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StartRegionalligaVfB LübeckVfB Lübeck: Aufsichtsrat Marc Claßen über Gutes und Schlechtes

VfB Lübeck: Aufsichtsrat Marc Claßen über Gutes und Schlechtes

Vorsitzender kandidiert nicht mehr und spricht exklusiv mit HL-SPORTS

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Lübeck – Für Marc Claßen ist die Zeit als Amtsträger beim VfB Lübeck im Oktober vorbei. Der aktuelle Aufsichtsratsvorsitzende wird sich bei der bevorstehenden Jahreshauptversammlung (JHV) nicht mehr zur Wahl stellen. Über ein Jahrzehnt mit einer siebenjähriger Kinderzeit-Unterbrechung war der waschechte Anhänger der Grün-Weißen maßgeblich an Rettung und Aufstiegen beteiligt. Allerdings musste er auch die Insolvenzzeit durchleben sowie zwei Abstiege aus der 3. Liga. Seit 2021 stand Claßen dem Verein wieder zur Verfügung.

Keine neue Kandidatur

Am vergangenen Mittwoch gab der Ehrenamtler zusammen mit Tim Klüssendorf, Stephan Stabe und Thomas Schikorra bekannt, nicht mehr zu kandidieren. Die Gründe dafür sind bekannt (HL-SPORTS berichtete), aber noch vor seiner Entscheidung brachte der 45-Jährige zur JHV am 12. Oktober um 11 Uhr im “JUNIPER“ einen Punkt auf die Tagesordnung. Einen, der alle Mitglieder interessiert.

Satzungsänderungen geplant

Claßen ist Mitglied der “Arbeitsgruppe Satzung“, die den Traditionsverein auf die neue Zeit umstellen möchte. Im vergangenen Mai trugen er und seine Mitstreiter die Ideen auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung vor. Es wurde diskutiert und schnell klar, dass noch nachgebessert werden muss. Die Mitglieder gaben der AG Satzung den Auftrag mit, die “neue Satzung“ noch einmal zu überarbeiten. „Die alte Satzung war von ungefähr 2008, da verstand es sich von selbst, dass man die in der heutigen Zeit einmal auffrischen sollte. Wir haben viel Zeit investiert und am Ende von der Mitgliederversammlung den Auftrag erhalten, einige Dinge in der neuen Fassung zu überarbeiten. Es sollte dann eine neue außerordentliche Mitgliederversammlung geben, doch danach ist weder in der Satzungs-AG noch in den Gremien etwas passiert. Das ist nicht gut gelaufen. Ich habe mitbekommen, dass der Vorstand über Satzungsthemen entscheiden wollte, wie Christiane Büscher, die ebenfalls in der Satzungs-AG war, sie eingebracht hat. Das bedeutet, dass man sich drei bis vier Paragrafen heraussuchte, die Priorität haben sollten. Das ist leider nicht so kommuniziert worden, wie ich mir das in einem Verein vorstelle. Darum habe ich frist- und formgemäß alles weitere auf die Tagesordnungsliste setzen lassen, damit die Mitglieder entscheiden können, was für sie wichtig ist und nicht was der Vorstand vorgibt. Das war handwerklich vom Vorstand nicht optimal. Da bin ich mit Christiane im Austausch. Mit dem Antrag wollte ich nun zumindest das Fenster öffnen, dass die Mitglieder selbst entscheiden und nicht der Vorstand. Wie die gesamte Ladung gelaufen ist, war schon komisch. Die Frist für Anträge zur Satzungsänderung wäre so nicht mehr zu halten gewesen. Darum der Hilfsantrag.“

Nach dem Rücktritt

Der Diplom-Verwaltungswirt sprach zudem über die vergangenen Monate und die Rücktritte im Aufsichtsrat. „Der Rücktritt von Thomas Rehder hat uns überrascht. Danach mussten wir schnell zur Tagesordnung übergehen, weil wir solide Basis- und Sacharbeit liefern wollten. Das ist uns geglückt und es gab intern keine Querelen. Nach Außen ist nichts gedrungen und das sind für mich Merkmale eines gewissenhaften Arbeitens“, so Claßen. 

Von der “Tritten Hään“ zum “Chef-Chef“

Sportlich wollte sich der frühere Co-Trainer der 3. Mannschaft von der Lohmühle zum Liga-Team nicht äußern – „das ist in meiner Position als Aufsichtsrat nicht okay“, aber zu einigen Punkten der Finanzen sagte er etwas: „Der Etat wurde vor der Saison beschlossen. Der Sportvorstand muss damit arbeiten und hat sich zusammen mit dem Trainer dazu entschlossen, mehr Qualität statt Quantität zu verpflichten. Er hat sich bewusst für diesen Weg entschieden. In diesem Rahmen haben wir ihm freie Hand gelassen. Natürlich haben wir kritische Nachfragen gestellt, weil der Kader vielleicht zu klein gewesen wäre. Wenn dann der Sportvorstand im Laufe der Saison merkt, dass nachgelegt werden muss, dann muss er dem Aufsichtsrat ein stichhaltiges Konzept vorlegen, wie das gegenfinanziert wird. So konnte der Vorstand zwei weitere Spieler verpflichten. Wir sind natürlich mit weniger Etat als noch in der 3. Liga unterwegs, aber im sportlichen Segment in einem ähnlichen Bereich, wie nach dem ersten Abstieg. Damit kann man sicher nicht um den Aufstieg mitspielen, aber bei uns hat das auch niemand gesagt. Es ist ein solider Regionalliga-Etat. Absteigen sollte man damit nicht.“

Andere Sichtweisen

Gerade in der jüngsten Vergangenheit schien Unruhe aufzukommen. Sportlich lief es nicht, finanziell schiebt der Verein ein Darlehen in unbekannter Höhe vor sich her und im Aufsichtsrat? „Jeder von uns hat eine unterschiedliche Blickrichtung“, so Claßen – und er nahm Stellung zu den Berichten von HL-SPORTS aus der jüngsten Vergangenheit, meinte: „Dass es die “Fußball-Romantiker“ auf der einen und die “solide Wirtschaft für den Profi-Fußball“ auf der anderen Seite bei uns im Aufsichtsrat geben soll, wird von einigen Personen aktiv gezeichnet. Auch, dass die Kurve den Aufsichtsrat übernimmt, aber das gibt es nicht und ist Unsinn. Es wird ein Gespenst gemalt und Klischees bedient. Der geneigte Leser ist aber auch empfänglich dafür. Wir hatten nie Streitpunkte in wirtschaftlichen Fragen. Es kam jedoch auch vor, dass sich mal jemand in die Flicken bekam. Selbstkritisch muss man sagen, dass wir restlichen Mitglieder das aber auch nicht immer haben lösen können. Ansonsten haben wir im Frühjahr eine gemeinsame Stellungnahme herausgegeben, die einstimmig beschlossen wurde und der wir gefolgt sind. Kampfabstimmungen gab es nie.“

„Man muss einen goldenen Mittelweg finden“

Nun endet seine Amtszeit und Claßen sagt: „Ich kann den Rat geben, dass man, wenn man in so einem Gremium zusammenarbeitet, sich in die Augen gucken und mal ein Bierchen trinken muss. Man muss drei Jahre miteinander arbeiten. Es muss vor allem bei der Sacharbeit bleiben, Emotionen können schon mal in Ordnung sein, die Fakten sollten dennoch das Handeln beeinflussen, nicht Wahrnehmungen oder Meinungen. Da macht das Sinn, dass man sich vorab kennenlernt. Wir brauchen die Diversität des gesamten Vereins. Wir hatten beim VfB Lübeck schon alles. Wo wir nur Wirtschaft im Aufsichtsrat hatten, kam der Verein zu kurz und wo nur die Vereinsleute 2012 gestartet sind, fehlte die Wirtschaft etwas. Man muss einen goldenen Mittelweg finden und Mehrheitsbeschlüsse aushalten.“

Grün-Weißes Blut

Auch wenn Claßen zukünftig nicht mehr einen Kontrolleur des Vorstandes abgibt, wird er weiterhin auf die Lohmühle kommen und seinem VfB die Daumen drücken. Ob nun auf der Tribüne oder der Alten Holze… Er bleibt ein Grün-Weißer.

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Entscheidung von Timo Neumann steht schon lange fest

Doch nicht nur Claßen & Co. werden im künftigen Aufsichtsrat nicht vertreten sein, denn am Donnerstag erklärte Timo Neumann gegenüber HL-SPORTS seinen Verzicht auf eine Wiederwahl: „Es steht schon sehr lange bei mir fest, weil ich es meiner Familie versprochen habe, diese Amtszeit einmal auszusetzen. Das ist ein Entschluss, der schon über Monate feststand und alle im Verein wussten. Ich werde aber dem VfB im Bereich Sponsoring, Neugewinnung und Betreuung, erhalten bleiben. Genauso wie bei den sozialen Projekten – Bananenflanke, DKMS und Ronald McDonald-Haus. Da werde ich auf jeden Fall weiter mein Engagement haben. Mir ist es wichtig, dass man nicht das Gefühl hat, dass ich verschwinde.“

Damit ist klar, dass der zukünftige Aufsichtsrat sehr neu besetzt sein wird. Wer die Kandidaten sein werden, ist noch nicht bekannt. Die Frist für die Bewerbung läuft heute Abend (27.9.) ab. Die beiden Vertreter aus den Abteilungen sowie dem Fankreis sind automatisch im Aufsichtsrat vertreten, müssen allerdings am 12. Oktober durch die Mitglieder bestätigt werden.

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Bildquellen

  • Claßen: privat/oH
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