doch zum Ausgleich. Ali brachte den Ball herein und Brandolf Duah (27.) nickte ein.

Ben Tchou Tchoui (l., Eutin 08) musste verletzungsbedingt vom Feld. Foto: Niklas Runne

Gastgeber lässt den Sieg liegen

Nach dem Seitenwechsel wurde der Gastgeber wieder aktiver. Erst war es ein Eckball von Cedric Schrake, den Tim Zittlau knapp verpasste. Kurz darauf brachte Kapitän Tim Schüler einen Freistoß herein und diesmal köpfte Zittau knapp am Tor vorbei. Jaacks schien in der kurzen Pause die richtigen Worte gefunden zu haben, denn nun war seine Mannschaft der erneuten Führung deutlich näher. Ungefährlich war Niendorf allerdings nicht. Ein Konter brachte plötzlich die Mega-Chance. Ali kam alleine vorne Luca Kiecok zum Schuss, doch der Schlussmann parierte überragend. Somit verhinderte er den Rückstand. Doch trotz dieser Möglichkeit war Eutin im zweiten Durchgang klar besser. Sie hatten deutlich mehr Offensivaktionen, nutzten diese allerdings nicht. So hatte Max Golovcanski die dicke Gelegenheit auf den Sieg seiner Ostholsteiner. Also sollte es auch im zweiten Halbfinale ins Elfmeterschießen gehen.

Nico Kocks (Eutin 08) ließ eine von vielen Möglichkeiten ungenutzt. Foto: Niklas Runne

Zweites Elfmeterschießen

Niendorf begann und die ersten fünf Schützen trafen. 08 musste also nachziehen, doch Schrake scheiterte am Torhüter. Doch dieser bewegte sich zu früh von der Linie, sodass der Elfmeter wiederholt wurde. Im zweiten Versuch traf er dann doch, auch wenn Gian-Luca Graefe noch dran war. Beide bewegten sich also noch im Gleichschritt. Erneut legten die Hamburger vor, doch Nico Kocks vergab. So hatte Lennard Speck das Finalticket auf dem Fuß und obwohl er wegrutschte, traf er. Niendorf zog in einem engen Spiel ins Endspiel ein und sollte auf Ligakonkurrent Altona 93 treffen.

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VfB macht Druck

Im kleinen Finale kam es also zum Duell der beiden Schleswig-Holsteiner. Der VfB Lübeck traf auf den Gastgeber Eutin 08. Für viele war es wohl das Traumfinale bei diesem Blitzturnier. Lübeck setzte auf eine junge Mannschaft. In der Innenverteidigung rückte Jannik Westphal neben Kevin Bukusu. Außen begannen zudem Leon Sommer (Rechts) und Bent Andresen (Links). Eine interessante Personalie sollte den Sechser bilden. Tom Becker aus der U21, auffällig durch seine Körpergröße, übernahm diese Rolle und sollte es gut machen. Vorne begann auf dem rechten Flügel Perry Dodoo. Von Beginn an spielte der VfB in Richtung gegnerischen Strafraum. Sie traten in der Anfangsphase spielbestimmend auf und bekamen gute Chancen. Nach einem Pass aus dem Mittelfeld kam Albrecht alleine vor Rene Hohenstein zum Abschluss, doch der Torhüter der Ostholsteiner hielt stark. Dies tat er auch wenige Minuten später. Einen Eckball von Dodoo brachte Herdi Bukusu, der erneut als Mittelstürmer agierte, gefährlich aufs Tor, doch erneut hielt der Keeper. Den Nachschuss haute der Neuzugang vom Bremer SV dann aber rein. Die verdiente Führung gegen kompakte Eutiner. Der Drittligaabsteiger machte direkt weiter. Andresen versuchte es aus der Distanz mit Gewalt, doch verzog knapp. Es war eine sehr dominante Hälfte der Mannschaft von der Lohmühle. Weitere Chancen waren da, denn sowohl Lehnfeld als auch erneut H.Bukusu ließen aussichtsreiche Gelegenheiten aus. So ging es nur mit einem 1:0 in die Pause.

Julian Albrecht (VfB Lübeck) scheiterte an Rene Hohenstein. Foto: Niklas Runne

Die jungen, wilden

Zur zweiten Hälfte wechselten beide etwas durch. Capretti brachte einige, weitere Youngster in Person von Ramiz Demir, Ali Ahmad, Tom-Luca Weist oder Velson Vazilja. Die erste Möglichkeit nach dem Seitenwechsel gehörte dem Regionalligisten. Demir verpasste knapp aus der Distanz. Sie machten weiter Druck, doch nicht mehr so wie vor der Pause. Dennoch erhöhte Grün-Weiß. Eine starke Einzelaktion des jungen Demir vollendete er höchstpersönlich. Es sollte die Entscheidung sein, doch Eutin hatte in diesem Spiel auch ihre Momente. Zweimal bekamen sie eine richtig gute Konterchance, doch beide Male rettete ein Lübecker Verteidiger. Zunächst war es Weist und wenige Minuten später Jannik Westphal, jeweils mit einer starken Grätsche im allerletzten Moment. Am Ende war es ein 2:0-Sieg und der dritte Platz für den VfB. Eutin beendete ihr eigenes Turnier auf dem vierten und somit letzten Rang, doch zeigte durchaus hoffnungsvolle Auftritte. Sie gingen als Außenseiter ins „Blitzturnier“ und waren gerade gegen den NTSV durchaus auf Augenhöhe.

NTSV dreht Rückstand, doch zittert sich ins Elfmeterschießen

Das Endspiel stand an und es kam zu einem Hamburg-Duell. Die beiden Oberligisten aus der Hansestadt Altona 93 und Niendorfer TSV trafen aufeinander. Favorisiert sollte das Team von der Adolf-Jäger-Kampfbahn sein. In der vergangene Saison wurden man nämlich Meister und bezwang den Finalgegner 5:0, sowie 1:0. Doch im Vergleich zum ersten Spiel rotierten beide Teams. Vor allem Andreas Bergmann veränderte seine Elf nahezu komplett. Vorne im Sturm begann so zum Beispiel ein alter Bekannter aus Lübeck. Oskar von Esebeck, ehemals beim VfB Lübeck II und zuletzt in der U23 von Holstein Kiel, war als Probespieler mit dabei. Bereits nach wenigen Momenten sollte dieser auch im Blickpunkt stehen. Zunächst traf Michael Gries den Pfosten und anschließend wurde von Esebeck gefoult. Es gab den Elfmeter. Früh war die Chance auf die Führung da und Gries (4.) nutzte diese. Anschließend kam Niendorf besser rein und glich durch Alaka-Rodrigue Wemakor aus. Damit nicht genug köpfte dieser nach einer Ecke zum 2:1. Das Team von Ali Farhadi drehte den Rückstand. Doch auf der anderen Seite tauchte Gries alleine vorm Tor auf, doch er wurde von Leandro Korth runtergerissen. Die Pfeife des Schiedsrichters blieb überraschend stumm. Nach der Pause übernahm Altona mehr die Kontrolle. Sie drängten den Gegner teilweise hinten rein, doch anfangs ohne gefährlich zu werden. Stattdessen bekam plötzlich der ehemalige Bundesliga-Profi Daniel Brückner die Riesenchance aufs 3:1. In der Schlussphase erhöhte der Hamburger-Meister den Druck und näherte sich an. Der Ausgleich lag in der Luft und er fiel. Niklas Jovanovic brachte eine Hereingabe, die immer länger wurde und am zweiten Pfosten Ezra Ampofo (56.) fand, der einköpfte. Nun wollte der AFC mehr, sie bekamen noch weitere Gelegenheiten, doch der Treffer fiel nicht mehr. So sollte der Turniersieger also im Elfmeterschießen ermittelt werden.

Im Finale trafen mit Altona 93 und dem Niendorfer TSV zwei Ligakonkurrenten aufeinander. Foto: Niklas Runne

Wildes Elfmeterschießen

Beide Teams setzten sich im Halbfinale bereits im Entscheidungsschießen durch. Nun sollte es erneut einer Mannschaft gelingen. Altona fing an und traf die Latte, Niendorf nutzte den ersten Fehlschuss und ging in Führung. Auf den Ausgleich reagierte Brückner souverän. Der dritte Schütze hieß Gries. Im Spiel traf er bereits Strafstoß, nun war es erneut die Latte. Bereits der zweite Fehlschuss und Niendorf blieb weiter sicher. Oskar von Esebeck machte es besser als sein Sturmpartner und jetzt scheiterte der NTSV. Es war der erste Matchball. Altonas Empofo traf, doch erneut hatten die Mannschaft vom Sachsenweg den Sieg auf dem Fuß. Doch Ibrahim Ali scheiterte kläglich. Somit war wieder alles offen. Nun sollten alle treffen, doch dann kam Niendorfs Leon Neumann. Er schoss über das Tor, sodass Altona 93 trotz gegnerischer Matchbälle, den Titel des Eutiner Blitzturnier einfuhr.

Organisator ist „zwiegespalten“

Abschließend galt es ein letztes Fazit zu ziehen. Organisator Lasse Leinweber sagte gegenüber HL-SPORTS: „Im Großen und Ganzen muss ich wirklich sagen, dass wir eine runde Sache hier hatten. Wir hatten ein gutes Turnier mit vier wirklich guten Mannschaften. Ich glaube, dass wir vier hochwertige Spiele gesehen haben. Ich bin froh darüber, dass auch Mannschaften wie der VfB oder Altona zugesagt haben hier vorbeizukommen. Aber auch Niendorf, die ja einen weiten Anfahrtsweg hierher hatten.“ Allerdings sieht man auch durchaus Verbesserungspotenzial. Mit nur gerade einmal knapp 100 Zuschauern hörte man die leichte Enttäuschung bei den Verantwortlichen heraus: „Zu den Zuschauern muss ich ehrlich sagen, da bin ich bisschen zwiegespalten. Ich hätte mir tatsächlich bisschen mehr erwartet, da muss man sehen, wie man im Vorwege, vielleicht in naher Zukunft bisschen anders rangeht, um das ganze vielleicht nochmal mehr zu bewerben. Ich glaube das der ein oder andere, das hier heute nicht so hundertprozentig auf dem Zettel hatte. Wir sind zwar viel über Social Media gegangen, aber ich glaube, dass das noch ausbaufähig ist.“ Zum Finale waren nur noch um die 30 Zuschauer vor Ort. Abschließend sagte Leinweber: „So muss man natürlich sagen, dass wir mit dem Wetter heute einerseits Glück hatten, dass es trocken geblieben ist, andererseits muss man da sagen, dass man durch das angekündigte Wetter, auch ein paar Zuschauer verloren hat. Im Großen und Ganzen sind wir aber wirklich zufrieden, sind froh, dass wir ein vernünftiges Blitzturnier veranstalten konnten und die Jungs alle verletzungsfrei geblieben sind, das ist ja auch immer viel Wert.“ Der VfB Lübeck spendete ihr errungenes Preisgeld an die Jugend von Eutin 08.

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