Derby-Nachschlag: Phönix „beängstigt“, VfB sieht „Unfähigkeit“ und Polizei gibt Abschlusserklärung ab

Unterschiedliche Wahrnehmungen eines Sonntags

Polizisten vor der Haupttribüne am Buniamshof Foto: Lobeca/Vivian Pfaff

Lübeck – Das Lübecker-Stadtderby zwischen 1. FC Phönix Lübeck und VfB Lübeck vom vergangenen Sonntag hatte einiges zu bieten. Das Meiste passierte neben dem Platz, genauer gesagt vor dem Anpfiff. Sportlich gab es beim Regionalliga-Duell keinen Sieger, das Spiel endete 1:1.

„Phönix-Family“ war „Überfall der Gäste ausgeliefert“

Ein Tag nach dem Derby zogen die Adlerträger in den Sozialen Medien ihr Fazit zu den Geschehnissen wie folgt: “Das war ein beängstigendes Derby-Erlebnis für unsere treuen Unterstützer. Die Anhänger unseres neugegründeten Fanclubs, der Phönix-Family, wurden im Rahmen des gestrigen Heimspiels von der aktiven Fanszene des VfB Lübeck überrascht. Dem Überfall der Gäste ausgeliefert, wurden diverse Fanmaterialien entwendet und Adler-Fans von ihren Plätzen verdrängt. Einige Mitglieder ergriffen die Flucht und konnten das Stadtderby so leider nicht mehr vor Ort im Stadion erleben. Zahlreiche Fans fühlten sich von der Polizei im Stich gelassen und blieben eingeschüchtert zurück. Der 1. FC Phönix Lübeck ist von den Vorfällen erschüttert. Stark bleiben, Phönix-Family!” 

„Mir reicht es, nur Lübeck in diesem Fall als Grün-Weißen Peter darzustellen“

Am Montagvormittag war man auf der Lohmühle damit beschäftigt, alle Fakten zusammenzutragen und VfB-Vorstandsvorsitzender Dr. Dieter Gudel erklärte gegenüber HL-SPORTS: „Wenn ein Verein meint, keine Sicherheitsbesprechung durchführen zu müssen, 25 Ordner bei einem Stadtderby anzusetzen, seine eigenen Defizite durch Ordnerfunktionen der Polizei abzudecken und auch noch meint, dass das Ticketing brauchbar sein soll, dann weiß ich nicht, was ich auf solche Statements (siehe oben, Anm.d.Red.) antworten soll. Mein Problem ist, dass sich Phönix anscheinend gerne in eine Opferrolle hinein begibt, denn sämtliche Statements lassen sich keinesfalls durch die beteiligten Unabhängigen bestätigen. Klar ist: Es gab keinen Blocksturm! Es gab nur ein schlechtes Sicherheitskonzept. Es ist eine Behauptung, dass VfB-Fans keine Tickets hatten. Es ist sogar eher anders herum, dass unsere Fans sich doch sehr gewundert haben, dass sie unter dem Dach auf der Haupttribüne dutzende Tickets frei kaufen konnten. Unsere Fans sind an einem Verkaufsoffenen Sonntag friedlich durch die Stadt gegangen und die Polizei hat mehrfach betont, dass es keine Auseinandersetzungen gab. Ich weiß nicht, ob der Phönix-Vereinsvertreter jemals einen Blocksturm erlebt hat – aktiv oder passiv – und sich in seiner Wortwahl reflektiert. Mir reicht es nur, Lübeck in diesem Fall als Grün-Weißen Peter darzustellen, um von der eigenen Unfähigkeit, Spiele in größeren Rahmen organisieren zu können, abzulenken. Das Verhalten unserer Fans bei einem Lokalderby war hervorragend. Wenn ein Verein 30 bis 50 Prozent seiner Tickets auf der Haupttribüne an gegnerische Fans verkauft, braucht er sich nicht zu wundern, wenn eine Zaunfahne abhanden kommt. Phönix will ablenken davon, dass sie ihr eigenes Ticketing nicht unter Kontrolle haben. Wenn Hertha BSC bei Union Berlin gespielt hätte und 1.500 Herthaner auf der 3.500 Personen fassenden Haupttribüne Karten im Block gekauft hätten, dann gäbe es einen Stadtteil nicht mehr. Jeder, der sich im Fußball auskennt, lässt so etwas nicht zu. Ich kenne Herrn Salomon nicht persönlich und setze mich mit seinen Gedankengängen auch nicht weiter auseinander.“

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Polizei spricht von einem ruhigen Verlauf

Am Sonntagabend hieß es schon von der Polizei-Leitstelle: „Das Spiel verlief ruhig, keine besonderen Vorkommnisse.“ Polizei-Pressesprecher Philipp Jagelle bestätigte diese Aussage am Montagnachmittag erneut und erklärte dazu: „Es gibt keine Erkenntnisse, die etwas Gegenteiliges darstellen.“ Bezogen auf die Frage, ob der Fanmarsch der VfB-Anhänger ruhig verlief, meinte Jagelle: „Auch hier gibt es keine Hinweise, die uns dazu verleiten lassen, etwas Gegenteiliges zu behaupten.“ „Es gab kurz vor dem Spiel eine Sicherheitsbesprechung mit allen Beteiligten“, so der Pressesprecher. Er fuhr fort: „Stand gestern und mit dem Einsatzleiter besprochen, haben wir Kenntnis von mindestens zwei Straftaten, die sich im Zusammenhang mit dem Spiel ereignet haben. Es wird wegen des Verdachts der Körperverletzung und wegen des Verdachts auf Raub ermittelt.“ Die Körperverletzung ereignete sich rund um die Pause im Bereich der Phönixer Anhänger. Ob es sich hierbei um eine Auseinandersetzung zwischen zwei unterschiedlichen Fans handelte oder eine private Sache war, ist noch unklar.

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